Die Bilanz der Bundesliga bei der WM ist erschreckend
01.07.2018, 15:1801.07.2018, 15:20
watson sport
Der Stellenwert der Bundesliga ist bei der WM in Russland dramatisch gesunken. Die Hauptrollen spielen Profis aus England und Spanien.
Torschützenkönig Robert Lewandowski ist entnervt ohne einen einzigen Treffer nach Hause geflogen, die deutschen Weltmeister sind nach der historischen Katastrophe von Kasan schon auf dem Weg in den Urlaub, viele der verbliebenen Deutschland-Legionäre sitzen in ihren Teams auf der Bank: Die Bundesliga spielt bei der WM in Russland nur noch eine Nebenrolle. England und Spanien sind weit enteilt.
Als am Samstag die Achtelfinale anfingen, waren nur noch 38 Spieler aus der 1. und 2. Bundesliga dabei. Mehr als doppelt so viele Profis aus englischen Ligen (78) kämpfen noch um den WM-Titel. Spanien folgt mit 61 K.o.-Rundenteilnehmern.
Diese Bundesliga-Spieler sind bei der WM dabei:
Australien: Mathew Leckie (Hertha BSC), Robbie Kruse (VfL Bochum) Belgien: Michy Batshuayi (Borussia Dortmund), Koen Casteels (VfL Wolfsburg), Thorgan Hazard (Borussia Mönchengladbach), Dänemark: Thomas Delaney (Werder Bremen), Yussuf Poulsen (RB Leipzig), Frederik Rönnow (ab Juli 2018 Eintracht Frankfurt), Jannik Vestergaard (Borussia Mönchengladbach) Frankreich: Benjamin Pavard (VfB Stuttgart), Corentin Tolisso (FC Bayern München) Island: Alfred Finnbogason (FC Augsburg), Rurik Gislason (SV Sandhausen) Japan: Genki Haraguchi (Fortuna Düsseldorf), Makoto Hasebe (Eintracht Frankfurt), Shinji Kagawa (Borussia Dortmund), Yoshinori Muto (1. FSV Mainz 05), Yuya Osako (1. FC Köln), Gotoku Sakai(Hamburger SV), Takashi Usami (Fortuna Düsseldorf) Kolumbien: James Rodriguez (FC Bayern München) Kroatien: Tin Jedvaj (Bayer 04 Leverkusen), Andrej Kramaric (TSG 1899 Hoffenheim), Ante Rebic (Eintracht Frankfurt), Marko Pjaca (FC Schalke 04) Marokko: Amine Harit (FC Schalke 04), Aziz Bouhaddouz (FC St. Pauli) Mexiko: Marco Fabian (Eintracht Frankfurt), Carlos Salcedo (Eintracht Frankfurt) Nigeria: Leon Balogun (1. FSV Mainz 05) Polen: Jakub Blaszczykowski (VfL Wolfsburg), Robert Lewandowski (FC Bayern München), Lukasz Piszczek (Borussia Dortmund) Portugal: Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund) Schweden: Ludwig Augustinsson (SV Werder Bremen), Albin Ekdal (Hamburger SV), Emil Forsberg (RB Leipzig) Schweiz: Manuel Akanji (Borussia Dortmund), Roman Bürki (Borussia Dortmund), Josip Drmic (Borussia Mönchengladbach), Nico Elvedi (Borussia Mönchengladbach), Breel Embolo (FC Schalke 04), Gelson Fernandes (Eintracht Frankfurt), Yvon Mvogo (RB Leipzig), Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach), Denis Zakaria (Borussia Mönchengladbach), Steven Zuber (TSG 1899 Hoffenheim) Senegal: Salif Sane (Hannover 96) Serbien: Luka Jovic (Eintracht Frankfurt), Filip Kostic (Hamburger SV), Milos Veljkovic (SV Werder Bremen) Südkorea: Ja-Cheol Koo (FC Augsburg) Spanien: Thiago Alcantara (FC Bayern München)
Besonders bitter: Die, die aus der Bundesliga noch da sind, gehören nicht zu den Hauptdarstellern. Die Tore schießen andere.
Englands Torjäger Harry Kane (5) verdient sein Geld ebenso in der Premier League wie Belgiens Stürmerstar Romelu Lukaku (4). Kein Wunder, dass Tottenham Hotspur, Manchester United und Co. nach 48 von 64 WM-Spielen mit 33 Treffern vorne liegen. Dank des portugiesischen Weltfußballers Cristiano Ronaldo (4), des Spaniers Diego Costa (3) und des Russen Denis Tscheryschew (3) ist die Primera Division mit 31 Treffern nicht weit zurück.
Kane setzt beim Spiel gegen Panama zum Schuß an
Bild: imago sportfotodienst
Vor vier Jahren beim deutschen Triumph in Brasilien hatte es noch ganz anders ausgesehen. Mit jeweils 35 Toren lagen Bundesliga und Premier League gleichauf. Rekordmeister Bayern München allein kam durch seine WM-Teilnehmer auf 18 Treffer. Die Bilanz des Bundesliga-Dominators nach der Vorrunde 2018: null Tore.
Für die Liga, die erst im Februar mit 3.37 Milliarden Euro den 13. Rekordumsatz in Folge verkündet hatte, ist das WM-Abschneiden ein herber Rückschlag. Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), hatte angesichts der Langeweile im Kampf um die Meisterschaft internationale Erfolge gefordert.
"Im Vergleich mit den anderen Topligen haben die Bundesligisten sehr gute finanzielle Voraussetzungen. Die Frage ist, ob wir aus unseren finanziellen Möglichkeiten das Beste machen."
DFL-Geschäftsführer Seifert
"Die Bundesligisten bringen im Vergleich mit Klubs mit deutlich weniger Finanzkraft oft ihre Leistung nicht. Wir haben den zweitgrößten Umsatz der Welt. Ich kann mich nur schwer damit abfinden, dass wir das Geld der Engländer immer als Ausrede benutzen," erklärte Seifert weiterhin.
DFL-Geschäftsführer Seifert
Bild: imago sportfotodienst
Die WM führt den Bundesliga-Verantwortlichen allerdings deutlich vor Augen, dass die Spieler, die auf der internationalen Bühne brillieren, anderswo spielen. In England, in Spanien, aber auch in Italien mit 37 Achtelfinalteilnehmern, darunter WM-Leistungsträger wie Mario Mandzukic (Kroatien) oder Juan Cuadrado (Kolumbien). Und in Frankreich (29) mit den PSG-Stars Neymar (Brasilien), Kylian Mbappe (Frankreich) oder Edinson Cavani (Uruguay).
Mario Mandzukic in AktionBild: imago sportfotodienst
Die Chance, dass am 15. Juli im Moskauer Luschniki-Stadion ein Bundesliga-Profi den WM-Pokal in Händen hält, ist dagegen gar nicht so gering. Elf Achtelfinalisten haben Deutschland-Legionäre in ihren Reihen, darunter auch die Mitfavoriten Spanien und Frankreich. Die meisten allerdings, die für die Schweiz (10) und Japan (7) spielen, werden dann wohl schon abgereist sein. Werden Brasilien, England, Uruguay, Argentinien oder Russland Weltmeister, geht die Bundesliga leer aus – nach 16 Helden von Rio vor vier Jahren.
(sid/tl/jm/afp)
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