Deutsche Bahn: Interne Nachrichten enthüllt – fallen Züge absichtlich aus?
Die Nachricht um die Preiserhöhung des Deutschlandtickets machte erst diese Woche die Runde. Auf 63 Euro pro Monat müssen sich Kund:innen ab 2026 einstellen; danach soll ein Index den Ticketpreis festlegen, der sich unter anderem an der Entwicklung der Löhne und Energiepreise orientiert.
Es ist also gut möglich, dass Anfang 2027 direkt die nächste Preiserhöhung ansteht. Dann wäre das Deutschlandticket in vielen Verkehrsverbünden wahrscheinlich immer noch günstiger als die Monatskarten zuvor. Doch angesichts der Tatsache, dass das Ticket ursprünglich lediglich 49 Euro kostete, wird die Enttäuschung unter vielen Bus- und Bahnfahrenden im Nahverkehr weiter wachsen.
Bericht: Deutsche Bahn lässt Züge wohl gezielt ausfallen
Enttäuschungen und Frustration sind die Deutschen auch im Fernverkehr gewohnt. Im vergangenen Jahr waren die Fernzüge der Deutschen Bahn so unpünktlich wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Noch nicht mal zwei Drittel der ICE- und IC-Züge waren 2024 pünktlich unterwegs. Und das, obwohl die Deutsche Bahn "Pünktlichkeit" ohnehin sehr lax definiert: Als verspätet gilt ein Zug erst dann, wenn er mehr als sechs Minuten Verspätung hat.
Hinzu kommt, dass entfallene Züge gar nicht als verspätet verbucht werden. Für viele Reisende ist das wohl ein noch größeres Ärgernis als 15 oder 20 Minuten Verspätung. Doch um die interne Verspätungsstatistik aufzupolieren, ist das natürlich von Vorteil. Und den weiß die Deutsche Bahn offensichtlich bewusst zu nutzen.
Der "Spiegel" berichtet, dass das Unternehmen gezielt Züge ausfallen lässt, um seine Statistiken zu verbessern. Dabei beruft sich das Medium auf interne Vermerke und Chatnachrichten.
Am 16. September sei etwa der ICE 616 frühmorgens in München gestartet. Eigentlich sollte der Zug bis nach Hamburg fahren, doch als er mit einer Stunde Verspätung in Köln ankam, hieß es: Endstation. Die Passagier:innen mussten kurzerhand aussteigen und sich eine alternative Verbindung suchen. Offiziell begründet wurde das vorzeitige Ende mit einem "kurzfristigen Personalausfall".
Doch laut "Spiegel" ist das nur die halbe Wahrheit. Während der Zug noch auf den Gleisen unterwegs ist, ploppt in einem internen Chat eine Nachricht auf: "Zug fällt zur Verbesserung der Statistik ab Köln aus". Dem Bericht zufolge soll diese Meldung aus der Verkehrsleitzentrale erfolgt sein.
Dabei handelt es sich offenbar nicht um einen Einzelfall. Laut "Spiegel" bestätigen mehrere Mitarbeiter:innen, dass es inzwischen Praxis sei, Fernzüge aus Gründen der Statistik streichen zu lassen. Dass diese Statistiken nicht zu negativ ausfallen, dürfte gerade für die verantwortlichen Manager:innen von zentraler Bedeutung sein.
DB bestreitet Vorwürfe des "Spiegel"
Doch damit nicht genug. Laut "Spiegel" lässt das Verkehrsunternehmen Züge, die vorzeitig enden, teilweise leer durch Deutschland fahren. Im Fall des ICE 616 habe der Kontrollraum in Duisburg demnach die Anweisung erteilt: "Park wird Lr 27922 hinterhergefahren."
"Park" steht in diesem Fall für "Leerpark", was die Bezeichnung für einen Zug ohne Fahrgäste ist. Am Ende soll der Zug sogar nach Hamburg geschickt worden sein, weil er dort gebraucht wurde. "Wir fahren Strom durch die Gegend", zitiert der "Spiegel" einen Mitarbeiter, der solche Fahrten koordiniere.
Auf Anfrage des Mediums äußert sich das Unternehmen nicht zu der Praxis, die sich offenbar intern etabliert hat. Die Deutsche Bahn gesteht allerdings ein: "Im Einzelfall kann es dann betrieblich sinnvoll sein, eine Zugfahrt vorzeitig zu beenden, um unseren Fahrgästen einen schnellen Umstieg auf den im Takt folgenden Fernverkehrszug zu ermöglichen."
Dabei beruft sich die DB auf ihre Verantwortung, die Verspätungen im Fernverkehr nicht nur für einzelne Züge, sondern auch für andere möglichst gering zu halten. Daher sei es im Fall des ICE 616 sinnvoll gewesen, die "dispositive Maßnahme umzusetzen".
Die Bahn verweist darauf, dass es "direkte und aufnahmefähige Alternativverbindungen" gegeben habe. Doch für die meisten Bahnreisenden auf dem Weg nach Hamburg wird die "dispositive Maßnahme" wohl trotzdem zusätzlichen Stress verursacht haben.