
In dem Spiel "Thorugh the Darkest of Times" geht es um den Widerstand gegen das Nazi-Regime.Bild: screenshot/paintbucket games
Digital
Mit "Through the Darkest of Times" wollen die Spielentwickler zeigen, dass auch in schlimmsten Lagen Widerstand möglich ist. Und sie rufen die Schrecken der Nazizeit auf ganz neue Weise in Erinnerung.
17.02.2020, 14:3217.02.2020, 14:32
Geht es in Videospielen um Nazis, so sind sie oft
der entpersonifizierte Feind: gesichtslos und ultimativ böse. Wie zum
Beispiel in der "Wolfenstein"-Reihe, dort soll der Spieler sie ohne
schlechtes Gewissen wegballern. Auch das Indie-Spiel "Through the
Darkest of Times" behandelt nun zwar die Jahre 1933 bis 1945 - doch
das Studio Paintbucket Games aus Berlin geht dabei einen anderen Weg.
Zunächst fällt da der visuelle Stil auf. Obwohl das Spiel eines der
ersten in Deutschland ist, in denen bislang verbannte Symbole
verfassungswidriger Organisationen wie Hakenkreuze und der Hitlergruß
gezeigt werden, vermeiden die Entwickler die Nazi-Ästhetik.
"Wir wollten kein Leni-Riefenstahl-Spiel sein", sagt Entwickler
Sebastian Schulz. Deswegen habe man sich als Inspiration die
expressionistische Kunst der Weimarer Republik genommen: Otto Dix,
Käthe Kollwitz oder George Grosz. "Ein Art-Stil, den die Nazis
verboten hätten", sagt Entwickler Jörg Friedrich.
Widerstandskämpfer in den Nazi-Jahren
Spielerinnen und Spieler steuern in "Through The Darkest of Times"
eine Widerstandsgruppe in Berlin von 1933 bis 1945 - also von der
Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler bis zum Ende des Zweiten
Weltkriegs. Statt Egoshooter-Powerfantasie ist hier gute Strategie
gefragt.
Nach einer Charakter-Erstellung beginnt das Spiel mit einer kleinen
Gruppe, die in Berlin Missionen erfüllt – vom Flugblätter-Verteilen
über das Schmuggeln verbotener Bücher bis hin zum Einsatz von Gewalt.
Jede Mission birgt Risiken. Wird die Gruppe entdeckt, kann das übel
ausgehen.
Zum Erfolg helfen die Eigenschaften der Charaktere sowie Gegenstände
wie ein Fluchtfahrrad. Erfolgreiche Aktionen vergrößern den Kreis der
Unterstützer und steigern die Gruppenmoral. Das Ziel der Gruppe: bis
zum Ende des Krieges überleben.
Schwierige Entscheidungen
Noch wichtiger sind allerdings die Elemente des Spiels, die an ein
Text-Adventure erinnern. Hier werden Geschichten aus dem Berlin der
Nazizeit erzählt, die auf den Recherchen der Entwickler basieren.
Oft müssen Spielerinnen und Spieler schwerwiegende Entscheidungen
treffen: Gehen sie aggressiv dazwischen, wenn ein alter Mann mit
Kippa von SA-Soldaten verprügelt wird? Lenken sie geschickt ab und
ermöglichen ihm so die Flucht? Oder ignorieren sie die Szene und
radeln einfach nach Hause? Manche dieser Szenen hinterlassen mehr als
nur einen Kloß im Hals.
"Wir erzählen diese Geschichte aus der Perspektive einer Gruppe, die
es zu der Zeit oft gab", sagt Schulz. "Die ganz unterschiedliche
politische Meinungen hatten, die aber eins geeint hat: Sie wollen
etwas gegen Hitler und gegen den Faschismus tun." Entsprechend kann
eine Gruppe beispielsweise aus Sozialdemokrat, Monarchin, Anarchist
und Kommunistin bestehen. Das führt auch in der Gruppe zu Konflikten.
Am Ende gehts ums Überleben
In den Spielmechaniken bringt das Spiel jedoch einige Schwächen mit.
Beispielsweise ist es in vier Kapitel unterteilt, in denen je 20
Runden gespielt werden können. Zwischen den Kapiteln verlieren die
Spieler alles, was sie zuvor gesammelt haben. Was durch den
Zeitsprung gerechtfertigt sein mag, ist im Spiel frustrierend.
Dies führt auch dazu, dass sich Spieler fühlen, als hätten sie
vielleicht keinen großen Einfluss darauf, was in der Welt passiert.
Das Überleben der Gruppe wird spätestens im letzten Kapitel zum
einzigen Ziel - was von den Entwicklern genau so gewollt sein könnte.
"Through the Darkest of Times" bezieht Stellung, bringt die Schrecken
und Menschenfeindlichkeit der Nationalsozialisten auf eine völlig
neue Weise in die Köpfe und hilft so gegen das Vergessen – ein Spiel,
das in Schulen gespielt werden sollte.
Das Spiel "Through the Darkest of Times" ist ab 12 Jahre freigegeben,
via Steam für PC erhältlich und kostet rund 15 Euro. Weitere
Plattformen sollen folgen.
(dpa)