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Corona-Impfung für Kinder: Diese Mütter erzählen, wie sie sich entschieden haben

Young child with face mask getting vaccinated, coronavirus, covid-19 and vaccination concept.
Seit ein paar Wochen empfiehlt die Stiko Impfungen auch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. (Symbolbild) Bild: iStockphoto / Halfpoint
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Kinder impfen lassen oder nicht? Im watson-Gespräch erzählen zwei Mütter, warum sie bei ihrem Nachwuchs gegen den Corona-Schutz sind – oder eben nicht

08.09.2021, 17:4808.09.2021, 18:40
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Impfen oder nicht impfen? Ein heiß debattiertes Thema in dieser Zeit – vor allem, wenn es dabei um Kinder geht. Die Ständige Impfkommission (Stiko) gab am 16. August eine klare Impfempfehlung für Jugendliche ab zwölf Jahren heraus. Dennoch hadern viele Eltern immer noch mit der Entscheidung.

Watson hat mit zwei Müttern gesprochen. Melanie S. lebt in einem mittelgroßen Dorf in Rheinland-Pfalz. Sie arbeitet in der Buchhaltung eines Getränkelieferanten, ihr Mann ist Anwalt. Die beiden haben beschlossen, ihre Kinder nicht impfen zu lassen. Romy P. wohnt in einem kleinen Ort in der Lausitz und arbeitet im Bankenwesen. Ihre zwei Töchter haben die Corona-Impfung erhalten. Im Gespräch mit watson erzählen die Frauen über ihre Beweggründe und Ängste.

watson: Wie alt ist dein Kind?

Romy: Meine beiden Kinder sind jetzt 14 und 16 Jahre alt.

Melanie: Mein Sohn ist vor knapp drei Wochen zwölf Jahre alt geworden.

Hast du dich selbst impfen lassen? Wenn ja, mit welchem Impfstoff?

Romy: Ja, mit Biontech.

Melanie: Ich habe mich selbst impfen lassen. Der Impfstoff war von Biontech.

Hatten du oder deine Kinder sich schon mit Covid-19 infiziert?

Romy: Nein, niemand von uns in der Familie hatte bisher Corona.

Melanie: Weder mein Sohn noch meine Tochter haben sich bisher mit Covid-19 infiziert. Mein Mann und ich auch nicht.

"Wir haben die Kinder impfen lassen zur Vorbeugung schwerer Krankheitsverläufe durch eine mögliche Corona-Infektion und auch als Schutz für die Familie."
Romy P. gegenüber watson

Hast du dein Kind impfen lassen?

Romy: Ja. Die möglichen Risiken, an Covid zu erkranken, haben überwogen. Wir haben die Kinder impfen lassen zur Vorbeugung schwerer Krankheitsverläufe durch eine mögliche Corona-Infektion und auch als Schutz für die Familie.

Melanie: Ich habe meinen Sohn bisher noch nicht impfen lassen, meine Tochter ist sowieso noch zu jung. Vorab, ich bin keine Impfgegnerin. Meine Kinder sind so gut wie gegen alles geimpft. Sie hatten beide bisher auch noch nie gravierende Nebenwirkungen von den "gängigen" Impfungen. In diesem Fall werden wir unseren Sohn aber erst einmal nicht impfen lassen. Die Kinder haben sich monatelang einschränken müssen: Keinen Kontakt mit Freunden, Homeschooling, kein Sport, keine Freizeitveranstaltungen. Sie haben so viel für die Erwachsenen getan, ertragen und erdulden müssen, dass meiner Meinung nach die ältere Generation jetzt an der Reihe ist, sich impfen zu lassen.

Hast du Bedenken gegenüber der Corona-Impfung für Kinder?

Romy: Ja, das hatten wir. Die Entscheidung fiel nicht leicht, immerhin mussten wir für unsere Kinder entscheiden. Bei anderen Impfungen für die Kinder haben wir nicht mal gezuckt, aber bei der Corona-Impfung war das anders. Wir haben das Für und Wider ständig abgewogen und waren lange Zeit unsicher, da einfach die Langzeitfolgen der Impfung nicht bekannt sind. Bei Kindern fällt so eine Entscheidung natürlich noch schwerer, da du nicht für dich selbst entscheidest, sondern die Verantwortung für deine Kinder trägst.

"Unser Sohn ist in einem Alter, in dem er mitbestimmen darf und mitbestimmen sollte. Er würde sich gern impfen lassen."
Melanie S. gegenüber watson

Melanie: Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit der Kinderärztin, die auch der Meinung ist, dass Kinder, die keine schwere Vorerkrankung haben und nicht übergewichtig sind, nicht geimpft werden sollten. Sie sagt aber auch, dass man den Herbst gut im Auge behalten sollte und wir im Oktober nochmal über alles reden können. Sie wird bis dahin keine Kinder impfen. Dies gilt übrigens für die meisten Kinderärzte hier in der Gegend. Ich habe schon Bedenken, was die Impfung angeht. Der Impfstoff ist noch nicht lange auf dem Markt und man weiß nichts über die Langzeitfolgen. Nur weil schon sehr viele Kinder in anderen Ländern geimpft wurden, bedeutet das nicht, dass nicht doch in den nächsten Monaten noch Nebenwirkungen auftreten können.

Durfte dein Kind mitbestimmen bei der Impfentscheidung?

Romy: Ja, natürlich. Die Jüngere hat das alles noch nicht so interessiert, weil sie auch noch nicht die Nachrichten so verfolgt. Sie hatte dazu keine richtige eigene Meinung. Aber meine ältere Tochter wollte die Impfung unbedingt, um auch wieder mehr Freiheiten zu haben. Es kam dann so, dass wir alle an einem Samstag am Mittagstisch saßen und gemeinsam kurzerhand entschieden haben, die Impfung für die Kinder zu machen. Danach sind wir auch gleich ins Impfzentrum gefahren und haben das durchgezogen. Interessanterweise war meine Ältere dann auch die Einzige, die nach der Impfung erst mal total flachgelegen war.

Melanie: Unser Sohn ist in einem Alter, in dem er mitbestimmen darf und mitbestimmen sollte. Er würde sich gern impfen lassen. Wir haben aber mit ihm vereinbart, dass wir noch abwarten, wie sich die Zahlen entwickeln, was die Kinderärztin im Herbst sagt und wie es auch insgesamt weitergeht.

Ist dein Kind gegen typische Kinderkankheiten wie Polio und Masern geimpft?

Romy: Ja, das sind beide. Die Kinder sind sonst eigentlich gegen alles geimpft, was man so rät bei Kindern.

Melanie: Unser Sohn ist gegen alle gängigen Krankheiten geimpft und ich auch.

Haben Bekannte und Freunde ihre Kinder impfen lassen?

Romy P.: Ja und nein. Das unterscheidet sich.

Melanie: Die meisten Freunde und Bekannte haben ihre Kinder nicht impfen lassen. In der Klasse unseres Sohnes (7. Klasse) haben sich von 30 Kindern bisher zwei impfen lassen. Die Eltern, mit denen ich mich unterhalten habe und deren Kinder geimpft sind, hatten schon teilweise auch Bedenken und ein eher nicht so positives Gefühl. Ich kenne aber auch Eltern, für die das vollkommen in Ordnung war.

Hat die Empfehlung der Stiko deine Einstellung zur Kinderimpfung beeinflusst?

Romy: Ja, sehr. Das war eigentlich der ausschlaggebende Faktor. Ich bin aber nach wie vor noch etwas hin- und hergerissen.

Melanie: Die Einstellung der Stiko hat sich ja inzwischen geändert, wobei ich denke, dass hier politischer und gesellschaftlicher Druck eine Rolle gespielt haben könnte.

Wünscht du dir eine Impfpflicht für Erzieher?

Romy: Das ist eine schwierige Frage, aber ich denke nicht. Ich wüsste nicht, wie ich es fände, wenn der Arbeitgeber mir vorschreiben würde, mich impfen zu lassen. Jeder sollte sich der Verantwortung bewusst sein und seine eigene Entscheidung treffen. Das wäre sonst ja eine Beraubung meiner Menschenrechte. Außerdem lasse ich mich nicht für andere impfen, sondern für mich selbst und für meine Sicherheit.

"Ich verstehe, dass Restaurants und Kultureinrichtungen die 2G-Regel in Teilen einführen, aber an Schulen wäre es fatal, denn es käme einer Art Erpressung gleich."
Melanie S. gegenüber watson

Melanie: Für Erzieher und Lehrer sollte es eine Impfpflicht geben. Das halte ich für richtig und gut.

Welche Regeln wünschst du dir für die Schule? 2G oder 3G?

Romy: Regeln sollten einheitlich und transparent sein. Hygiene-Standards müssen erhalten bleiben. Bei den Kindern an der Schule gab es vor Corona beispielweise nicht immer Seife auf den Toiletten. Auch Desinfektion finde ich wichtig, das beugt schon mal Erkältungskrankheiten vor. Außerdem sollte regelmäßiges Lüften, Tests und so weiter Standard sein.

Melanie: In der Schule sollte weiterhin die 3G-Regel gelten. Die 2G-Regel würde für unseren Sohn bedeuten, dass er nicht mehr in die Schule dürfte. Das wäre wirklich nicht fair. Ich verstehe, dass Restaurants und Kultureinrichtungen die 2G-Regel in Teilen einführen, aber an Schulen wäre es fatal, denn es käme einer Art Erpressung gleich. Die meisten Eltern können es sich nach monatelangem Lockdown nicht mehr leisten, die Kinder zu Hause zu unterrichten und es ist auch wichtig für die Kinder, soziale Kontakte zu haben. Somit wären die meisten gezwungen, ihre Kinder impfen zu lassen.

Hinweis: watson hat in einem anderen Artikel Bedenken von Impfzögerern gesammelt und von Experten einordnen lassen: Eure Gründe gegen eine Corona-Impfung – von Experten kommentiert

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