
Ein saftiges Steak mag vielen schmecken, die Bedingungen, unter denen es produziert wurde, stehen dagegen einmal mehr in der Kritik.Bild: chromorange / CHROMORANGE / Bernd Juergens
Nachhaltigkeit
17.06.2020, 15:3117.08.2020, 18:18
Der Deutsche Ethikrat sieht das Tierschutzgesetz in deutschen
Schlachtbetrieben nicht konsequent umgesetzt. Nun fordert er einen
gesamtgesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Nutztieren.
"Ich
kenne kein einziges Rechtsgebiet, in dem so heuchlerisch vorgegangen
wird wie im Tierschutzrecht", sagte der Sprecher der Arbeitsgruppe
"Tierwohl" im Deutschen Ethikrat, Steffen Augsberg, am Dienstag in
Berlin. Nach seinen Angaben ist es eher die Ausnahme, dass das, "was
oben drinsteht, unten auch so ankommt."
Es gehe dem Ethikrat nicht darum, das Schnitzel zu verteufeln oder
die Nutztierhaltung insgesamt zu verdammen, sagte die
Ethikrats-Vorsitzende Alena Buyx. Doch eklatante Tierwohlverletzungen
seien keine Ausnahme, sondern kämen in der Praxis noch viel zu oft
vor.
"Gute Ernährung mag ein Menschenrecht sein. Täglich ein T-Bone-Steak ist es aber nicht."
Als Beispiel für eine mangelhafte Umsetzung gesetzlicher Vorgaben
nannte Buyx das sogenannte Kükenschreddern. In Deutschland ist das
Kükentöten in der Legehennenzucht nur noch für eine Übergangszeit
zulässig, wie das Bundesverwaltungsgericht 2019 entschieden hatte.
Die Praxis darf aber vorerst weitergehen, bis den Brutbetrieben
praxisreife Verfahren zur Geschlechtsbestimmung schon im Ei zur
Verfügung stehen. Solche langen Übergangsphasen seien abzulehnen,
sagte Buyx.
Kritik an Kastenstand für Sauen
Kritik übte der Ethikrat auch am sogenannten Kastenstand, einem
Metallrahmen, in dem die Sauen gehalten werden. Eine Verordnung soll
die Zeit, in der Sauen so auf engem Raum gehalten werden dürfen,
deutlich einschränken und ihnen mehr Platz garantieren.
Ärger gab es
unter anderem um die Übergangsfrist, die Bauern gewährt werden soll.
Um die Neuregelung wird seit Jahren gestritten. "Dabei ist der
Kastenstand nichts anderes als eine Exportsubvention von Bund und
Ländern für die deutsche Fleischindustrie, für welche die Sauen mit
massiven körperlichen und psychischen Qualen bezahlen müssen", sagte
Matthias Wolfschmidt von der Verbraucherschutzorganisation
"foodwatch".

Der Kastenstand ist ein Transport-Gestell für Schweine.Bild: www.imago-images.de / Fritz Rupenkamp
"Wichtig ist die Feststellung, dass mehr Tierwohl-Achtung eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nicht alleine auf dem Rücken
der Landwirtschaft ausgetragen werden kann", sagte der
Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken.
"Das Leiden der Tiere in der Massentierhaltung ist für unsere
Gesellschaft eine moralische Bankrotterklärung", sagte die
Grünen-Politikerin Renate Künast. Sie sprach ebenfalls von Zuständen,
die längst abgeschafft gehörten und wegen massivster Lobbyarbeit der
"alten Agrarpolitik" verlängert würden.
(vdv/dpa)
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