Kürzlich wurde bekannt, dass in vielen Tampons giftige Schwermetalle wie Arsen und Cadmium sowie das äußerst gesundheitsschädliche Blei gefunden wurden. Viele waren zunächst wütend, doch kommt das wirklich überraschend?
Denn dass in Tampons schädliche Stoffe stecken, ist eigentlich nichts Neues. Bei einer Untersuchung des Verbrauchermagazins "Öko-Test" wurden bereits im Jahr 2007 halogen-organische Verbindungen gefunden. Diese können allergische Reaktionen auslösen.
Bei einer Studie aus dem Jahr 2020 wurden wiederum Weichmacher mit Phthalat in Menstruationsprodukten wie Tampons und Binden, aber auch in Feuchttüchern gefunden. Phthalat ist ein hormoneller Schadstoff, der die Fortpflanzungsorgane schädigen kann.
Vor allem über die Schleimhäute nimmt man solche Stoffe besonders gut auf. Dadurch sind mit Weichmachern hergestellte Periodenprodukte für etwa 28 Prozent der Phthalat-Belastung bei menstruierenden Personen verantwortlich.
Hinzu kommt weiterhin das Risiko, durch die Benutzung von Tampons am sogenannten Toxischen Schocksyndrom (TSS) zu erkranken. Im Vergleich dazu sind die Ergebnisse der neuen Studie zu Schwermetallen tatsächlich weniger dramatisch.
Denn die nachgewiesenen Mengen sind laut dem Forscher:innen-Team relativ gering. Wie "ZDF heute" schreibt, gibt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Entwarnung: Verglichen mit der Belastung von Lebensmitteln und Trinkwasser sei die in Tampons enthaltene Menge zu vernachlässigen.
Die Forscher:innen hoffen aber, mit der Studie darauf aufmerksam zu machen, dass Menstruationsprodukte nicht ausreichend deklariert sind und wollen dahingehend eine Veränderung erwirken. Hersteller sollten die Inhaltsstoffe besser ausweisen und die Herkunft des genutzten Materials dokumentieren, berichtet die "Tagesschau" über die Ergebnisse der Studie. Zudem müssten die Produkte besser kontrolliert werden.
Denn auch alternative Produkte, die sich inzwischen auf dem Markt etabliert haben, sind nicht bedenkenlos zu verwenden. In Periodenunterwäsche kann sich beispielsweise Silberchlorid befinden. Das kann nicht nur beim Menschen Infektionen auslösen, sondern belastet auch die Umwelt, wenn es beim Waschen in die Abwässer gelangt.
Das Problem der Deklarierung zieht sich also durch alle Produkte. Müssten Hersteller genaue Angaben machen, könnte man die einzelnen Angebote zumindest selbst miteinander vergleichen und sich für ein Produkt entscheiden, mit dem man sich wohlfühlt.
Ein Produkt, das als sicher in Bezug auf Inhaltsstoffe gilt, ist die Menstruationstasse. Bei ihr stellt sich dann jedoch wieder die Frage der Praktikabilität. Denn hat man einen langen Tag vor sich und gleichzeitig eine schwere Blutung, muss man sich für das Wechseln eine gute Taktik überlegen.
Vor allem in öffentlichen Toiletten, in denen es in den Kabinen kein Waschbecken zum Auswaschen der Tassen gibt, kann es tricky – oder seien wir ehrlich, unangenehm – werden.
Die Problematik stellt sich übrigens auch bei Periodenunterwäsche oder Baumwolleinlagen. Die benutzten Produkte muss man gut einpacken, Platz zum Wechseln in der Kabine braucht man auch, wenn man die Hose einmal komplett ausziehen muss, und man muss immer genug Produkte dabei haben. So richtig praktisch ist das alles irgendwie nicht.
Zudem wird davon abgeraten, die Menstruationstasse bei Verhütungsmethoden wie Hormon-/Kupferspiralen oder Kupferketten zu verwenden. Denn beim Herausziehen kann ein Unterdruck erzeugt werden, der die Verhütungsmittel ebenfalls mitziehen könnte.
Aktuell haben wir also die Wahl zwischen verschiedenen Giftstoffen in Tampons, Binden und Periodenunterwäsche, oder schwieriger Handhabe von Tassen, waschbaren Binden und Periodenunterwäsche. Cool! Und ja, es gibt auch Naturschwämme und einige Firmen, die sich mit Periodenunterwäsche viel Mühe geben. Aber hierbei sind wiederum für viele Leute höhere Kosten ein Ausschlusskriterium.
Zukünftig könnte es aber auch Tampons geben, die aus Algen hergestellt werden. Klingt im ersten Moment seltsam, damit würden aber zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es wären keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten, und sie wären aus einem sehr nachhaltigen Rohstoff hergestellt.
Das Start-up Vyld (ausgesprochen wie das englische Wort "wild") ist aktuell in der Produktion solcher Tampons. Auf seiner Webseite gibt das Unternehmen an, nur ein Extrakt der Algen, und nicht die ganze Biomasse zu nutzen. So würden in den Tampons keine Schwermetalle landen.
Nachhaltig wären die Tampons aus Algen deswegen, weil der Anbau von Meeresalgen in mariner Permakultur zur Stabilisierung von bestehenden Ökosystemen beitrage. Und: Sie binden große Mengen an CO₂ und Stickstoff, während sie große Mengen Sauerstoff produzieren.
Außerdem würden sie so geerntet werden, dass ein Großteil der Pflanze erhalten bliebe. Dadurch können die Pflanzen schnell nachwachsen und in den immer fortbestehenden Algenfeldern gleichzeitig verschiedene Fische und Tiere leben.
Am Ende ist es immer eine individuelle Entscheidung. Man muss abwägen, ob eine Tasse oder ein Tampon besser in den eigenen Alltag passt und ob man sich mit Binden oder Periodenunterwäsche wohler fühlt. Trotzdem sollte man diese Entscheidung gut informiert treffen können und Hersteller alle Inhaltsstoffe transparent angeben müssen.
Und für die Zukunft lässt sich nur hoffen, dass bald wirklich gute, vernünftig deklarierte Produkte auf den Markt kommen, die keine Schadstoffe enthalten. Produkte, die die Bedürfnisse während einer Periode verstehen, sich leicht wechseln lassen, nachhaltig sind, keine Infektionen verursachen und nicht super teuer sind.