Die Corona-Krise ist keineswegs vorbei, dennoch sollen im Herbst wieder Großveranstaltungen möglich sein, entsprechende Hygiene- oder Sicherheitskonzepte vorausgesetzt. Fußballvereine wie Union Berlin etwa erwägen, all ihre Fans vor Spielen einem Corona-Test zu unterziehen. Derweil arbeiten Forscher weiterhin an Impfstoffen, die die Menschen eines Tages immun machen sollen gegen Sars-Cov-2 – so zumindest die Hoffnung von Veranstaltern und Club-Betreibern.
Dieser Hoffnung auf einen Impfstoff hat der Bonner Virologe Hendrik Streeck in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" einen Dämpfer verpasst. Es sei wichtig, "Szenarien zu entwerfen für den Fall, dass es vielleicht keinen Impfstoff geben wird", sagte Streeck und stellte dabei klar:
Seit Beginn der Pandemie zeigten viele Daten, dass die große Mehrheit der Covid-19-Erkrankungen milde oder sogar symptomfrei verliefen – in der chinesischen Millionenstadt Shenzhen sei dies bei 80 Prozent der Erkrankten der Fall gewesen. Streeck folgert daraus:
Der Virologe verweist dabei darauf, dass bei uns bereits Coronaviren heimisch seien, gegen die Menschen für ein oder zwei Jahre Immunität aufbauen, bevor sie sich erneut infizieren. Zudem bilden unsere Körper T-Zellen-Immunität gegen diese Viren aus, die zwar nicht vor Infektion schützen, aber den Krankheitsverlauf mildern. Dazu sagt der Virologe:
Unsere Gesellschaft müsse "realisieren, dass das Virus hier ist und nicht mehr weggehen wird", so Streeck weiter. Müssen wir uns also auf eine zweite Welle einstellen? Vielleicht sogar eine dritte?
Streeck hält nichts von diesen Begrifflichkeiten: Der Begriff einer "zweiten Welle" sei irreführend, so der Virologe, weil er impliziere, dass eine erste Welle schon ausgestanden sei. Dabei hätten wir es mit einer "Dauerwelle" zu tun – und auf der müssen wir laut Streeck gewissermaßen das Schwimmen lernen:
(pcl)