Mentalitätsscheiße. Ein tolles Wort, das Marco Reus da am Sonntagabend nach dem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt im Interview mit Sky erfand, nachdem er die Mentalitätsfrage gestellt bekam: "Das geht mir so auf die Eier. Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße. Jede Woche dieselbe Kacke", fluchte der Nationalspieler.
Kurz nach Schlusspfiff tat der BVB-Kapitän in seiner Wutrede vor laufender Kamera das, was bei seiner Mannschaft auf dem Feld etwas zu kurz kam: Er ging ins Risiko, in die Offensive.
Dass Reus nach 90 Minuten, zwei Führungen, einem Eigentor und einer Reporterfrage, die sich wie Salz in der Wunde angefühlt haben musste, so der Kragen platzte, kam bei manchem Fan nicht besonders gut an. "Die Nerven liegen blank" oder "Hätte er diese Gier, die er im Interview hatte, mal auf dem Platz gezeigt" lauteten unter anderem die Kommentare auf dessen Sky-Interview.
Vielleicht war Reus' Reaktion nicht besonders diplomatisch, vielleicht war die Mentalitätsfrage berechtigt. Aber einer muss bei Borussia Dortmund nun mal den Mund aufmachen. Der Verantwortliche des Teams, Trainer Lucien Favre ist nämlich kein Mann großer Worte. Ganz im Gegenteil wählte der Schweizer, der oft verschlossen und wenig emotional wirkt, sogar winzig kleine Worte bei seiner Einschätzung des 2:2 gegen die Eintracht: "Es war okay, aber es fehlt uns etwas. Es ist schwer, zu sagen. Insgesamt war es in Ordnung, aber nicht genug." Und weiter: "Manchmal haben wir nicht gut gespielt."
"Okay", "in Ordnung", "nicht gut" vs. "Eier", "Scheiße" und "Kacke". Da, wo Favre keine Kante zeigt, geht Reus in die Vollen und stellt sich vor die Mannschaft.
Vielleicht sollten sich der Trainer und sein Kapitän irgendwo in der Mitte treffen, und dann am kommenden Samstagabend zuhause gegen Werder Bremen wieder zeigen, dass Borussia Dortmund ein ernst zu nehmender Meisterschaftskandidat ist.
Was die Mentalität betrifft, hat Favre übrigens im Grunde die gleiche Meinung wie Reus, nur dass sie etwas weniger rabiat klingt: "Das hat nichts mit Mentalität zu tun."
Wichtig wird sein, dass Reus und seine Teamkollegen den Worten rund um die "Mentalitätsscheiße" Taten folgen lassen.