Der Geschäftsführer eines Spielwarengeschäfts in der Innenstadt, räumt Spielwaren in ein Regal ein, während er eine Stoffmaske trägt.Bild: dpa / Hauke-Christian Dittrich
watson antwortet
Nach mehreren Wochen wurden die Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern erstmals gelockert. Seit Montag gelten neue Regeln.
Kleinere Geschäfte dürfen wieder öffnen, auch der Schulbetrieb läuft langsam wieder an. Doch es gibt vieles
zu beachten. Und auch in anderen Bereichen ändern sich einige Dinge. Wir haben für euch alle wichtigen Fragen und Antworten zusammengestellt.
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Welche Geschäfte dürfen wieder aufmachen?
Nach dem Beschluss von Bund und Ländern dürfen alle Geschäfte mit
einer Ladenfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder aufmachen.
Ausgenommen von dieser Einschränkung sind Kfz- und Fahrradhändler und
Buchhandlungen – sie dürfen unabhängig von ihrer Größe die Türen
öffnen.
Ausgestalten müssen das die Länder jeweils selbst, deshalb
gibt es Ausnahmen. Kritiker sprechen aufgrund der unterschiedlichen
Regelungen von einem Flickenteppich, der Handelsverband Deutschland
warnt bereits vor Wettbewerbsverzerrungen.
Gilt der Öffnungstermin für ganz Deutschland?
Nein. Denn die Bundesländer können entscheiden, wie sie den
gemeinsamen Beschluss mit der Bundesregierung vom Mittwoch umsetzen.
In einigen Bundesländern müssen sich die Verbraucher daher noch
gedulden. In Berlin und Brandenburg etwa öffnen die Geschäfte erst am
Mittwoch wieder, in Thüringen gehen die Gitter am 27. April wieder
hoch.
Besonderheiten gibt es auch in Bayern: Dort dürfen am Montag
Gärtnereien, Bau- und Gartenmärkte wieder öffnen, die kleineren Läden
sowie alle Auto-, Fahrrad- und Buchhändler folgen eine Woche später.
Andere Länder wie Nordrhein-Westfalen sind deutlich forscher: Die
Landesregierung will bereits im ersten Schritt zusätzlich Möbelhäuser
und Babyfachmärkte öffnen lassen. Der Möbelriese Ikea lässt die Türen
aber zunächst trotzdem zu.
Welche regionalen Sonderregelungen gibt es noch?
In Rheinland-Pfalz und dem Saarland zum Beispiel dürfen auch
größere Läden aufmachen, wenn sie die Verkaufsfläche auf 800
Quadratmeter begrenzen. Ebenso in Hessen – weil sich laut
Landesregierung die Mehrzahl der Nachbarländer für diesen Weg
entschieden habe.
Solche Einzelhändler müssten die Abtrennung aber
"unmissverständlich" durchsetzen. In Brandenburg und Niedersachsen
dürfen auch Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern öffnen, die in
Einkaufszentren liegen.
Auf welche Einschränkungen muss ich mich einstellen?
Shopper werden sich auf einige Änderungen einstellen müssen, die
sie aber schon vom Lebensmittelhandel kennen. Dazu zählen etwa
Beschränkungen, wie viele Kunden gleichzeitig sich im Laden aufhalten
dürfen. An den Eingängen könnten dafür private Sicherheitsdienste
kontrollieren. Schließlich gelten die Kontaktbeschränkungen, die etwa
einen Abstand von mindestens 1,50 Metern empfehlen, nach dem
Beschluss von Bund und Ländern mindestens bis zum 3. Mai weiter.
Gibt es bald eine Maskenpflicht beim Einkaufen?Bild: getty images / zoranm
Zu
erwarten ist deshalb, dass Läden mit Klebestreifen auf dem Boden
Abstandsmarkierungen anbringen. Da Bund und Länder zudem "dringend"
empfohlen haben, in Bus und Bahn sowie beim Einkaufen eine
Alltagsmaske zu tragen, dürften im Straßenbild und in Geschäften
vermehrt Masken auftauchen. Teils wird das sogar zur Pflicht – auch
hier gehen Länder und sogar Kommunen unterschiedlich vor.
In Sachsen gilt ab Montag eine Tragepflicht in Bussen, Bahnen und
Geschäften. Mecklenburg-Vorpommern schreibt einen Mund-Nasen-Schutz
ab 27. April in öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis vor.
Beide
Länder weisen darauf hin, dass es nicht um medizinische Masken geht,
sondern um einfache Gesichtsbedeckungen. Es reiche auch ein Tuch. Im
thüringischen Jena gilt schon seit Anfang April eine Tragepflicht.
Die Stadt war damit bundesweit Vorreiter.
Sulz am Neckar in
Baden-Württemberg hat am Freitag wegen gestiegener Corona-Zahlen eine
Pflicht eingeführt. Wolfsburg kündigte am Samstag an, angesichts der
vorsichtigen Öffnung von Geschäften ab Montag das Tragen einer
Gesichtsbedeckung vorzuschreiben.
Wieso liegt die Grenze für Ladenöffnungen bei 800 Quadratmetern?
Die Zahl ist vor allem ein Kompromiss. So war zunächst auch eine
Öffnung von Geschäften bis zu 400 Quadratmetern im Gespräch, diese
Fläche hielten aber einige Ministerpräsidenten für zu gering.
Letztlich geht es auch um den Weg zum Laden.
Kanzleramtschef Helge
Braun (CDU) betont dabei die Rolle großer Geschäfte: Sie wirkten oft
als Publikumsmagnete. Doch wegen der geltenden Kontaktbeschränkungen
dürfe es in den Innenstädten insgesamt nicht zu voll werden. Die 800
Quadratmeter sind letztlich gar nicht so willkürlich gewählt – denn
darüber gelten Geschäfte laut Baurecht als Sonderbauten.
Viele Filialen von Galeria Kaufhof haben weit mehr als 800 Quadratmeter und bleiben somit vorerst geschlossen.Bild: imago images / Emmanuele Contini
Warum dürfen Kfz- und Fahrradhändler sowie Buchhandlungen ungeachtet ihrer Größe aufmachen?
Autohäuser sind kaum mit Modeboutiquen zu vergleichen. Die
Laufkundschaft ist in der Regel überschaubar, die ausgestellten
Fahrzeuge zudem recht groß - so sind die Abstandsregelungen einfacher
zu befolgen. Eine Rolle spielt auch die Bedeutung der
Automobilindustrie in Deutschland. Die Branche betont, dass der
Verkauf ein wichtiger Faktor sei, um die Produktion anzukurbeln: "Es
gibt keine Fertigung ohne Vertrieb", sagte Hildegard Müller,
Präsidentin des Branchenverbandes VDA.
Was halten die Unternehmen von der schrittweisen Öffnung?
Zahlreiche Einzelhändler und Ketten begrüßen den Schritt und
zeigen sich bereit für den Start. Doch es gibt auch Kritik, vor allem
an der frei gegebenen Ladengröße. Gerade in großen Geschäften sei es
viel einfacher, die Abstandsregelungen umzusetzen, lautet das
Argument. Teils wurden Gerichte wegen der Vorgaben eingeschaltet.
Was ändert sich noch?
Zoos dürfen wieder öffnen, in manchen Regionen schon ab Montag. Die ersten Schüler kommen in Sachsen für Prüfungsvorbereitungen in die Schulen zurück. Berlin und Brandenburg beginnen mit den Prüfungen, als erste hatten bereits Hessen und Rheinland-Pfalz begonnen.
Krankschreibungen per Telefon bei Erkältungssymptomen sind ab Montag nicht mehr möglich. Wer ein Attest braucht, muss zum Arzt.
Sachsen erlaubt auch Gottesdienste wieder, die anderswo noch verboten bleiben. Teilnehmen dürfen maximal 15 Gläubige.
Was ändert sich nicht?
- Kitas bleiben geschlossen, die Notbetreuung soll aber ausgeweitet werden. Auch hier regeln die Länder selbst, wie sie vorgehen.
- Die Kontaktbeschränkungen mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern gelten weiterhin.
- Großveranstaltungen bleiben bis zum 31. August verboten. Was alles unter "Großveranstaltung" fällt, wird noch geklärt. Bundesligaspiele vor Publikum werden in dieser Saison nicht mehr stattfinden.
- Auf Reisen auch zu Verwandten soll weiterhin verzichtet werden bleiben. Touristische Übernachtungen sind nicht gestattet. Für Auslandsreisen gilt weiterhin die weltweite Reisewarnung.
- Restaurants und Bars dürfen nur Außer-Haus-Service anbieten.
- Geschlossen bleiben auch Kultureinrichtungen, Schwimmbäder, Spielplätze, Fitnesscenter, Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe. Friseure dürfen ab 4. Mai wieder aufmachen.
Wie geht es weiter?
Spitzenverbände der Wirtschaft fordern einen klaren Fahrplan für
weitere Lockerungen. Vor allem für Branchen wie Hotels, Gaststätten
und Tourismus fehle eine Perspektive, wie es weitergehen solle. Die
Industrie gibt sich zuversichtlich, dass die nötigen Schutzmaßnahmen
etwa bei der Arbeitskleidung oder Gesichtsmasken umgesetzt werden
können. Vermutlich wird eine Entscheidung aber noch etwas dauern:
Ende April wollen Bundesregierung und Ministerpräsidenten sich erneut
zusammenschalten und beraten, wie es weitergeht.
(vdv/mit Material von dpa und afxp)
Die Bilder aus Hamburg dürften viele Menschen in Deutschland zumindest irritiert haben. Mehr als 1000 Demonstrierende, meist junge Männer, sind am Samstag dem Aufruf zu einer Kundgebung von Islamisten gefolgt. Im Stadtteil St. Georg protestierten sie gegen eine angeblich islamfeindliche Politik und Medienkampagne in Deutschland.