Nach dem tödlichen Unfall eines Uber-Auto in den USA beginnt die Debatte über autonomes Fahren

Wer hat Schuld? Ein tödlicher Unfall entfacht den Streit ums autonome Fahren neu

20.03.2018, 11:1420.03.2018, 13:45
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Nach dem ersten tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto der Firma Uber in der Stadt Tempe stellen sich ethische und andere Fragen. Ein Team der US-Verkehrsbehörde NHTSA nahm am Montag in der Stadt im US-Stadt Arizona die Ermittlungen auf. Dort war am Sonntagabend eine Frau, die die Fahrbahn überquerte, von einem Roboterwagen von Uber auf einer Testfahrt erfasst worden und starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen.

Die Frau habe die Fahrbahn "außerhalb eines offiziellen Fußgängerüberwegs überquert", teilte die Polizei in Tempe mit. Nach ihren Angaben war das Fahrzeug autonom mit Tempo 64 neun Stundenkilometer zu schnell unterwegs

Polizeichefin Sylvia Moir sagte der Zeitung "San Francisco Chronicle", das Video einer Kamera des Uber-Wagens zeige, dass die Frau "direkt aus dem Schatten auf die Fahrbahn getreten" sei. "Es ist klar, dass dieser Zusammenstoß in jedem Modus, ob autonom oder manuell, schwer zu verhindern gewesen wäre." Zugleich sei der nächste Fußgängerübergang hundert Meter entfernt gewesen.

Uber bedauerte den Vorfall. Von "unglaublich traurigen Nachrichten" sprach Uber-Boss Dara Khosrowshahi auf Twitter.

Uber teilte mit, das Unternehmen kooperiere mit den Ermittlern. Das Unternehmen stoppte vorläufig alle Testfahrten mit selbstfahrenden Autos. Der Fahrdienst-Vermittler testet seine Roboterwagen auch in San Francisco, Pittsburgh und Toronto.

Ethische und andere Fragen

Über den Einzelfall hinaus geht es auch um die möglichen Folgen für unsere Zukunft mit selbstfahrender Autos. Bisher dominierte in der öffentlichen Meinung der Glaube an die Technik. Und es setzte sich klar die Idee durch, dass sie gut für die Gesellschaft seien: Über 90 Prozent der Unfälle würden von Menschen verursacht, ohne Robotertaxis drohe der Verkehrsinfarkt in den Städten.

Mit neuen Mobilitätskonzepten bekämen dagegen die Menschen die Straßen der Städte für sich zurück, schwärmte Ford-Chef James Hackett erst im Januar. Auch die Technologie schien auf dem richtigen Weg: Passagiere selbstfahrender Testwagen beschreiben das Erlebnis meist als im positiven Sinne langweilig, weil die Fahrt so ereignislos und sanft verlaufe.

Auch Juristen und Ethik-Experten haben sich in die Debatte eingemischt. 

Wie entscheidet etwa der Algorithmus des autonomen Autos, wenn es beim Ausweichmanöver auf der Straße zwischen einem spielenden Kind und einem tattrigen Rentner entscheiden muss?

Gleich am ersten Tag übersah Uber die rote Ampel

Uber ist eines von mehreren Dutzend Unternehmen, die eigene Systeme für autonom fahrende Autos entwickeln und auf öffentlichen Straßen in den USA testen. Zugleich war das Roboterwagen-Programm des Fahrzeug-Vermittlers von Anfang an von Problemen belastet. Gleich am ersten Testtag in San Francisco wurde ein Uber-Wagen dabei gefilmt, wie er über eine rote Ampel fuhr. Zudem weigerte sich Uber zunächst, die nötige Lizenz zum Testen von Roboterautos zu beantragen und wurde zeitweise von der Straße verbannt.

Dass 90 Prozent der Unfälle auf Fehler von Menschen zurückgingen und die Technik autonomer Fahrzeuge sie verhindern werde, ist ein zentrales Argument der Entwickler von Roboterwagen. Zugleich bereitet sich die Branche darauf vor, dass es irgendwann auch einen Unfall mit Todesfolge mit selbstfahrenden Autos geben werde. Nach Angaben der NHTSA starben im Jahr 2016 mehr als 37 000 Menschen auf US-Straßen und die Zahl der Fußgänger-Tote stieg um neun Prozent an.

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