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Coronavirus: Indien hat DNA-Impfung ohne Pieks entwickelt

Der neue Impfstoff aus DNA-Plasmid wurde in Indien erfunden.
Der neue Impfstoff aus DNA-Plasmid wurde in Indien erfunden. Bild: Getty Images AsiaPac / Rebecca Conway
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Impfen ohne Pieks: Indien hat einen DNA-Impfstoff gegen Corona entwickelt

13.09.2021, 12:4313.09.2021, 16:59
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Eine Spritze ohne Nadel? Was sich irgendwie futuristisch und vor allem für Menschen mit panischer Angst vor Nadeln sehr verlockend anhört, wurde jetzt in Indien entwickelt. Der neue Corona-Impfstoff namens "ZyCov-D", der aus DNA-Plasmid entsteht, wird mittels Hochdruck in den Arm gepumpt. Entwickelt wurde er vom indischen Pharmaunternehmen Cadila Healthcare gemeinsam mit dem nationalen Ministerium für Biotechnologie. Dieser neue Impfstoff bekam nun die Notfallzulassung durch die indische Arzneimittelbehörde DCGI und darf ab sofort in Indien bei allen Menschen über zwölf Jahren eingesetzt werden.

Wie funktioniert der DNA-Impfstoff?

Der Impfstoff "ZyCov-D" funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie andere Corona-Impfungen: Er enthält ebenfalls den genetischen Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus. Wenn es in den Körper gelangt, kann dieser daraufhin eine Immunantwort mit Antikörpern entwickeln und den Körper so vor einer Infektion oder einem schweren Krankheitsverlauf schützen.

Der neue DNA-Impfstoff "ZyCov-D" unterscheidet sich von mRNA-Impfstoffen wie dem von Biontech/Pfizer und Moderna vor allem in der Art, wie der Bauplan in den Körper gelangt. Denn während die mRNA bei Impfstoffen schon vorhanden ist und nur das Zellplasma erreichen muss, ist es bei der DNA-Impfung nötig, bis tief in den Zellkern zu gelangen: Erst dort wird die DNA in die nötige mRNA umgeschrieben.

Ein weiterer deutlicher Unterscheid bei der DNA-Impfung ist die bereits erwähnte Anwendung: Anstatt das Vakzin wie üblich ins Muskelgewebe zu spritzen, wird es mit einem feinen Hochdruck-Flüssigkeitsstrom durch die Oberfläche der Haut gestochen. Was sich unangenehm anhört, soll weniger schmerzhaft als der Einstich einer Impfung sein.

"DNA-Impfstoffe lassen sich besser lagern und transportieren. Sie sind insgesamt stabiler und somit besser verfügbar."
Epidemiologe Timo Ulrichs gegenüber watson

Der Vorteil an dieser Methode ist laut dem indischen Ministerium für Biotechnologie, dass der DNA-Impfstoff leicht an Mutationen im Virus angepasst werden kann. Der Nachteil: es sind mindestens drei Dosen notwendig, um die angegebene Wirksamkeit von 67 Prozent zu erreichen. So dauert die Immunisierung länger und die Wirksamkeit liegt deutlich unter denen von Impfstoffen wie Biontech oder Moderna, die beide über 90 Prozent erreichen.

Bei uns in Deutschland wird der neue Impfstoff "ZyCov-D" wohl ohnehin nicht mehr zum Einsatz kommen, ist der Berliner Epidemiologe Timo Ulrichs überzeugt. Denn die Zulassung des Impfstoffs in Europa "wird noch eine Weile dauern, und bis dahin wird die Pandemie vorbei sein", sagt er gegenüber watson.

Hoffnung für den Süden im Kampf
gegen Corona

Gerade für andere Länder, die in ihrer Impfkampagne noch nicht so weit sind, könnte dieser Impfstoff aber Hoffnung geben. "DNA-Impfstoffe lassen sich besser lagern und transportieren. Sie sind insgesamt stabiler und somit besser verfügbar", erklärt Ulrichs. In Indien, wo der Impfstoff entwickelt wurde, gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Engpässe bei der Versorgung mit Impfstoff und der Kampf gegen Corona nahm dramatische Ausmaße an.

Inzwischen ist die Lage aber auch dort wieder entspannter. Auf einer Pressekonferenz am 20. Juli erklärte der indische Gesundheitsminister, dass sich bereits zwei Drittel der Bevölkerung mit Covid infiziert und dementsprechend nun Antikörper entwickelt. Aber auch die halten nicht ewig. Und bei einer Einwohnerzahl von 1,3 Milliarden, sind das immer noch 400 Millionen Menschen ohne Antikörper.

In Südamerika kämpft vor allem Brasilien noch mit der Corona-Pandemie. Das Land verzeichnet aktuell laut WHO über 583.000 Corona-Tote und fast 21 Millionen bestätigte Corona-Fälle. In Nordamerika sticht Mexiko auf der Landkarte mit seinen hohen Corona-Zahlen heraus – vor allem im direkten Vergleich zu Amerika. In Mexiko gab es circa 260.000 Corona-Tote und 3,4 Millionen Infektionen. In den USA sind es 640.000 Tote auf fast 40 Millionen Infektionen.

Aber werden sich die Menschen überhaupt mit dem neuen Vakzin impfen lassen? Auf die häufig geäußerte Angst der Impfskeptiker, ihr eigenes Erbgut werde durch eine DNA-Impfung verändert, entgegnet der Epidemiologe:

"Bei diesem Impfstoff wird zwar auf DNA-Ebene die Information für ein Virusantigen verabreicht, aber es handelt sich nicht um eine Veränderung des menschlichen Erbgutes. Das machen eher die Viren, indem sie ihr eigenes gesamtes Genom in das der Wirtszelle einbauen, diese dann kapern und für ihre Zwecke umsteuern."

Wer sich jetzt allerdings freut, bei der nächsten Impfung vielleicht dem unangenehmen Pieks zu entkommen, wird enttäuscht sein, denn "Die Verabreichung ohne Nadel ist auf diesen Impfstoff beschränkt", erklärt Ulrichs. Andere Impfstoffe müssen weiterhin gespritzt werden.

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