
Eine Frau steht an einem Bahnhof. Wegen des schlechten Netzausbaus wird sie auf dem Land wohl kein 5G-Netz haben.Bild: www.imago-images.de / Pete Muller
Digital
22.09.2020, 09:2122.09.2020, 09:21
Wer an einem ICE-Bahnhof wartet, kann immer
häufiger auf den neuen Mobilfunkstandard 5G zurückgreifen. Bereits an
21 Fernbahnhöfen sei dies im Telekom-Netz möglich, ergab eine
Untersuchung des Vergleichsportals Verivox. An den Hauptbahnhöfen
Berlin, Darmstadt, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und Leipzig sowie
in Köln-Messe/Deutz sei ein Downloadspeed von bis zu einem Gigabit
pro Sekunde im Bereich des Machbaren. Verivox hatte sich die
Netzabdeckungskarte von der Deutschen Telekom und
Vodafone angeguckt und dabei 32 ICE-Bahnhöfe unter die
Lupe genommen. Telefónica Deutschland (O2) ließ sich
den Angaben zufolge nicht in die Karten blicken.
Nicht wo 5G drauf steht, ist auch 5G drin
An einigen Haltestationen wird zwar "5G" auf dem Handy angezeigt,
das Maximaltempo liegt aber niedriger – häufig bei bis zu 375 Megabit
pro Sekunde, was noch immer sehr schnell ist. In Berlin-Spandau und
in Erlangen wird ebenfalls 5G angezeigt, es sind den Angaben zufolge
aber nur bis zu 150 Megabit pro Sekunde.
"5G bedeutet nicht automatisch Gigabit-Geschwindigkeit."
Verivox-Experte Jens-Uwe Theumer
"Die Bandbreite ist
abhängig vom genutzten Frequenzbereich und der Zahl der eingeloggten
Nutzer in einer Funkzelle. Sie sinkt außerdem, wenn 4G und 5G an
einem Mobilfunkmast parallel genutzt werden." In Kassel-Wilhelmshöhe
führe das zu der kuriosen Situation, dass dort 5G-Telekomkunden nur
rund halb so schnell surfen wie Nutzer des 4G-Netzes, und zwar bis zu
75 Mbit pro Sekunde (5G) statt 150 Mbit (4G).
Die reale Surfgeschwindigkeit liegt meistens deutlich unter dem
Höchstwert – wenn man in einer wartenden Menge am Gleis steht und
viele sind im selben Netz unterwegs, erlahmt der Download.
Vodafone kommt in dem 5G-Bahnhofsvergleich mit der Deutschen
Telekom schlecht weg: Nur in Köln-Messe/Deutz können Reisende mit
ihrem Vodafone-Vertrag im 5G-Netz surfen und ultraschnell Videos
downloaden oder in Echtzeit spielen. Allerdings schafft es das
Düsseldorfer Unternehmen an den verschiedenen ICE-Haltestationen auch
mit 4G noch auf passable Maximalgeschwindigkeiten von 200 bis 600
Mbit pro Sekunde. Nur an sieben Hauptbahnhöfen sind eher mickrige 100
Megabit pro Sekunde als Höchsttempo möglich, darunter am Berliner
Hauptbahnhof. Am Mannheimer ICE-Halt sind es sogar nur 50 Mbit.
2019 hatten vier deutsche Mobilfunkfirmen 5G-Frequenzen
ersteigert. Der teure und aufwendige Ausbau dauert Jahre. Vor allem
für die Industrie ist 5G zur Vernetzung von Maschinen und für eine
generell bessere Datenauswertung wichtig. Bei Privatkunden ist es
hingegen fraglich, ob sie die fünfte Mobilfunkgeneration (5G) derzeit
überhaupt brauchen. Für die allermeisten mobilen Anwendungen reicht
4G, zumal dessen Downloadtempo an manchen Bahnhöfen gar nicht
wesentlich langsamer ist als mit 5G, wie die Verivox-Auswertung
zeigt.
(lin/dpa)