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Hotels zum Beherbergungsverbot: "Es ist eine Katastrophe"

Three people, young couple travelers with medical masks on hotel reception talking to male receptionist.
Die Beherbergungsverbote treffen viele Hotels in Deutschland hart.Bild: E+ / South_agency
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Große Umfrage unter Hotelbesitzern zum Beherbergungsverbots-Chaos: "Es ist eine Katastrophe"

14.10.2020, 08:5814.10.2020, 16:24
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Millionen Menschen, die in Corona-Risikogebieten in Deutschland wohnen, müssen ihre Herbstferien zu Hause verbringen.

Die meisten Bundesländer, darunter Brandenburg, Bayern und Hamburg, hatten am vergangenen Mittwoch beschlossen, dass Bürger aus Orten mit sehr hohen Corona-Infektionszahlen nicht mehr in Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen übernachten dürfen – es sei denn, sie können einen höchstens 48 Stunden alten negativen Coronavirus-Test vorweisen. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen.

Betroffen von diesem Beherbergungsverbot sind so unter anderem Menschen aus Berlin, Bremen, Essen, Frankfurt am Main oder Stuttgart.

Für das ohnehin seit Monaten Corona-gebeutelte Hotelgewerbe sind die Verbote ein Problem. Erhoffte Einnahmen über die Herbstferien könnten dadurch schließlich auf der Strecke bleiben.

Die Kritik an der Maßnahme, auch aus der Politik, ist groß. So groß, dass beim Treffen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch erneut über das Beherbergungsverbot abgestimmt wird. Ob das Verbot gekippt wird oder es zumindest vereinheitlicht wird, ist aktuell nicht klar.

Hotelbesitzer schimpfen über Beherbergungsverbot und kritisieren Verhalten mancher Gäste

Doch wie schlimm treffen die Beherbergungsverbote das Gastgewerbe genau? Gibt es Wege, mit der neuen Situation umzugehen? Und wie sieht es in Bundesländern ohne diese Regelung aus?

Um das herauszufinden, hat watson über 150 Hotels angefragt. Viele wollten sich gar nicht erst dazu äußern, wie es ihrem Betrieb geht. So verunsichert, wie die Kunden aufgrund der Regelungen sind, scheinen es auch die Hotels zu sein.

Die, die mitgemacht haben, beklagen, wie bizarr die Situation für die Hotels aktuell ist. Viele Hotelbesitzer sprechen von "katastrophalen Umständen" und einer "großen Verunsicherung" durch die unterschiedlichen Gesetzgebungen. Manche geben auch der Bevölkerung die Schuld an der Lage, so sagt ein Hotelbesitzer aus Sachen-Anhalt: "Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass zu viele Menschen zu dumm sind und ihr 'Recht' auf Urlaub unbedingt wahrnehmen wollen."

Dabei deckt die Umfrage ganz Deutschland ab, von kleineren Unternehmen wie dem Hotel am Molkenmarkt in Brandenburg bis hin zu größeren Ketten, etwa der Accor Hotels Gruppe. Ihre Antworten zeigen: Die Hotelbranche spürt die Auswirkungen des gerade erst beschlossenen Beherbergungsverbots schon jetzt deutlich.

Baden-Württemberg

"Ich verstehe nicht, warum dieses Beherbergungsgesetz überhaupt in Kraft getreten ist"

Das Hotel Zur alten Mühle in Neuenbürg muss wieder die Kurzarbeit einführen. Für das Beherbergungsverbot haben die Mitarbeiter wenig Verständnis:

"Wir mussten vielen Gästen aus Risikogebieten absagen und haben ihnen die Stornierung nicht in Rechnung gestellt, aber uns bezahlt natürlich niemand. Überall im Haus befinden sich Desinfektionsstationen, unsere Wäsche wird außer Haus in einem zertifizierten Betrieb gewaschen. Wir stellen Masken zur Verfügung, haben Plexiglaswände aufgestellt, den Mindestabstand halten wir ein. Ich verstehe nicht, warum dieses Beherbergungsgesetz überhaupt in Kraft getreten ist.

"Je nachdem, wie lange das Verbot gilt, müssen wir vielleicht sogar Entlassung vornehmen."

In der ersten Corona-Zeit hatten wir neun Wochen komplett geschlossen: das Hotel und das Restaurant. Dabei sind Ostern und Pfingsten bei uns die Hochzeiten im Jahr! Nach der Wiedereröffnung haben wir unsere Terrasse vergrößert, damit die Abstände zwischen den Tischen ausreichend sind. Wir hatten ein sehr gutes Sommergeschäft, weil viele Gäste einfach raus wollten.

Gerade sind wir dabei, Kurzarbeit wieder einzuführen. Je nachdem, wie lange das Verbot gilt, müssen wir vielleicht sogar Entlassungen vornehmen. Wir haben zwar gut gewirtschaftet und uns trifft es nicht so hart, aber trotzdem ist es eine Katastrophe.

Durch die Medien und die ganze Panikmache gehen viele Gäste, die eigentlich keine Angst haben müssten, gar nicht mehr aus dem Haus, obwohl alle Hygieneregeln eingehalten werden. Wir haben eine teure Lüftung im Haus mit Filter und lüften regelmäßig – mehr geht nicht."

Bayern

"Existenzsorgen müssen wir durch gutes Wirtschaften in der Vergangenheit nicht haben"

Auch der Bayerische Hof in München kämpft mit Einbußen, wie ein Sprecher erklärt:

"Das Beherbergungsverbot ist mal wieder eine sehr aufwändige Regelung – vor allem, weil wir sie in so kurzer Zeit umsetzen müssen. Natürlich erhalten wir entsprechend viele Stornierungen. Wir informieren unsere Gäste vorab und weisen darauf hin, dass der Gast bei Ankunft im Hotel per Unterschrift bestätigen muss, dass dieser sich in den letzten 14 Tagen in keinem durch das Robert-Koch-Institut oder durch den Freistaat Bayern definierten Risikogebiete aufgehalten hat.

"Wir gehen sorgsam mit der Lage um und beschäftigen zum Beispiel nur die Mitarbeiter, die wir wirklich brauchen."

Existenzsorgen müssen wir durch gutes Wirtschaften in der Vergangenheit nicht haben, selbst bei einer möglichen zweiten oder dritten Welle nicht. Es muss gewährleistet sein, dass wir auch weitere Corona-Rückschläge durchhalten. Wir gehen sorgsam mit der Lage um und beschäftigen zum Beispiel nur die Mitarbeiter, die wir wirklich brauchen. Ein ständiges Auseinandersetzen mit der aktuellen Entwicklung ist umsatz- sowie kostenseitig unabdingbar."

Coronavirus, covid 19 protection. Woman disinfects and cleans door handle with antibacterial wet wipes to protect against viruses, germs and bacteria during coronavirus
Viele Hotels sagen von sich, dass ihre Hygiene-Konzepte sicherer sind, als es private Unterkünfte sein können.Bild: E+ / mustafagull

Berlin

"Das gigantische Wirrwarr in den Köpfen unserer Gäste ist unbesiegbar"

Das Hotel Les Nations stellt fest, dass Gäste Reservierungen stornieren, obwohl es in Berlin kein Beherbergungsverbot gibt:

"Die derzeitige Coronakrise ist eine noch nie dagewesene Herausforderung. Mit all den Auflagen und Hygienekonzepten kommt man super zurecht, jedoch ist das gigantische Wirrwarr in den Köpfen unserer Gäste unbesiegbar.

In unseren Augen ist das größte Problem die Kommunikation der Regierung und die fehlende Vereinfachung durch gleiche Regeln für alle Bundesländer und Gebiete. Gäste stornieren bei uns derzeit zuhauf aufgrund des Beherbergungsverbots, obwohl gar keines in Berlin besteht! Somit verzichten die Bürger auf ihren Urlaub, weil sie verunsichert sind und bauen eher Frust zu Hause auf. Anstatt unter den bekannten und akzeptierten Einschränkungen wenigstens ein bisschen Freiheit zu genießen.

Wir sind enttäuscht über die fehlende Unterstützung, auch unter finanziellem Aspekt. Es gibt keinerlei Möglichkeiten die Kosten zu decken, insbesondere nicht, wenn durch die Angstverbreitung und Verunsicherung noch mehr Leute davon abgehalten werden, zu uns zu kommen."

"Momentan sieht es für uns und unsere Branche ganz schön düster aus"

Für General Managerin Karolin Brückner des Hotel Zoo Berlin stehen die Corona-Maßnahmen, die die Hotels betreffen, in keinem Verhältnis mehr:

"Die Coronakrise hält die Welt in Atem und besonders die Hospitality Branche trifft diese Pandemie hart. Nach dem ersten großen Lockdown Anfang des Jahres waren wir im ersten Schritt wieder recht zuversichtlich. Wir hatten in den letzten Wochen und Monaten wieder Gäste im Haus. Alles schien sich wieder einzupendeln. Wir machten auch erste Umsätze in der Bar und im Restaurant, allerdings natürlich nicht so wie im Vergleich zum Vorjahr.

"Die neuen Maßnahmen und die Sperrstunden sind kein neuer Lockdown, aber ganz sicher ein weiterer Knockdown."

Die neuen Maßnahmen und die Sperrstunden sind kein neuer Lockdown, aber ganz sicher ein weiterer Knockdown – unzählige Stornierungen, Umsätze fallen aus, Mitarbeiter, die gerade aus der Kurzarbeit zurückgekehrt sind, müssen leider wieder zurück in die Kurzarbeit geschickt werden. Für uns wirkt das alles wie ein versteckter Lockdown. Wir sehen die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen nicht mehr. Natürlich haben wir Hoffnung, dass es irgendwann wieder Licht am Tunnel gibt, aber momentan sieht es für uns und unsere Branche ganz schön düster aus."

"Die Anzahl an Stornierungen übertreffen derzeit leider die Anzahl der neuen Reservierungen"

Im Sana Berlin Hotel wurde wie in anderen Hotels viel Geld investiert, um neue Hygiene-Konzepte zu entwickeln und zu implementieren. Deswegen ist es für Sebastian Weidtkamp, General Manager des Hotels, absolute unverständlich, warum die Politik Beherbergungsverbote erließ:

"Aufgrund des Verbotes von touristischen Übernachtungen in Berlin mussten wir unser Hotel von Ende März bis Ende Mai schließen. Die Schließzeit haben wir für Renovierungsarbeiten und die Erarbeitung eines Hygienekonzeptes genutzt.

Hier haben wir und sicher auch andere Hotelkollegen viel Zeit und Geld investiert. Wir haben das Hygienekonzept "Sana Safe" entwickelt und sind gerade im Prozess, uns dieses vom internationalen Marktführer Institut Fresenius zertifizieren zu lassen. Wir desinfizieren jedes Zimmer mithilfe von Kaltnebelmaschinen und versiegeln die Zimmer im Anschluss bis zur Anreise des Gastes. Die Implementierung dieses umfangreichen Hygienekonzepts und der damit verbundene Aufwand waren es uns wirklich wert, gerade weil wir durch die Aussage vieler Experten ja schon wussten, dass wir höchstwahrscheinlich eine zweite Infektionswelle zum Herbst erwarten. Unseren Gästen einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten ist unsere maximale Priorität.

Während der Sommerferien konnten wir einen Anstieg durch nationale Touristen in Berlin verzeichnen, auch wenn Regionen mit Bergen und Meer sicher noch mehr dazu gewonnen haben. Nach den Ferien ging die Auslastung leider wieder runter und wir hatten mit einem Anstieg von touristischen Übernachtungen während der Herbstferien gerechnet. Zumal auch die Bitte aus der Politik gekommen ist, dass man möglichst die Herbstferien nicht im Ausland, sondern im Inland verbringen sollte.

"Hotels müssen nun den Deckel dafür bezahlen"

Umso unverständlicher ist es für mich, dass kurz vor Beginn der Herbstferien in weiten Teilen Deutschlands Beherbergungsverbote erlassen wurden. Reisende sind nun teilweise gezwungen, privat unterzukommen, was aus hygienischem Aspekt ein Unsinn ist. Die Hotels, welche sich das ganze Jahr konzeptionell auf den Herbst vorbereitet haben, werden nun ungerechterweise abgestraft.

Es kommt mir so vor, als ginge es hauptsächlich darum die Mobilität einzuschränken und die Hotels müssen nun den Deckel dafür bezahlen, obwohl sie eigentlich ein sicheres Umfeld für Gäste und Mitarbeiter schaffen. Auch wenn sich das Land Berlin bisher nicht an den Beherbergungsverboten beteiligt hat, so sind dennoch alle Menschen im gesamten Bundesgebiet verunsichert und die Anzahl an Stornierungen übertreffen derzeit leider die Anzahl der neuen Reservierungen, ähnlich wie bereits im März."

"Ist Öl auf die Mühlen der Zweifler und Verschwörungstheoretiker"

Im Almodóvar Hotel in Berlin herrscht Unverständnis über die Corona-Maßnahmen. Alexandra Müller-Benz ist CEO des Hotels und sieht in den Regelungen eine unangemessene Einschränkung der Freiheitsrechte:

"Seit die Coronakrise begonnen hat, wird meine Zeit als Geschäftsführerin zu einem großen Anteil davon beansprucht, Anträge um Unterstützung zu stellen und immer neue Gesetze zu verstehen und sie an unser Team zu vermitteln. Unser Team und auch der größte Teil der Gäste hatte seither großes Verständnis für die Maßnahmen wie Maskenpflicht und Hygiene.

Während sich die Situation von Feriendestinationen nach dem Lockdown relativ schnell Richtung Normalität entwickelt hat, darbt die Stadthotellerie insbesondere in Städten mit hohem Tagungs- und Geschäftsreisendenaufkommen. Die Sommermonate haben eine gewisse Stabilität der Coronamaßnahmen gebracht und die Belegung in Städten hat sich auf einem niedrigen Niveau erholt. Jetzt scheint der Herbst mit seinen Herausforderungen die Politik unerwartet zu treffen.

"Von der Wissenschaft hört man eindringlich, dass innerdeutsches Reisen kein Pandemie-Treiber ist."

Virologen haben – zumindest nach meinem laienhaften Pressestudium – bereits seit Monaten auf den Herbst und die damit verbundenen Herausforderungen hingewiesen. Die Bekanntgabe der Beherbergungsverbote macht auf die Mehrheit unserer Gäste einen extrem verwirrenden Eindruck. Die Sinnhaftigkeit wird infrage gestellt – ich kann sie übrigens auch nicht erklären, denn von der Wissenschaft hört man eindringlich, dass innerdeutsches Reisen kein Pandemie-Treiber ist. (…)

Gerade jetzt ist Solidarität gefragt, ich denke, dazu sind die allermeisten Menschen auch bereit. Und Einschränkungen vorsichtshalber hinzunehmen, wie die Maske zu tragen und Abstand zu halten oder auf Großveranstaltungen oder Partys zu verzichten, von denen man ganz klar weiß, dass es mehrere Superspreaderevents gab, ist für die meisten in Ordnung. Wenn aber Freiheitsrechte eingeschränkt werden, ohne dass es dafür einen wissenschaftlichen vernünftigen Grund gibt und auch Wirtschaft massiv geschädigt wird, dann ist das Öl auf die Mühlen der Zweifler und Verschwörungstheoretiker. (…)

Wir hoffen, dass das Beherbergungsverbot noch einmal revidiert wird und stattdessen lieber die bestehenden Regeln, deren Bruch wirklich eine Gefahr darstellen, durchgesetzt werden."

NOVOSIBIRSK, RUSSIA - OCTOBER 14, 2020: A girl talks on the phone at Domina Novosibirsk Hotel. Kirill Kukhmar/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS0EABA0
In den gemeinsam genutzen Bereichen der Hotels gilt Maskenpflicht.Bild: www.imago-images.de / Kirill Kukhmar

Brandenburg

"Viele Menschen, die in den Herbstferien kommen wollten, mussten abspringen"

Das Hotel am Molkenmarkt in Brandenburg hat 38 Zimmer, ist also im Vergleich zu den großen Ketten eher klein. Wie sich das Beherbergungsverbot auf das Hotel auswirkt, erklärt ein Sprecher:

"Ich halte das Beherbergungsverbot für sinnvoll. Wir sind ein kleines Hotel mit 38 Zimmern und können uns aktuell nicht beklagen – aktuell sind wir ausgebucht. Wir wollen gesund bleiben und sind glücklich, dass wir wieder an die Arbeit gehen können. Der Sommer verlief gut, vielleicht sogar besser als vor Corona.

Auch bin ich froh, aus der Kurzarbeit zurückzukommen. Übrigens verhalten sich die Leute in Bezug auf das neue Verbot sehr diszipliniert. Sie stornieren zeitig und nehmen die Regelungen mit dem Beherbergungsverbot ernst. Dazu muss ich sagen, dass es sich am Ende auch nicht lohnen würde, wenn es dann doch mal aufgrund eines Regelbruchs zur Strafe kommt.

"Ebenso problematisch ist das aggressive Verhalten der Gäste in Bezug auf den Mundschutz."

Natürlich erwarten wir aber auch ein finanzielles Loch, das wir erstmal stopfen müssen. Viele Menschen, die in den Herbstferien kommen wollten, mussten abspringen. Dadurch werden wir in der Ferienzeit wohl ein paar leere Zimmer haben. Und das sind Einkünfte, die uns fehlen.

Schwer finde ich, dass sich täglich etwas ändert. Wir müssen uns ständig auf neue Situationen einstellen. Wie soll ich etwa verfolgen, wo ein Außendienstmitarbeiter herkommt? Ebenso problematisch ist das aggressive Verhalten der Gäste in Bezug auf den Mundschutz. Viele weigern sich, einen zu tragen. Haben wir dann einen Corona-Ausbruch bei uns, müssen wir dicht machen. Ein 'Oh, hab ich vergessen' kann einen da schon sauer machen. Für uns steht viel auf dem Spiel. Und nur weil Opa Ernst denkt, er muss keinen Mundschutz tragen, will ich doch nicht vor vollendeten Tatsachen stehen."

"Das ist eine Katastrophe"

Monique Tomacka ist Geschäftsführerin des Seehotels Lindenhof in Brandenburg. Sie ist der Meinung, dass das Beherbergungsverbot etwas überhastet kam:

"Das Beherbergungsverbot ist ein unüberlegter Beschluss, der unserer Meinung nach keine Auswirkung auf die steigenden Corona-Zahlen haben wird. Die Gäste können schließlich trotzdem überall hin. Natürlich wollen wir uns an alle Regeln halten. Immerhin möchten wir nicht, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Aber ein Beherbergungsverbot? Das verstehen wir nicht. Gäste aus Risikogebieten dürfen vorbeikommen, sich den ganzen Tag auf dem Gelände aufhalten, im Restaurant speisen, aber schlafen geht nicht?

Finanzielle Auswirkungen dürften auch auf uns zukommen. Aktuell haben wir nur 50 Prozent der Buchungen, die wir normalerweise zur Herbstzeit haben. Einige Gäste stornieren, was zwar zu einem Umsatzeinbruch führt, wir aber akzeptieren. Deshalb verlangen wir auch keine Stornogebühr. Das wäre in Anbetracht der Umstände nicht fair. Außerdem würden wir uns freuen, wenn die Gäste eine erneute Buchung vornehmen.

Zumindest hatten wir in der Sommersaison Glück. Die Nachfrage hier in der Uckermark war stark. Unser Geschäft lief genauso gut wie in den letzten Jahren, da wir ein kleines Haus in einer fantastischen Gegend sind, kamen die Urlauber trotz Corona. Auch das Restaurant lief sehr gut, trotz der Abstandsregeln. Zu unserem Glück haben wir eine große Terrasse, die ausreichend Platz bietet. Das Wetter spielte ebenfalls mit, wodurch unsere Restaurantumsätze nicht schlechter als im letzten Jahr sind.

"Drei geplante Mitarbeiter konnten wir im April nicht einstellen."

Leider konnten wir das Wintergeld anders als gewohnt aufgrund der Situation im April und Mai nicht ansparen. Entsprechend sorgt uns der kommende Winter. Da es nun schon wieder Einschränkungen gibt, wird die Situation leider nicht besser. Drei geplante Mitarbeiter konnten wir im April nicht einstellen.

Wenigstens mussten wir niemanden entlassen und hoffen, dass das so bleibt. Wir mussten außerdem einen Kredit beantragen, der uns bis März 2021 trägt. Tja, nur müssen wir den abbezahlen. Das geht derzeit nur, wenn wir unsere Preise erhöhen. Dennoch: Uns geht es aktuell besser als vielen anderen. Einige Kollegen mussten bereits schließen, bei anderen ist es geplant: Das ist eine Katastrophe."

"Das Beherbergungsverbot gehört sofort abgeschafft"

"Übernachten im Spreewald", damit wirbt das Hotel Spreewelten. Wie viele Menschen das aktuell lockt, erklärt ein Sprecher:

"Wir hatten bis zum Ende der letzten Woche noch für den Oktober eine Hotelauslastung von 99 Prozent. Nach dem Inkrafttreten des Beherbergungsverbots kam es zu sehr vielen Stornierungen von Gästen, aber auch durch unser Haus. Die Nachricht ist schon als katastrophal zu bezeichnen. Bereits in der letzten Schließzeit sind unserem Unternehmen hohe finanzielle Verluste entstanden. Die konnte durch eine starke Auslastung im Sommer fast wieder aufgeholt werden.

"Das Beherbergungsverbot gehört sofort abgeschafft, da dies nicht in die Ziele der Pandemiebekämpfung einzahlt."

Nun treten neue große Verluste auf. Die Schäden sind bereits da. Wir machen uns Sorgen um die finanzielle Zukunft unseres Unternehmens, werden aber keine Personalkürzungen durchführen und unseren Mitarbeitern weiter ein sicherer Arbeitgeber bleiben. Das Beherbergungsverbot gehört sofort abgeschafft, da dies nicht in die Ziele der Pandemiebekämpfung einzahlt. Zu viele andere Regelungen heben die Maßnahmen auf.

Wir haben alles getan, um vor Ort einen sicheren und angenehmen Urlaub zu bieten. Das reicht nun scheinbar wieder nicht aus. Die Unternehmen und Menschen werden sehr strapaziert. Ist das noch verhältnismäßig?"

Hessen

"In ganz Deutschland hat sich bewiesenermaßen noch niemand in Hotels angesteckt"

Das Hotel Spöttel in Bad Nauheim hat sich nach dem ersten Lockdown gerade erst wieder hochgearbeitet und weiß nicht, wie es angesichts der Stornierungen weitergehen soll:

"In ganz Deutschland hat sich bewiesenermaßen noch niemand in Hotels angesteckt, bei uns auch nicht. Deswegen ist das Beherbergungsverbot nicht in Ordnung. Wir kämpfen und es ging langsam wieder aufwärts – bis jetzt. April und Mai hatten wir nur zehn Prozent unserer gewohnten Umsätze, wir haben uns dann hochgearbeitet auf 70 Prozent und jetzt haben wir wieder viele Stornierungen bekommen und wissen nicht, wie es weitergeht.

"Für nächste Woche haben wir null Reservierungen."

Vor allem Angehörige der Patienten aus der Klinik hier in der Stadt haben bei uns übernachtet, bis letztes Wochenende war die Stimmung gut, aber jetzt ist das vorbei. Gerade haben wir wieder unter 30 Prozent der Umsätze, wir mussten auch schon Personalkürzungen vornehmen.

Für nächste Woche haben wir null Reservierungen. Oft kommen Gäste, die auf Messen arbeiten oder Schulungen in der Gegend haben. Viele von ihnen wissen bis zum letzten Tag nicht, ob die Veranstaltungen überhaupt stattfinden. Die Unsicherheit ist eine Katastrophe."

NOVOSIBIRSK, RUSSIA - OCTOBER 14, 2020: An employee in a restaurant at Domina Novosibirsk Hotel. Kirill Kukhmar/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS0EABA3
Das Hotel-Personal übernimmt oft die Reinigung der genutzen Bereiche selbst.Bild: www.imago-images.de / Kirill Kukhmar

Mecklenburg-Vorpommern

"Wir fühlen uns ein bisschen als verlängerter Arm der Ordnungsämter"

Der Direktor des Hotels Speicher am Ziegelsee in Schwerin beklagt vor allem die Unübersichtlichkeit der Maßnahmen:

"Die Maßnahmen sind grundsätzlich sinnvoll – die Umsetzung ist jedoch kompliziert und nicht klar geregelt. Reisende sind verunsichert und wenden sich an uns. Wir bemühen uns nach bestem Wissen und Gewissen seriöse Auskünfte zu erteilen, müssen aber im Zweifel den Rat geben, lieber zu Hause zu bleiben.

"Im Gastrobereich denken wir daher über Außer-Haus-Verkäufe nach – dies ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein."

Inzwischen ist die tägliche Liste der Postleitzahl-Gebiete mit Beherbergungsverboten über 25 Seiten lang! Wir fühlen uns ein bisschen als verlängerter Arm der Ordnungsämter. Statt Beherbergungsverboten wäre ein Reiseverbot deutlich transparenter und die Hotels würden zumindest bürokratisch entlastet.

Wir machen uns Gedanken, wie wir unsere Mitarbeiter über den Winter bringen. Im Gastrobereich denken wir daher über Außer-Haus-Verkäufe nach – dies ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Umsatzverluste durch fehlende Übernachtungsgäste sind nicht zu kompensieren."

"Wir haben große Angst, dass wir den zweiten Einschnitt jetzt nicht mehr wirtschaftlich überleben"

Die Mit-Inhaberin des Rosendomizils in Malchow hatte mit schlagartigen Umsatzeinbußen zu kämpfen, als Berlin zum Risikogebiet erklärt wurde:

"Ich glaube nicht, dass das Beherbergungsverbot hilft, die Ansteckungen zu verringern. In unserem Hotel gab es seit Anbeginn des Corona-Ausbruchs keinen positiven Fall und wir halten uns doch schon an alle Maßgaben. Die neuen Regelungen sind verwirrend für die Gäste, für sinnvoll halte ich das nicht.

"Zwei Hochzeiten dürfen wir Gott sei Dank noch ausrichten, worauf ich mich freue – aber danach wird es eng für unseren Familienbetrieb."

Wir haben große Angst, dass wir den zweiten Einschnitt jetzt nicht mehr wirtschaftlich überleben. Für uns war es direkt spürbar: Sobald Berlin zum Risikogebiet erklärt wurde, sagten die betroffenen Touristen ihre Besuche ab, wir hatten schlagartig vierzig Prozent Umsatzeinbußen, auch der Restaurantbetrieb liegt brach. Zwei Hochzeiten dürfen wir Gott sei Dank noch ausrichten, worauf ich mich freue – aber danach wird es eng für unseren Familienbetrieb."

Niedersachsen

"Der Winter wird hart, besonders mit allen Einschränkungen, die jeden Tag strenger werden"

Niedersachsen bietet vor allem viele Kurorte, etwa an der Nordseeküste oder im Harz. Hotelbetreiber dort hatten im Sommer ein entsprechend hohes Besucheraufkommen, sagt ein Sprecher des Hotels Niedersachsen Harz. Mit dem Beherbergungsverbot könnte sich das ändern:

"Momentan müssen wir täglich Gäste abweisen, die eigentlich gebucht haben, weil wir sie nicht mehr empfangen dürfen. Der Umsatz über den Herbst wird stark sinken. In der Ferienzeit buchen normalerweise viele Inlandstouristen, das wird wahrscheinlich ausbleiben. Immerhin könnte ihre Heimat plötzlich zum Risikogebiet werden. Wir versuchen uns täglich an der Liste des RKI sowie der niedersächsischen Landesregierung zu halten, aber trotzdem gibt es noch Überraschungen.

Jetzt hatten wir einen guten Sommer, bei dem viele Gäste kamen, aber der konnte das finanzielle Leck von März und April nicht stopfen. Vor allem der Ostermonat fehlt uns. Viele Feiertage bedeuten viele Urlauber. Dass wir nun wieder weniger Gäste in Aussicht haben, ist natürlich ein Problem.

"Mir wäre abschließend wichtig, dass es einheitliche Normen für das ganze Land gibt."

Der Winter wird entsprechend hart, besonders mit allen Einschränkungen, die jeden Tag strenger werden. Im November ist im Harz ohnehin wenig los. Normalerweise hoffen wir dann auf einen guten Dezember, da wir in dem Monat meist viele Gäste wegen der Weihnachtsmärkte haben. Die finden zwar statt, aber mit Einschränkungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen uns dann die Bude einrennen.

Das Beherbergungsverbot hat mich aber nicht überrascht. Wir haben auch viele ausländische Gäste, die auf einmal nicht mehr kommen durften, da sie in einem Land leben, das als Risikogebiet eingestuft wurde. Dass wir Gäste aus Risikogebieten im Inland aufnehmen durften, fand ich entsprechend seltsam.

Mir wäre abschließend wichtig, dass es einheitliche Normen für das ganze Land gibt. Zurzeit macht jedes Bundesland, was es will, weshalb es für viele Menschen schnell unübersichtlich wird. Haben wir hingegen überall dieselben Regeln, ziehen wir vielleicht alle an einem Strang und dann können wir auch auf Besserung hoffen."

Nordrhein-Westfalen

"Die Gäste sind unsicher"

In Nordrhein-Westfalen gibt es noch keine Beherbergungsverbote. Dennoch hinterlässt die Corona-Lage ihre Spuren im Hotelgewerbe dort. Das sagte uns ein Sprecher des Hotels Domspitzen in Köln:

"Zwar merkten wir im Sommer, dass die Menschen wieder gewillter sind, zu reisen, aber trotzdem hatten wir im Vergleich zum Vorjahr weniger Gäste. Dennoch kamen wir gut zurecht. Aktuell wächst die Skepsis aufgrund der Beherbergungsverbote in den anderen Bundesländern. Die Gäste sind unsicher, wie es bei uns ausschaut, weshalb sie anrufen, nachhaken und in manchen Fällen auch stornieren, bevor sie ein Risiko eingehen.

"Wir befinden uns nun mal in einer Situation, in der wir nur schwer planen können."

Seit einer Woche nehmen die Buchungen wieder ab. Die Zukunft sieht entsprechend schwierig aus. Wir mussten im März bereits eine Zeit schließen. Wiederholt sich das, weiß ich nicht, wie es dann um unser Hotel steht. Wir befinden uns nun mal in einer Situation, in der wir nur schwer planen können. Entsprechend nehmen wir alles so, wie es kommt."

Viele Hotels haben Hygiene-Konzepten, die vorsehen, dass die Zimmer nach jedem Gast völlig desinfiziert werden.
Viele Hotels haben Hygiene-Konzepten, die vorsehen, dass die Zimmer nach jedem Gast völlig desinfiziert werden.Bild: www.imago-images.de / Juan Pablo Rueda

Rheinland-Pfalz

"Im Großen und Ganze geht es uns gut"

Pia Conrad Peifer leitet das nach ihrem Familienamen benannte Hotel in Rheinland-Pfalz. Trotz der schwierigen Umstände ist sie optimistisch:

"Rückblickend ist der Mai eingeschlagen wie eine Bombe. Wir durften am ersten wieder öffnen und bekamen direkt Zulauf. Wir haben das Glück, eine gute Lage zu haben – direkt an der Mosel. Auch zur kommenden Ferienzeit erwarten wir keine starken Einbußen. Ab November wird es an der Mosel sowieso ruhiger.

"Wir beherbergen häufig auch Menschen aus den Niederlanden oder Belgien."

Was uns derzeit fehlt, sind ausländische Touristen. Wir beherbergen häufig auch Menschen aus den Niederlanden oder Belgien. Die dürfen aber nicht mehr kommen. Kleinere Einbußen wird es also geben, aber im Großen und Ganzen geht es uns gut. Vielen in der Region geht es ähnlich."

Saarland

"Wir freuten uns, dass wir überhaupt wieder öffnen dürfen"

In Saarland gilt bereits seit Monaten ein Beherbergungsverbot. Für einen Sprecher des Hotels Leidinger in Saarbrücken sind die aktuellen Gegebenheiten also nichts Neues, wie er erklärt:

"Bei uns gibt es das Beherbergungsverbot seit vier Monaten, wir sind die Umstände also gewohnt. Trotzdem kann ich sagen, dass im Vergleich zu normalen Zeiten die Umsätze um rund 50 Prozent zurückgingen. Wir befinden uns entsprechend noch in Kurzarbeit. Schließlich nehmen wir jede Hilfe, die wir kriegen können. Immerhin sind Abstandsregeln bei uns leicht umzusetzen, Platz haben wir genug. So müssen wir keine Abstriche in puncto Kapazitäten machen.

"Von heute auf morgen die gesamte Arbeitsweise umstellen, ist wahnsinnig aufwändig."

Als die Regierung das Beherbergungsverbot aussprach, waren wir nicht geschockt. Wir freuten uns, dass wir überhaupt wieder öffnen dürfen. Dennoch verstehe ich, dass sich Hotelbetreiber in anderen Bundesländern aufregen, in denen die Regelung erst seit kurzem gilt. Von heute auf morgen die gesamte Arbeitsweise umstellen, ist schließlich wahnsinnig aufwändig."

Sachsen

"Eine einheitliche Regelung für alle Bundesländer würde Urlaubern und auch uns Gastgebern sehr helfen"

Für das Hotel Grundmühle in Bad Schandau, Sächsische Schweiz, ist eine Herausforderung, alle Gäste aus Risikogebieten einzeln zu informieren:

"In unserem Hotel Garni 'Grundmühle' in der Sächsischen Schweiz tun wir alles, um den Gästen einen angenehmen Urlaub unter Corona-Bedingungen zu ermöglichen. Die Gesundheit aller hat für uns oberste Priorität.

"Wir hoffen sehr, dass sich die Lage bald wieder entspannt und alle Menschen uneingeschränkt reisen können."

In den letzten Wochen und Monaten konnten viele Urlauber erholsame Tage bei uns verbringen und wir schauen auf eine doch noch erfolgreiche Saison mit vielen zufriedenen Gästen zurück.

Aktuell stellt es uns vor große Herausforderung, Gäste aus Risikogebieten zu kontaktieren und zu informieren. Eine einheitliche Regelung für alle Bundesländer würde Urlaubern und auch uns Gastgebern sehr helfen. Wir hoffen sehr, dass sich die Lage bald wieder entspannt und alle Menschen uneingeschränkt reisen können."

"Haarsträubend und nervenzerrend für alle Beteiligten"

Elisabeth König ist Inhaberin der Gaststätte und Pension Lichtenhainer Wasserfall. Die aktuelle Situation nennt sie einen Alptraum:

"Mein Statement zur derzeitigen Lage in Hinblick auf die Beherbergungsverbote: haarsträubend und nervenzerrend für alle Beteiligten!

"Ich wünsche uns allen, dass wir gesund bleiben und der Alptraum bald ein Ende hat"

Einerseits müssen die Gäste aus Gebieten mit erhöhtem Infektionsrisiko Tests machen lassen und zusehen, dass dies noch rechtzeitig passiert und dafür noch tief in die Tasche greifen. Auf der anderen Seite steht der Beherberger, der sich den gesetzlichen Vorgaben unterzuordnen hat und die Kommunikation zu dem Wirrwarr übernimmt.

Es kommt derzeit vermehrt zu Stornierungen aufgrund von Unsicherheiten, zudem geht die Nachfrage zurück. Die nächsten wirtschaftlichen Bedenken zu den kommenden Wintermonaten machen sich breit. Ich wünsche uns allen, dass wir gesund bleiben und der Alptraum bald ein Ende hat."

Sachsen-Anhalt

"Was gerade passiert, ist blinder, politischer Aktionismus"

Im Hotel SL'otel im Parforcehaus in Bernburg fragt man sich, ob man angesichts der Lage noch neues Personal einstellen soll, obwohl Stellen frei sind:

"Was gerade passiert, ist blinder, politischer Aktionismus. Die Beherbergungsverbote verunsichern die Branche und sind noch dazu unlogisch: Geschäftsreisende, die viel in der Welt unterwegs sind, dürfen wir empfangen, aber einen Touristen aus dem Inland nicht? Für die Gäste ist das genauso wenig zu verstehen, wie mich.

"Das ist doch Mist."

Das Telefon steht bei uns nicht mehr still, weil die Kunden so viele Fragen haben und wir müssen uns permanent updaten, wen wir unter welchen Bedingungen überhaupt noch beherbergen können. Diese Unruhe ist ein Problem. Wirtschaftlich geht es uns noch in Ordnung, da wir einen starken Sommer hatten, aber was jetzt fehlt ist die Planungssicherheit für die kommenden Monate.

Ich habe zum Beispiel demnächst zwei offene Stellen, frage mich aber, ob es Sinn ergibt, gerade jetzt jemanden einzustellen. Dasselbe gilt für Veranstaltungen. Bei Anfragen kann ich immer nur sagen: 'Ich weiß nicht, ob das geht. Ich weiß nicht, wie viele Gäste kommen dürfen. Ich weiß nicht, ob das dann möglich ist.' Das ist doch Mist."

"Viele Menschen sind zu dumm und wollen ihr 'Recht' auf Urlaub unbedingt wahrnehmen"

Ein Hotel auch Sachsen-Anhalt, das nicht namentlich genannt werden möchte, sieht die Region als Gewinner der Pandemie:

"Sachsen-Anhalt und Quedlinburg sind touristische Gewinner der Situation, seit Reisen und Beherbergung der Touristen wieder erlaubt sind. Gäste kommen explizit, da hier die Fallzahlen gering sind.

Die Stadt und die touristische Infrastruktur ist dafür kaum ausgelegt und es ist für alle sehr stressig – nichtsdestotrotz nehmen wir jede Buchung mit, da nicht abzusehen ist, wie sich die Situation zukünftig entwickelt.

"Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass zu viele Menschen zu dumm sind und ihr 'Recht' auf Urlaub unbedingt wahrnehmen wollen."

Beherbergungsverbot – es ist eine Maßnahme – kann helfen, oder auch nicht. Es ist einfacher zu kontrollieren als private Feiern. Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass zu viele Menschen zu dumm sind und ihr "Recht" auf Urlaub unbedingt wahrnehmen wollen.

Der Versuch hier zu steuern, ist vernünftig. Machbar (ggf. kontrollierbar) ist es allerdings nur über gewerbliche Vermietung. Obwohl beispielsweise die Hotels Hygienekonzepte und entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung offensichtlich recht erfolgreich nutzen. Anstrengend ist der "Flickenteppich" an Regelungen. Dies bedeutet mehr Aufwand, täglich zu kontrollieren, wer kommen darf. Viel schlimmer sind die Diskussionen, ob Stornogebühren anfallen. Und vor allem, dass es hier keine Rechtssicherheit gibt.

Ergo: Es wurde ein Beherbergungsverbot ausgesprochen, ohne den Betrieben konkrete Handlungsinformationen zu übermitteln.

Check body temperature for Covid-19 in Resort Hotel
Die Hygiene-Konzepte der Hotels sind sehr unterschiedlich, in manchen wird die Temperatur der Gäste bei Anreise gemessen.Bild: E+ / mustafagull

Schleswig-Holstein

"Das Beherbergungsverbot folgt keiner Logik und ist natürlich auch einfach zu umgehen"

Karsten Werner ist geschäftsführender Gesellschafter vom Strandgut Resort in Sankt Peter-Ording und hält das Beherbergungsverbot für absoluten Irrsinn.

"Wir halten das Beherbergungsverbot für überhaupt nicht sinnvoll und es zeigt, wie die Politik denkt: Hauptsache ein Kompromiss und einzelne Gruppen sollen mehr belastet werden, damit andere weiter unbelastet sind.

Hotellerie und Gastronomie haben wie die Event-Szene leider keine Lobby. Ein Beherbergungsverbot kommt praktisch einer Schließung gleich. Man will zwar die Wirtschaft schützen, aber das gilt eben nicht für unsere Branche.

Das Beherbergungsverbot folgt keiner Logik und ist natürlich auch einfach zu umgehen. Ein Tagestourist darf sich den ganzen Tag bei uns im Hotel und Restaurant aufhalten, essen, trinken, Hausführung, Wellness, alles, aber am Abend muss er nach Hause fahren? Nein muss er ja gar nicht, er könnte auch privat übernachten und am nächsten Tag wiederkommen.

Eigentlich braucht er auch nur beim Check-in erklären, dass er nicht touristisch übernachtet, sondern privat unterwegs ist, um Freunde in der Stadt zu besuchen oder Verwandte oder einen Arzt, oder, oder, oder... Und schwupp darf er wieder im Hotel oder der Ferienwohnung übernachten. Auch wenn er erklärt, dass er geschäftlich übernachtet, weil er einen dringenden Geschäftstermin hat, ist er nicht betroffen. Wer soll das alles kontrollieren?

"Warum soll unser Restaurantgast in Nordfriesland um 22 Uhr kein Glas Wein mehr trinken?"

Von Hotels geht keine Gefahr aus. Hat es in den vergangenen Monaten nicht und tut es auch in Zukunft nicht. Wir haben absolut detaillierte Hygiene-Konzepte. Risikogebiete und Gemeinden sollten bei sich schauen, die Zahlen wieder runter zu bekommen, nicht die Gebiete bestrafen, die davon nicht betroffen sind.

Wenn wir hier in Nordfriesland einen Schwerpunkt in St. Peter-Ording haben, dann sind wir die ersten, die für klare Maßnahmen sind.

Übrigens sehen wir das auch so bei den aktuellen Diskussionen um Alkoholverbote ab 22 Uhr, die Herr Söder immer wieder ins Spiel bringt. Natürlich ergibt das in einem Club auf St. Pauli in einer Stadt mit hohen Fallzahlen, Sinn. Vielleicht auch in reinen Bars. Aber warum soll unser Restaurantgast in Nordfriesland um 22 Uhr kein Glas Wein mehr trinken?"

Hotelketten in ganz Deutschland

"Verunsicherung, sowohl seitens der Hotels als auch der Reisenden"

Dieter Müller ist CEO von MotelOne. Das deutsche Hotelunternehmen betreibt Unterkünfte in ganz Europa. Er hofft darauf, dass es bald einheitliche Regelungen für den Umgang mit Corona gibt:

"Da unseres Wissens Hotelaufenthalte nicht als Treiber des Infektionsgeschehens gelten, können wir die innerdeutschen Beherbergungsverbote generell nicht nachvollziehen.

"Wir hoffen jetzt auf konstruktive Beratungsgespräche der Regierungschefs."

Übernachtungen in privaten Unterkünften und Tagesreisen sind aktuell möglich. Da stellen wir uns die Frage, wo der Unterschied zum Hotelaufenthalt liegt, mit gut umgesetzten Hygienekonzepten? Zudem führen die unterschiedlichen Verordnungen der Länder aktuell zu einer Verunsicherung, sowohl seitens der Hotels als auch der Reisenden.

Wir hoffen jetzt auf konstruktive Beratungsgespräche der Regierungschefs der Länder und der Kanzlerin."

"Die Beherbergungsverbote verschlimmern die prekäre Lage"

Die BWH Hotel Group ist eine Hotelgruppe, zu der in Deutschland rund 250 individuelle Hotels der Marken Best Western und WorldHotels gehören. Eine Sprecherin der Gruppe sagt zu watson:

"Die Hotelbranche war seit dem ersten Tag dieser Pandemie massiv betroffen. Von einem auf den anderen Tag sind die Umsätze der Hotels komplett zurückgegangen und nicht mehr aufholbar. Mit dem Beherbergungsverbot ist das gerade so leicht aufkeimende Geschäft zunichtegemacht worden. Die Gäste sind extrem verunsichert, aber auch die Hotels, weil jedes Bundesland eigene Verordnungen erlassen hat. Und jeden Tag werden neue Städte zum Risikogebiet erklärt.

Die Beherbergungsverbote halte ich nicht für ein adäquates Mittel zur Eindämmung der Pandemie. Selbst in den Hochzeiten waren Hotels nie Hotspots, was auch an den Hygienekonzepten und umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen liegt. Ich glaube, es gibt heute kaum einen sichereren Ort als ein Hotel. Wir haben zahlreiche Maßnahmen ergriffen, die dafür sorgen: häufigere Reinigungs- und Desinfektionszyklen in allen Bereichen, mehr Reinigungspersonal, 1,5 Meter Abstand, Masken und vieles mehr.

"Die große Insolvenzwelle steht jetzt im Herbst und Winter an."

Das Verbot kam wirklich überraschend. Wenn es zu Ansteckungsherden in Hotels gekommen wäre, könnte man es nachvollziehen. Aber dadurch, dass Hotels eine der wenigen Branchen sind, wo Sicherheitskonzepte so umgesetzt wurden, dass dort nie etwas passiert ist, ergibt es für mich keinen Sinn. Natürlich müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Pandemie im Zaum zu halten, aber Beherbergungsverbote sind nicht die Lösung.

Die Beherbergungsverbote verschlimmern nochmal die prekäre Lage, in der sich die gesamte Branche gerade befindet. Die große Insolvenzwelle steht laut Umfragen der Branchenverbände im Herbst und Winter an, ein Teil der Betriebe wird es nicht überleben. Erste Insolvenzen gab es bereits."

"Die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Gäste und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben stets oberste Priorität"

Accor Hotels ist in Deutschland etwa 340 mal vertreten. Zu der Gruppe zählen bekannte Marken wie Ibis, Mercure und Novotel. Ein Sprecher des Unternehmens sagt zu watson:

"Die Verbreitung von Covid-19 stellt Accor sowie die weltweite Hotel- und Tourismusbranche vor nie dagewesene Herausforderungen. Wir beobachten die nun wieder steigenden Fallzahlen und Maßnahmen in den Bundesländern aber sehr genau und arbeiten eng mit den lokalen Behörden zusammen. Die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Gäste und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben stets oberste Priorität.

"Wir beobachten die nun wieder steigenden Fallzahlen und Maßnahmen in den Bundesländern aber sehr genau und arbeiten eng mit den lokalen Behörden zusammen."

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Auswirkungen der Beherbergungsverbote in den verschiedenen Bundesländern für uns nicht quantifizierbar. Accor ist aber jedenfalls in einer starken Position, um mit der derzeitigen Situation gut umgehen zu können."

"Große Verunsicherung"

Zum Unternehmen Deutsche Hospitality gehören Ketten wie Steigenberger Hotels und Resorts und InterCity Hotels. Ein Sprecher warnt bei watson vor der Verschärfung einer bereits dramatischen Lage:

"Wir richten uns nach dem aktuellen Beschluss von Bund und Ländern.

Uneinheitliche Regelungen in den einzelnen Bundesländern führen zu großer Verunsicherung auf Seiten der Reisenden und einer enormen Belastung auf Seiten der Beherbergungsbetriebe.

"Beherbergungsverbote verschärfen die dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Tourismus-Branche."

Beherbergungsverbote für geschäftlich und touristisch Reisende verschärfen die dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Tourismus-Branche nochmals erheblich - insbesondere in den Zeiträumen von Schulferien."

"Die Corona-Lage hatte natürlich enorme negative finanzielle Auswirkungen auf uns"

Zu ATLANTIC Hotels gehören Unterkünfte in Bremen, Bremerhaven, Lübeck, Kiel, Wilhelmshaven, Travemünde, Essen, München und auch auf Sylt. Die Kette unterhält Stadt- sowie Ferienhotels. Dass es je nach Lage starke Unterschiede gab, erklärt Geschäftsführer Markus Griesenbeck:

"Nach dem Lockdown liefen die Häuser an der Küste nahezu normal. Die Stadthotels bekamen hingegen nur langsam Zulauf. Doch nach den Sommerferien ging es auch dort vorwärts. Dieser positive Trend wird nun durch das Beherbergungsverbot durchbrochen.

"Negative finanzielle Auswirkungen konnten wir verkraften."

Die Corona-Lage hatte natürlich enorme negative finanzielle Auswirkungen auf uns. Aufgrund unseres gemischten Angebots aus Ferienhotellerie und Stadt-Häusern sowie der Tatsache, dass die meisten Immobilien unseren Investoren gehören, konnten wir diese jedoch erstmal verkraften.

Mit der Schließung der Häuser haben wir für unsere Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet, die sukzessive zu den wieder ansteigenden Belegungszahlen aufgelöst werden. Um unseren Gästen Übernachtungen zu ermöglichen und insbesondere um unsere wertvollen Mitarbeiter zu halten, haben wir auch wieder Häuser geöffnet, die aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten eher geschlossen geblieben wären."

"Das Beherbergungsverbot empfinden wir als zusätzliche Last"

Ein Sprecher von Toskanaworld sagt gegenüber watson:

"Als Unternehmen, dass deutschlandweit insgesamt fünf Hotels sowie drei Thermen und eine Reha-Klinik betreibt, war und ist die Situation rund um die Ausbreitung des Coronavirus extrem herausfordernd für uns. Nachdem wir Mitte März beinahe alle Aktivitäten einstellen mussten, stellt sich die Buchungssituation nach den Lockerungen an den unterschiedlichen Standorten als sehr divers heraus. Auch wenn uns örtlich feststellbare Hochs dabei helfen, eventuelle Verluste abzufedern, ist die Gesamtsituation dennoch als schwierig einzustufen.

"Für die Zukunft wünschen wir uns bundesweit einheitliche und nachvollziehbare Regelungen."

Die Verordnungen beim hygienekonformen Betrieb stellen uns vor zusätzliche Aufgaben, denen wir jedoch positiv und pragmatisch begegnen und bei deren Umsetzung wir auch von überwiegend entgegenkommenden Gästen unterstützt werden. Das nun beschlossene Beherbergungsverbot empfinden wir als zusätzliche Last zu der ohnehin angespannten Lage, die unseren Hotels weitere Probleme hinsichtlich Buchungslage und Verwaltungsaufwand bereitet.

Für die Zukunft wünschen wir uns bundesweit einheitliche und nachvollziehbare Regelungen, die sowohl dem Infektionsschutz als auch der wirtschaftlich angespannten Situation der Beherbergungsbetriebe gerecht werden."

"Deutlich geringere Nachfrage als üblich"

Die Meininger Hotel Gruppe betreibt in mehreren europäischen Großstädten Hotels, die meisten davon in Deutschland. Sprecherin Daniela Dietz erklärt gegenüber watson, dass einheitliche Regelungen es für alle leichter machen würde:

"Die Maßnahme des Beherbergungsverbots ist derzeit eine Herausforderung für Unterkünfte wie Reisende gleichermaßen. Meininger Hotels unternimmt alles, um Gäste situationsgerecht mit relevanten Infos zu versorgen, und befolgt in allen Hotels die lokalen Vorschriften. Unsere oberste Priorität ist der Betrieb unserer Hotels in Übereinstimmung mit den örtlichen Vorschriften und die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter.

Für das Gastgewerbe wäre es gut, wenn sich die Regierungen auf einheitliche Maßnahmen einigten und Reisende somit mehr Sicherheit bzgl. aktuell geltender Regelungen und Einschränkungen erhielten. Dies würde auch die Entscheidungsfindung für Kunden erleichtern.

Wie jedes andere Unternehmen in der Tourismusbranche verzeichnen wir seit Anfang des Jahres eine deutlich geringere Nachfrage als üblich. Wir bedienen derzeit hauptsächlich Kundensegmente, die im Inland reisen. Die Zimmerauslastung in Großstädten wie Berlin und Hamburg haben während der Sommermonate unsere Erwartungen zwischenzeitlich übertroffen, dort haben wir Auslastungsraten von über 80 Prozent erreicht.

Auch kleinere Städte wie Heidelberg und Leipzig haben sehr gut performt. Derzeit bucht die Mehrheit unserer Kunden sehr kurzfristig und schätzt vor allem Flexibilität."

"Wir glauben, dass es sich von Monat zu Monat bessert"

Zur Radisson Hotel Group gehören unter anderem die "park inn"- sowie "Park Plaza"-Hotels. Martin Melzer, seines Zeichens Sprecher der Gruppe, sagt:

COVID-19 hat die Welt, die Hotellerie und unser Geschäft schwer getroffen. Infolgedessen wird jedes Hotel seine Prognosen und Finanzprognosen regelmäßig überprüfen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir nicht vorhersagen, wann sich das Geschäft wieder normalisiert, aber wir glauben, dass es sich von Monat zu Monat bessert. Ein Beherbergungsverbot hilft da zwar nicht, doch die Gesundheit unserer Gäste und Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität.

"Wir sind der Regierung dankbar, dass sie staatliche Subventionen für die Kurzarbeit eingeführt haben."

Deshalb ist es für uns enorm wichtig, dass wir in unseren Hotels eine saubere und sichere Umgebung mit maximalen Hygienestandards bieten können. Zudem haben wir unseren Verkaufsprozess angepasst, um verbesserte flexible Buchungsbedingungen für Freizeit- und Geschäftsreisende sowie Gruppenbuchungen zu berücksichtigen, um so viel Flexibilität und Planungskomfort wie möglich zu bieten.

Wir sind der Regierung dankbar, dass sie staatliche Subventionen für die Kurzarbeit eingeführt haben. Während wir das Hotelgeschäft schützen, werden wir stets die Interessen und das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter im Mittelpunkt stellen und geben unser Bestes, Kündigungen zu vermeiden.

(sb/tkr/lw/tb/ak)

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