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"Maischberger": Laschet gesteht Söder-Enttäuschung – "Ich habe ihm lange geglaubt"

Bei seinem ersten großen Interview nach der Wahl wirkte CDU-Chef Armin Laschet erleichtert.
Bei seinem ersten großen Interview nach der Wahl wirkte CDU-Chef Armin Laschet erleichtert.bild: screenshot ard
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Laschet gesteht Maischberger seine Söder-Enttäuschung: "Ich habe ihm wirklich lange geglaubt"

04.11.2021, 06:22
dirk krampitz
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Es ist sein erstes großes Interview nach der Wahlniederlage: CDU-Chef Armin Laschet findet sich bei Sandra Maischberger im Studio ein, um über seine Fehler, Markus Söder und seine Zukunftspläne zu sprechen. Daneben geht es auch um die Klimakrise und Corona im Gespräch mit diesen Gästen:

  • Armin Laschet (CDU-Parteivorsitzender)
  • Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist)
  • Ralf Moeller (Schauspieler)
  • Anna Mayr (Journalistin bei "Die Zeit")
  • Sigmund Gottlieb (Journalist, ehemals Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens)

Es ist ein tiefer Fall für Armin Laschet. Vom CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten zum Auslaufmodell. Schon bald wird der ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen den Parteivorsitz abgeben und nur noch einfacher Abgeordneter sein. Und das in der Opposition. "Haben Sie das schon verarbeitet?", will Sandra Maischberger von Armin Laschet wissen.

Es sei "ein turbulentes Jahr", schweift Laschet ein bisschen ab, "dann gab es ein Auf und Ab". Und natürlich habe auch er Fehler gemacht, aber die Niederlage sei nicht seine alleinige Schuld gewesen.

Armin Laschets Wahlkampf-Patzer wurden auf vielen Fotos festgehalten.
Armin Laschets Wahlkampf-Patzer wurden auf vielen Fotos festgehalten. bild: screenshot ard

Maischberger konfrontiert ihn mit den bekannten Schlüsselbildern aus seinem Wahlkampf. Wie er tropfnass im Flutgebiet an der Ahr steht. "Das Bild wirkt wie ein ganz trostloser Mensch", gibt er zu. Aber SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz habe genau neben ihm gestanden, genauso nass, ein Foto von ihm habe jedoch eben nicht die Runde gemacht.

Und auch die Aufnahme, die ihn im Gespräch mit einem Flutopfer zeigt, sei "ein verfälschtes Bild". Der Einwohner habe ebenfalls unter einem Schirm gestanden, das sehe man nicht. Und Laschet selbst habe gar nicht bemerkt, dass jemand einen Schirm über ihn gehalten hat. "Eigentlich kann ich meinen Schirm auch selbst halten."

Unverzeihlich sei allerdings sein Lachen während der Rede des Bundespräsidenten im Flutgebiet gewesen. Der 60-Jährige räumt ein:

"Es ist wirklich ein großer Fehler gewesen. Das ärgert mich bis heute. Glauben Sie mir, es ärgert mich zu Tode. Es darf nicht passieren. Punkt."
Armin Laschet

Söder hat sich herausgeredet

Ob CSU-Chef Markus Söder mehr Erfolg als Kanzlerkandidat der Union gehabt hätte? "Ich glaube, er hätte einen genauso harten Wahlkampf erlebt." Maischberger fragt ihn weiter nach Söder, der Laschet im Wahlkampf das Leben sehr schwer gemacht hat mit seiner Kampfkandidatur. "Es hat mich erstmal überrascht, dass er überhaupt antritt", gibt Laschet ganz offen zu. Ob sie denn telefoniert hätten. "Immer wieder", sagt Laschet. Und wenn er ihn auf gewisse Aussagen angesprochen habe, habe sich Söder immer herausgeredet. "Das ist falsch zitiert, das habe ich gar nicht gesagt – es waren immer andere."

Es ist ein ehrlicher Moment. So wie Laschet überhaupt viel authentischer und entspannter wirkt als bei seinen TV-Auftritten während des Wahlkampfs. Er hat nichts mehr zu verlieren, weil ja alles weg ist. Er kann also ganz entspannt sein. Und so gibt Laschet auf die Frage nach dem Verhältnis zu Markus Söder zu: "Es war lange Zeit sehr gut, ich habe ihm wirklich lange geglaubt." Was nachhallt – heute ist das wohl nicht mehr so.

Wer denn nun neuer CDU-Chef werde? "Ich kann es Ihnen heute nicht sagen – ich kann Ihnen nicht mal sagen, wer antritt." Es gebe "mehrere, die interessiert sind". Es müsse jemand sein, der "alle zusammenhält" in der Oppositionsarbeit, findet Laschet.

Ob Olaf Scholz ein guter Kanzler werde, piekst ihn Maischberger. "Das weiß ich nicht, das wird sich zeigen. Das weiß man nie am Anfang einer Amtszeit." Gut sei aber gewesen, dass Scholz gemeinsam mit Angela Merkel beim Klimagipfel in Glasgow in Deutschlands Namen aufgetreten ist, findet er. Das sei ein wichtiges Zeichen an die Welt "dass der Machtwechsel in Deutschland fair stattfindet".

Was Laschet wirklich vermisst

Beim Blick auf seine Zukunft als einfacher Abgeordneter vermisse er vor allem sein Amt als Ministerpräsident, als Repräsentant, als Landesvater. "Es ist ein sehr schönes Amt. Das hat mir schon viel Spaß gemacht." Er werde sich weiter der Außen- und Europapolitik widmen – "wo und wie, das wird sich zeigen". Ob er mit sich im Reinen sei, hakt die Moderatorin nach. "Was meinen Sie? Ich hätte gern gewonnen. Ich wäre gerne Kanzler. Ich wäre lieber bei Koalitionsverhandlungen als hier." Seine Frau hingegen sei "ein Stück weit doch erleichtert", dass er nicht Kanzler geworden ist.

Verständnis für Laschet, Olaf Scholz als "Cyborg"

Sandra Maischberger (re.) mit ihren Kommentatoren Sigmund Gottlieb, Anna Mayr und Ralf Moeller (v. li.).
Sandra Maischberger (re.) mit ihren Kommentatoren Sigmund Gottlieb, Anna Mayr und Ralf Moeller (v. li.).bild: screenshot ard

Der Ex-Bodybuilder und Schauspieler Ralf Moeller Ist mit Armin Laschet gut bekannt. "Der Mann war unter einem Druck schon seit Monaten", wirbt er um Verständnis für Laschets Patzer. "Das sind die Nerven. Auch bei einer Beerdigung haben schon Leute gelacht." Der stets kontrollierte Olaf Scholz hingegen komme ihm vor "wie ein Cyborg". Außerdem habe die Union auch einen großen Anteil am Scheitern Laschets. "Wenn die Partei nicht einmal ihren eigenen Mann unterstützt, ist das traurig", stellt Moeller fest. Die CDU sei dauerhaft geschwächt, glaubt er.

Journalistin Anna Mayr findet: "Es war ehrbar von ihm, die Verantwortung zu übernehmen. Natürlich war er daran nicht alleine schuld." Die Erneuerung der CDU sieht sie sehr kritisch, weil es wohl keine Frau an die Spitze der Partei schafft:

"Das ist nicht 2021. Da hätte jemand zu einer Frau gehen sollen und sagen: Wir brauchen dich."
Anna Mayr

Der ehemalige Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, Sigmund Gottlieb, findet, dass Armin Laschet vor allem den Wahlkampf zu spät begonnen hat. Aber die Partei habe Laschet auch übel mitgespielt. "Manchmal habe ich mir gedacht: Mein Gott, was tut ihr diesem Mann noch an?" Nun brauche die CDU "eine überzeugende Figur an der Spitze", sonst verschwindet die Partei "viele, viele Jahre in der Daueropposition", glaubt Gottlieb.

Für ihn kommt da nur Friedrich Merz in Frage. "Merz steht für einen klaren Wirtschaftskurs." Dass er von der Regierung unter der Beteiligung der Grünen nicht viel hält, daraus macht er keinen Hehl. "Den gesamten politischen Anspruch zu reduzieren auf Klima, Klima, Klima, ist zu kurz gesprungen."

Yogeshwar sieht sich in Gretas Klima-Hölle

Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeswar sieht sich in der Klima-Hölle schmoren.
Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeswar sieht sich in der Klima-Hölle schmoren.bild: screenshot ard

Doch genau um dieses Thema geht es bei Maischberger vor dem Hintergrund der Klimakonferenz in Glasgow. Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar gibt zu, dass sich in den vergangenen Jahren im Umweltschutz "wenig bewegt" habe. Aber: "Es geht um Symbolpolitik."

Nötig sei vor allem ein "Kulturwandel". Er zum Beispiel sei im Jahr 2019, vor der Pandemie, viel unterwegs gewesen:

"170.000 Flugmeilen allein bei einer Airline – erste Klasse bei Greta Thunberg in der Hölle."
Ranga Yogeshwar

So lautet sein Öko-Fazit. Und für seine Flugmeilen habe er noch Freiflüge bekommen. Verzicht werde nicht belohnt. "Stattdessen belohnen wir den Sünder."

Irgendwie klingt Yogeshwar nicht wirklich so, als würde er die Vielfliegerei im Nachhinein bereuen oder in Frage stellen. Umso überraschender ist seine Idee dazu, wie die Gesellschaft den Kulturwandel aus eigenem Antrieb schaffen könne. Jeder müsse sich selbst fragen: "Wieviel CO2 muss ich ausstoßen, um glücklich zu sein, wieviel PS muss mein Auto haben?" In anderen Bereichen habe sich der Kulturwandel ja auch vollzogen: Als er jung war, habe es noch rauchende Chefärzte gegeben und heute eher nicht mehr.

Corona im Herbst: "Ein echtes Problem"

Dann geht es um Corona. Auf den Intensivstationen lägen derzeit vor allem Ungeimpfte, sagt der Wissenschaftsjournalist. Seine Aussicht für Herbst und Winter: "Alles in allem haben wir ein echtes Problem – nicht genug Menschen, die sagen: 'Ich lasse mich impfen.'" Und durch die in den vergangenen anderthalb Jahren stark verringerten Kontakte würden im Herbst wohl auch die grippalen Infekte stärker als gewohnt zuschlagen, was zu einer weiteren Belastung des Gesundheitssystems führen werde.

Doch noch schwieriger als die richtigen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu finden, sei es, den Weg aus der Pandemie heraus zu finden. Er glaubt, dass diese Diskussion das kommende Jahr bestimmen wird. Ähnlich wie beim potentiell tödlichen Autofahren, werde man zu einer neuen Normalität kommen müssen.

"Risiken müssen wir auch irgendwann akzeptieren. Aber noch ist es zu früh."
Ranga Yoegeshwar
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Kim Kardashian und ihre Familie wurden mit Reality-Shows und Klatschgeschichten bekannt. Dass die 43-Jährige sich an "echten" Serien mit Drehbüchern beteiligt, ist ein noch recht neues Phänomen. Zuletzt war Kardashian in der neuen Staffel der Horror-Serie "American Horror Story" zu sehen. Anschließend wandte sie sich einem neuen Projekt zu.

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