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Streamer mit Behinderung fordert Respekt: "Reduziert mich nicht auf den Rollstuhl"

Robert und Lisa im watson-Interview.
Robert und Lisa im watson-Interview. Bild: Lisa Fleischer/gettyimages/montage
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"Reduziert mich nicht auf den Rollstuhl" – Streamer mit Behinderung fordert Respekt

05.10.2019, 19:38
lisa fleischer
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Robert ist 36, verheiratet und leidenschaftlicher Streamer. Er hat eine große Klappe, das sagt er von sich selbst, und damit fühlt er sich wohl in der Öffentlichkeit.

Was ihn von anderen Streamern unterscheidet: Er streamt auf der recht überschaubaren Live-Plattform Mixer, anstatt mit zahlreichen anderen Influencern auf Twitch, einer der größten Streaming-Seiten im Netz, zu konkurrieren. Aber all das sehen viele Menschen, die er im Alltag trifft, nicht. Sie reduzieren ihn auf seinen Rollstuhl – und das stört Robert gewaltig.

Auf eine Assistenz im Alltag ist Robert nicht angewiesen. Selbst kleine Stufen meistert er alleine; nicht für alles benötigt er den Rollstuhl. Unter seinem Pseudonym Wheeliam, unter dem er auf Mixer bekannt ist, streamt er vor allem Cities: Skylines, eine anspruchsvolle Städtebau-Simulation, in der die Gestaltung, Weiterentwicklung und das Management der eigenen Stadt im Fokus steht.

Was ihn nervt: Er begegnet außerhalb der Streaming-Welt regelmäßig Menschen, die ihn nicht ernst nehmen. Immer wieder kommt es vor, dass er von neuen Kontakten nicht persönlich angesprochen wird. Stattdessen wenden sie sich an seine Freunde oder seine Frau.

Doch Robert schafft es, sich mit seinem Redegeschick aus solchen Situationen schnell zu befreien; er ist nicht auf den Mund gefallen. Auf die Nerven geht es ihm verständlicherweise trotzdem.

Auch Melanie kennt das.

Sie sitzt dauerhaft in einem automatischen Rollstuhl, außerdem braucht sie eine Assistenz, um ihren Alltag zu bewältigen. Einer beruflichen Tätigkeit geht die junge Frau mit den blau-grünen Haaren trotzdem nach. Ein adaptiver Controller von Microsoft ermöglicht ihr ihre Hobbies: Videospiele spielen und Streams anschauen.

Im Alltag widerfahren ihr fast täglich herabwürdigende Situationen. Sie erzählt, wie Verkäuferinnen in ihrem Stamm-Supermarkt immer wieder nicht den Geldschein annehmen wollen, den Melanie ihnen entgegenstreckt. Erst wenn ihre Assistenz den Schein in die Hand nimmt und herüberreicht, akzeptieren sie das Geld.

Zuflucht finden sie und Robert in der Streaming-Community.

Beide bestätigen, dass sie hier kaum auf ihr Äußeres reduziert oder gar anders behandelt werden. Während Melanie schon seit einiger Zeit ihren eigenen Blog betreibt, ist Robert ständig vor der Kamera. Negatives Feedback haben beide im Netz nur selten bekommen. Robert führt das auf das Alter der Zuschauer zurück. Während vor allem ältere Menschen immer wieder Berührungsängste und Unverständnis zeigen, scheint die junge Generation offener, wesentlich respektvoller mit dem Thema Behinderung umzugehen.

Was sowohl Melanie als auch Robert trotzdem an dem Medium kritisieren: Obwohl die Toleranz der Zuschauer größtenteils vorhanden ist, fehlt es in vielen Streams nach wie vor an Repräsentation. Influencer ohne Behinderung machen viel zu wenig auf das Thema aufmerksam. Melanie, die regelmäßig und leidenschaftlich den Twitch-Kanal der Rocket Beans verfolgt, merkt an, dort noch nie Gäste mit einer körperlichen Behinderung gesehen zu haben.

Dabei wäre Repräsentation so wichtig. Zum einen, um Menschen zu zeigen, dass jeder seine Träume verwirklichen kann. Und zum anderen, um alle Menschen auf das Thema Inklusion aufmerksam zu machen. Damit auch sie endlich "die Menschen sehen und nicht die Kisten, in denen sie sitzen", so Robert.

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