
Als Folge der Corona-Krise hat Deutschland Experten zufolge das Klimaschutz-Ziel für das Jahr 2020 übertroffen.Bild: dpa / Patrick Pleul
Klima & Umwelt
Die Corona-Krise hat Menschen und Wirtschaft heftig zugesetzt - und die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland kräftig gedrückt. Ein längst abgeschriebenes Ziel wird nun wohl sogar übertroffen. Aber Experten mahnen: Eine Pandemie kann keine Klimapolitik ersetzen.
04.01.2021, 07:5304.01.2021, 17:13
Als Folge der Corona-Krise hat Deutschland Experten
zufolge das Klimaschutz-Ziel für das Jahr 2020 übertroffen. Der
Treibhausgas-Ausstoß habe im vergangenen Jahr 42.3 Prozent unter dem
Wert von 1990 gelegen, ergab eine Analyse der Denkfabrik Agora
Energiewende, deren Ergebnisse der Deutschen Presse-Agentur
vorliegen. Das eigentlich schon abgeschrieben Ziel für 2020 sah 40
Prozent weniger Emissionen als 1990 vor.
Den Berechnungen zufolge gingen die Emissionen um über 80 Millionen
Tonnen CO2 zurück auf rund 722 Millionen Tonnen. Zwei Drittel dieser
Minderung seien aber eine Folge der Corona-Pandemie, ohne sie hätte
der Rückgang nur bei etwa 25 Millionen Tonnen gelegen, und das
2020-Ziel wäre verfehlt worden.
Erstmals mehr Strom aus Windkraft produziert als aus Kohle
Als Folge der Pandemie ist der Energieverbrauch im vergangenen Jahr
deutlich gesunken. Dazu kamen den Experten zufolge relativ hohe
CO2-Preise in der EU, die vor allem die klimaschädliche
Stromproduktion aus Kohle verteuern, sowie niedrige Gaspreise und ein
milder Winter, in dem nicht so viel geheizt wurde. 2020 wurde der
Agora-Analyse zufolge erstmals in Deutschland mehr Strom aus
Windkraft produziert als aus Kohle.
Ohne das Coronavirus hätte Deutschland der Analyse zufolge seinen
CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 37.8 Prozent gemindert. "Echte
Klimaschutzeffekte hat es 2020 nur im Stromsektor gegeben, denn hier
gehen die CO2-Minderung auf den Ersatz von Kohle durch Gas und
Erneuerbare Energien zurück", erklärte der Direktor von Agora
Energiewende, Patrick Graichen. "Verkehr und Industrie werden wieder
mehr Treibhausgase ausstoßen, sobald die Wirtschaft wieder anzieht."
Für 2021 rechne er insgesamt wieder mit mehr Emissionen. "Nur durch
schnelles klimapolitisches Handeln kann man dem entgegensteuern."
Vor allem Windkraft für Ökostrom-Anstieg verantwortlich
Erneuerbare Energien lieferten der Analyse zufolge 46.2 Prozent des
Stroms in Deutschland, 3.8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ohne
Corona und die dadurch um 3.6 Prozent gesunkene Stromnachfrage hätte
der Anteil Erneuerbarer Energien im Jahr 2020 nur bei 44.6 Prozent
gelegen, hieß es. Insgesamt viel Wind und eine gestiegene
Windkraft-Produktion auf See, also durch Windparks im Meer, seien für
zwei Drittel des Ökostrom-Anstiegs verantwortlich, ein Drittel gehe
auf das Konto von Solaranlagen. Der Ausbau vor allem von Windrädern
an Land, aber auch von Solaranlagen reiche noch bei weitem nicht aus,
um die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen, mahnte Graichen.
Bisher liegt dieses Ziel bei 55 Prozent weniger CO2-Ausstoß als 1990.
Allerdings haben die EU-Staaten im Dezember beschlossen, das EU-weite
Ziel von 40 auf 55 Prozent Minderung zu verschärfen – das dürfte auch
für Deutschland Folgen haben. Agora Energiewende etwa rechnet damit,
dass die CO2-Preise für die Energieproduktion weiter steigen und
sowohl Stein- als auch Braunkohlekraftwerke weiter unter Druck
setzen.
(mse/dpa)
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