Deutschland hat viele schöne Städte zu bieten. In Rankings werden dabei häufig die gleichen Orte genannt: Bamberg, Heidelberg, Freiburg oder Lübeck. Alle vier verfügen über eine beschauliche Altstadt.
Doch was ist eigentlich mit den hässlichsten Städten? Dieser Frage widmete sich 2018 das Satiremagazin "Extra 3". Moderator Christian Ehring witzelte: "Ich habe überhaupt nichts gegen hässliche Städte. Es spart zum Beispiel Unmengen Strom, wenn es keine Sehenswürdigkeiten gibt, die nachts angestrahlt werden müssen."
Ehring machte sich daran, mit Hilfe des Publikums die hässlichste Stadt Deutschlands zu küren. Gegen harte Konkurrenz wie Saarbrücken, Wuppertal, Radolfzell oder Neumünster setzte sich am Ende eine Stadt in Rheinland-Pfalz durch: Ludwigshafen.
Über die durch den Chemie-Riesen BASF geprägte Industriestadt kursiert schon lange ein Witz: Das Schönste an Ludwigshafen sei die Brücke nach Mannheim.
Die Stadt reagierte souverän auf den Titel und bot seither selbstironisch die "Germany's Ugliest City Tour" an. Auf dem zweistündigen Spaziergang "geht es vorbei an peinlichen Bausünden, verlassen anmutendem Leerstand und deutlichen Fehlplanungen, hin zu vernachlässigten Grünanlagen und – warum auch immer – verwahrlosten Plätzen", wie es auf der Internetseite der Stadt heißt.
Sechs Jahre später will man im Ludwigshafener Rathaus mit dem unrühmlichen Titel offenbar nichts mehr zu tun haben.
Wie der "SWR" berichtet, wird die Stadt Ludwigshafen die "Ugliest City Tour" nicht weiter fördern. Die Entscheidung beruhe auf einer "sorgfältigen Abwägung verschiedener Faktoren", teilt die Stadt mit. Der Titel gefiel wohl nicht allen Einwohner:innen.
"Zum einen gab es aus Stadtgesellschaft, Politik und Wirtschaft durchaus auch kritische Stimmen zu den 'Ugliest City Tours'", sagt eine Sprecherin. "Dabei wurde vor allem hinterfragt, ob es sinnvoll ist, dass sich die Stadt quasi selbst aktiv und auf Dauer als hässlichste Stadt Deutschlands vermarktet."
In den vergangenen fünf Jahren habe die Stadt die Tour mit 1350 Euro pro Jahr gefördert. Jetzt sei es Zeit, neuen Projektideen Raum zu geben. Eine Benachteiligung kritischer Veranstaltungen sei explizit nicht der Grund für die Entscheidung.
Doch Tour-Organisator Helmut van der Buchholz vermutet genau das. "Nach den Debatten der vergangenen Jahre könnte man durchaus vermuten, dass kritische Veranstaltungen künftig weniger Förderung erhalten als solche, die die Stadt in einem guten Licht darstellen", sagt der Architekt gegenüber dem "SWR".
Die Tour möchte er dennoch weiter anbieten. Er habe sie nie des Geldes wegen organisiert. "Es geht um Touren, die auf die Einzigartigkeit der Stadt mit all ihren besonderen Umständen hinweisen und Ludwigshafen aus dem Einheitsbrei deutscher Innenstädte herausheben wollen", betont van der Buchholz.