Der chinesische Leihradanbieter Ofo will sich nach einer dreimonatigen Testphase in Berlin vom deutschen Markt vorerst zurückziehen.
Gewohnt blumig hieß es von einer Unternehmenssprecherin: "Es handelt sich hierbei um eine strategische Entscheidung, welche auf der jeweiligen Marktleistung basiert." Eine Rückkehr nach Deutschland sei aber nicht ausgeschlossen.
Die neuen Dienste betreiben ihr Angebot als sogenanntes Free-Float-Modell. Die Nutzer können die Fahrräder also an jeder beliebigen Stelle wieder abstellen. Feste Stationen, wie teilweise bei DB Connect und Nextbike, gibt es nicht. "Um einen solchen Sharingdienst anzubieten, muss man erst eine große Menge an Bikes auf den Markt bringen", sagte Mobilitätsexperte Andreas Nienhaus vom Beratungsunternehmen Oliver Wyman. Nur so sei sichergestellt, dass auch immer und überall ein Fahrrad zur Verfügung stehe.
Wenn ein Dienst jedoch seine Räder vernachlässigt und diese Gehwege und Einfahrten versperren, löst das Unmut aus. "Die Menschen gehen dann dazu über, die Räder gezielt zu beschädigen", sagte Nienhaus. "Bei manchen Anbietern waren bis zu 90 Prozent ihrer Flotte betroffen." Auch Obike erging es in München nach dem Start ähnlich. Zuletzt beklagten sich zudem mehrere Städte über Probleme mit dem Anbieter - vor allem weil sie dort niemanden mehr erreichten, die silber-gelben Räder aber vielerorts im Weg stünden und Ziel von Vandalismus seien.
Andere Anbieter gehen behutsamer vor. Mobike etwa ist zwar inzwischen nach eigenen Angaben der größte Leihraddienst in Berlin mit mehreren Tausend Rädern. Begonnen hatte das Unternehmen im Herbst 2017 demnach aber mit rund 700 Fahrzeugen. Das scheint Erfolg zu haben. Während Ofo sich aus dem deutschen Markt zurückzieht, fasst Mobike hier zunehmend Fuß und bietet seinen Dienst inzwischen auch in Düsseldorf und Köln an - auch hier zunächst mit wenigen Hundert Rädern. Mit den Städten spricht sich das Unternehmen eng ab.
Mobike und Ofo haben mit den chinesischen IT-Riesen Alibaba und Tencent mächtige, aber auch seriöse Investoren im Rücken. Auch der Fahrdienstvermittler Uber ist inzwischen mit der Tochterfirma Jump auf dem Leihradmarkt aktiv. An PR-Desastern wie bei Obike dürften solche Investoren kein Interesse haben
(pb/dpa)