Ulrich Wickert war über Dekaden hinweg eine feste Größe im TV, 50 Jahre lang arbeitete er für die ARD. Bis 2006 präsentierte er die "Tagesthemen", die er 1991 übernommen hatte. Am 2. Dezember feiert Wickert seinen 80. Geburtstag – kurz zuvor findet er in einem Interview mit der "Bild" klare Worte über seinen einstigen Arbeitgeber und spricht über die Krise bei den Öffentlich-Rechtlichen.
Die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist in den letzten Jahren immer lauter geworden. Vor allem das Wirtschaften der Verantwortlichen stößt vielen sauer auf, daneben wird die inhaltliche Ausgewogenheit des Programms infrage gestellt.
Wickert meint dazu: "Diese Krise war in dieser Form nicht absehbar. Das, was im RBB passiert ist, hat das berühmte Fass zum Überlaufen gebracht. Ich bin der Meinung, das ist auch gut so. Es wird meines Erachtens aber immer noch nicht genügend darüber diskutiert."
Der 79-Jährige fordert sogar drastische Konsequenzen – die Politik müsse sich dringend einschalten:
Schließlich nennt der einstige Nachrichtensprecher auch konkrete Beispiele für Dinge, die besonders im Argen liegen. "Man muss sich ja nur mal angucken, dass das Elbphilharmonie Orchester vom NDR bezahlt wird, obwohl die Elbphilharmonie der Stadt Hamburg gehört. Das versteht doch kein Mensch!", wettert er.
Generell bedürfte es Mut bei den Intendanten, über das Programm nachzudenken. Geht es nach Wickert, ist vor allem das Genre des Krimis überstrapaziert: "Jeden Tag ein Krimi oder die Wiederholung eines Krimis muss doch nicht sein. Es fällt mir langsam schwer, mir das immer wieder angucken zu sollen." Damit dürfte er so manchem aus der Seele sprechen...
Wickert nennt im Anschluss sogar auch ein konkretes ARD-Format, das aus seiner Sicht der Umstrukturierung bedarf. "Warum der 'Weltspiegel', der einmal pro Woche gesendet wird, ganze vier Redaktionen braucht, muss ich auch nicht verstehen", legt er nochmal nach.