
Venedig ist berühmt für Wasser – doch genau das ist die große Gefahr für die Stadt.Bild: IMAGO images / Bihlmayerfotografie
Klima & Umwelt
Wasser in den Boden zu pumpen, soll Venedig helfen, dem steigenden Wasser länger standzuhalten. Durch die gezielten Eingriffe in tiefe Bodenschichten könnte Zeit für dauerhafte Lösungen gewonnen werden.
04.05.2025, 16:2404.05.2025, 16:24
Seit Jahrhunderten lebt Venedig mit dem Wasser. Die Gondeln sind sogar zum Symbol der malerischen Hafenstadt in Italien geworden.
Doch inzwischen lebt sie vielmehr im Wasser. Der Meeresspiegel steigt, die Fundamente sinken – und was einst als schwimmende Stadt bewundert wurde, droht unterzugehen.
Also entwickelte sich ein vehementer Kampf gegen das Wasser und die zunehmenden Extremereignisse. Immer mehr Geld wurde in Abwehrmaßnahmen investiert, die nicht die erwünschten Ergebnisse erzielten. Nun gibt es einen neuen Plan: Venedig soll wieder steigen. Nicht symbolisch – physikalisch.
Venedig soll nicht untergehen: Rettung gesucht
Pietro Teatini ist eigentlich Professor für Hydrologie und Hydraulic Engineering (am besten übersetzbar als Wasserbau-Ingeneurwesen) an der Universität Padua. Seit den 1970ern forscht er an einer Lösung für Venedig.
Nun hat er einen radikalen Vorschlag zur Rettung der Stadt: Wasser in die Erde pumpen, um die Stadt zu heben. Klingt paradox in einer Stadt, die von Hochwasser geplagt ist. Doch Teatini meint es ernst und Venedig rennt die Zeit davon.
Im letzten Jahrhundert ist Venedig rund 25 Zentimeter abgesackt. Gleichzeitig ist der Meeresspiegel um gut 30 Zentimeter gestiegen. Die Stadt sinkt immer weiter und die Meeresspiegelsteigung ist ebenso unaufhaltsam. Die Folge: Immer häufigere und höhere "acqua alta"-Ereignisse, die die beliebte Touristenstadt unter Wasser setzen.
Zwar gibt es mit dem milliardenteuren MOSE-System bewegliche Flutsperren, die Venedig vor Hochwasser schützen sollen. Doch jedes Mal, wenn sie hochgefahren werden, stören sie den natürlichen Wasseraustausch in der Lagune. Das bringt das empfindliche Ökosystem durcheinander.
Außerdem kamen die Sperren schon über 100 Mal zum Einsatz – obwohl sie eigentlich nur für besonders extreme Fluten gedacht waren. Ein kostspieliges System, das in den 1980ern entwickelt wurde und immer noch nicht verspricht, was die Erfinder:innen sich davon erhofft hatten.
Venedig soll per Wasserpumpe 30 Jahre Aufschub bekommen
Daher hat Teatini eine unkonventionelle Lösung parat: Er schlägt vor, Wasser gezielt in 600 bis 1000 Meter tiefe Aquifere unter der Lagune einzuspeisen. Ein Aquifer ist eine unterirdische Schicht aus Sand, Kies oder porösem Gestein, die Wasser aufnehmen, speichern und weiterleiten kann.
Ein Netz aus Brunnen im Umkreis von zehn Kilometern um die Stadt soll ein gleichmäßiges Heben sichern. Ziel sei eine flache, gleichförmige Anhebung, um keine Schäden an Gebäuden zu riskieren. So soll der Bodendruck steigen und die Stadt im Ganzen leicht angehoben werden – um bis zu 30 Zentimeter. Genug, um zwei bis drei Jahrzehnte Zeit zu gewinnen. Zeit für das Entwickeln von langfristigen Strategien.
Teatini betont: Es handelt sich nicht um Fracking. Die Druckverhältnisse würden kontrolliert, ein "Aufplatzen" der Tiefe soll verhindert werden. Kritiker:innen warnen dennoch vor geologischen Risiken, insbesondere wenn zu schnell oder zu punktuell gepumpt werde.
Erste Tests mit Tiefbohrungen wären für 30 bis 40 Millionen Euro möglich – ein Bruchteil der MOSE-Kosten, die sich auf etwa sechs Milliarden Euro belaufen. Die tatsächliche Umsetzung des Projekts würde jedoch einige Millionen oder sogar Milliarden kosten.
Das Projekt ist umstritten, aber es könnte Venedig eine Atempause verschaffen. Teatini sieht seine Idee als "einzige, bereits getestete Maßnahme, die sofort startklar wäre", wie er gegenüber "CNN" erklärte.
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