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Leben mit KI: Warum ChatGPT und Co. uns nicht die Jobs wegnehmen werden

Digitale Überwachung, Menschen auf einer Strasse werden von einen Gesichts-Erkennungs System erfasst, AI generiert *** Digital Monitoring, People at a Street become from a Face Recognition System capt ...
Der flächendeckende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird bald unser Leben verändern.Bild: IMAGO / imagebroker
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Leben mit Künstlicher Intelligenz: Warum KI uns nicht die Jobs wegnehmen wird

Die Maschinen, die unsere Zukunft mitgestalten, sind intelligent: Sie sprechen mit uns, malen Bilder, geben Antworten auf unsere Fragen und lernen stets dazu. Keine Frage, KI wird unser Leben revolutionieren. Aber wie genau? Watson widmet sich den wichtigsten Fragen zur Künstlichen Intelligenz.
15.05.2023, 19:1616.05.2023, 11:45
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Eigentlich ist die Zukunft schon längst da, die meisten haben es nur noch nicht richtig gemerkt. Suchmaschinen wie Google basieren schon seit Jahren auf selbstlernenden Algorithmen, Streamingdienste nutzen KI-Mechanismen für individuell zugeschnittene Film-Empfehlungen und unsere Mail-Programme filtern mithilfe von KI die Spam-Mails aus unseren Posteingängen. Der sprach- und textbasierte Chatbot ChatGPT ist also nur die neueste Entwicklung im Bereich künstlicher Intelligenz und eine von vielen.

Chat GPT AI KI Künstliche Intelligenz
KI existiert im Prinzip schon lange.bild: IMAGO / NurPhoto

Unbestreitbar ist die Tatsache, dass KI einen großen Einfluss in der Zukunft haben wird. Doch wie genau, das ist vielen Menschen noch nicht klar und verursacht Bedenken oder Ängste. Das hat auch eine aktuelle Umfrage ergeben, die watson zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat.

Mehrheit der Befragten unentschieden über Vorteile von KI

41 Prozent der deutschen Erwerbstätigen sind demnach unentschieden in der Frage, ob die Nutzung von KI in ihrer Branche eher Vor- oder Nachteile mit sich bringen würde. 33 Prozent glaubt an nachteilige Folgen, 26 Prozent glauben, dass diese Vorteile bringen würde.

Umfrage KI Künstliche Intelligenz
bild: Civey

Die Auswertung nach Alter zeigt, dass Erwerbstätige ab 40 Jahren mehr Skepsis gegenüber den Vorteilen der KI-Nutzung mitbringen als die Jüngeren. Durchschnittlich 35 Prozent in der Altersgruppe über 40 vermuten eher Nachteile, in der Altersgruppe von 18 bis 39 Jahren dagegen sehen deutlich über 40 Prozent der Erwerbstätigkeiten Vorteile im Einsatz von KI in ihrer Branche.

Umfrage KI Künstliche Intelligenz
bild: Civey

In diesen Umfrageergebnissen dokumentiert sich eine große Unsicherheit, die aktuell bezüglich Künstlicher Intelligenz herrscht. Viele Arbeitnehmer fürchten offenbar, eine KI könnte sie künftig ihren Job kosten. Bei Ängsten um die eigene "Ersetzbarkeit" spielen nicht nur das Alter, sondern auch die berufliche Stellung und die Ausbildung offenbar eine entscheidende Rolle.

Umfrage KI Künstliche Intelligenz
bild: Civey

Leitende Angestellte sehen mit 32 Prozent am ehesten Vorteile in der Nutzung von KI, jedoch ist auch hier der größte Anteil mit 39 Prozent unentschieden. Arbeiter sind mit 45 Prozent am häufigsten unentschieden und glauben mit 40 Prozent am meisten, dass die Nutzung von KI Nachteile in ihrer Branche bringen würde.

Sind solche Sorgen berechtigt? Um das herauszufinden hat watson mit Sebastian Terstegen, Digitalexperte im Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa), gesprochen.

"Jede Technologie hat positive, aber auch negative Seiten. Das ist bei KI natürlich nicht anders."
Sebastian Terstegen, Institut für angewandte Arbeitsforschung im Gespräch mit watson

Der Experte für künstliche Intelligenz im ifaa, sagt im Gespräch mit watson, die Vor- oder Nachteile für Arbeitnehmer bei der Anwendung von KI seien davon bestimmt, wie und in welchen Tätigkeitsbereichen Unternehmen diese nutzen: "Jede Technologie hat positive, aber auch negative Seiten. Das ist bei KI natürlich nicht anders. Und da gilt es natürlich auch entsprechend, den KI-Einsatz zu gestalten. Als Verantwortlicher im Unternehmen, als Leitung oder auch als einzelner Mitarbeiter."

Wofür KI in Unternehmen eingesetzt wird

Um zu sehen, welche Tätigkeiten sich realistischerweise in naher Zukunft überhaupt ersetzen ließen, müsse man sich vor Augen halten, was eine KI überhaupt ist: "Das sind Algorithmen, mathematische Verfahren, die eine gewisse Automatisierung ermöglichen." Eine KI ersetze künftig "eher einfache Tätigkeitsbereiche, sich wiederholende Aufgaben, die für Menschen eintönig, vielleicht sogar belastend sind", prognostiziert Terstegen.

Sebastian Terstegen IFAA
Sebastian Terstegen beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz auf unser Arbeitsleben.bild: Institut für angewandte Arbeitswissenschaft

Routinetätigkeiten also, die nicht viel Kreativität oder besonderen Sachverstand erfordern. Sind dann also die weniger qualifizierten Mitarbeiter in einem Unternehmen am meisten davon gefährdet, langfristig durch eine KI ersetzt zu werden?

Terstegen glaubt das nicht:

"Unserer Einschätzung nach ist es so, dass KI nicht ganze Jobs ersetzen wird und zu einer hohen Freisetzung von Arbeitskräften führen wird, sondern – ganz im Gegenteil – dass Tätigkeiten durch Technik unterstützt werden. Einfache Abläufe, die automatisiert werden können, was bislang noch nicht wirtschaftlich möglich war, und dadurch auf der anderen Seite auch Freiräume für die menschlichen Mitarbeiter geschaffen werden."
Junge Frau vor PC Langeweile Besorgt
Nie wieder langweiliges Copy & Paste: Dank KI künftig möglich.bild: pexels /andrea piacquadio

In Banken und Versicherungen kann KI relativ breit in der Datenverarbeitung und Auswertung eingesetzt werden. Und das passiert auch jetzt schon, sagt der Arbeitsforscher: "Es gibt KI-Systeme, die zum Beispiel für Kreditprüfungen bei Banken verwendet werden, einfach um die schiere Menge an Daten über einen möglichen Kreditnehmer zusammenzutragen, bestimmte Zusammenhänge festzustellen und dann eine Empfehlung über die Kreditwürdigkeit oder die Kreditkonditionen für die Bank auszugeben."

Künstliche Intelligenz kennt keine Ethik

Da sei aber der ethische Aspekt wichtig, betont Sebastian Terstegen: "Ein guter Ansatzpunkt, den Einsatz von KI nach ethischen Kriterien zu gestalten, ist, indem man sie lediglich als Entscheidungsunterstützung verwendet, aber die letztendliche Entscheidung immer noch beim Menschen belässt."

Denn eine KI kann nach Daten auswerten, aber nicht nach ethischen oder gar sozialen Gesichtspunkten entscheiden. Wichtig sei daher, dass Menschen, die mit KI arbeiten, auch Kenntnis darüber haben, wie das System zu dieser Analyse gekommen ist: Auf welchen Daten basierend, um zu sehen, ob darin vielleicht Fehler oder "Vorurteile" enthalten sind, oder ob Daten verwendet wurden, die nicht diesen ethischen Kriterien entsprechen.

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Die drei entscheidenden Punkte, die laut Terstegen zu einem ethisch korrekten Einsatz führen, sind: Welche Daten verwende ich, wie aktuell sind sie und wie gehe ich mit dieser Analyse oder mit diesem KI-Ergebnis um?

"Wenn ich Grundkenntnisse habe, habe ich schon eine gute Voraussetzung dafür, solche Systeme in meiner Berufspraxis gut zu nutzen."
Sebastian Terstegengegenüber watson

Erwerbstätige skeptisch gegenüber positiven Effekten von KI

Angesichts der Unsicherheit, mit welchen Auswirkungen KI künftig angewendet werden wird, ist die aktuelle Skepsis vieler Erwerbstätiger gegenüber dieser neuen Technologie verständlich. Fragt man sie, welche Auswirkungen die Anwendung von KI in ihrem Beruf haben wird, glauben mit 40 Prozent die meisten, dass eine "Veränderung von Prozessen" die Folge sein wird, gefolgt von "Veränderung von Berufsbildern" mit 29 Prozent und "Effizienzsteigerung" mit 24 Prozent. An vierter Stelle kommt aber das "Überflüssig werden bestimmter Berufsbilder" mit 22 Prozent. Nur acht Prozent geben an, dass der Einsatz von KI eine "Zukunftssicherung für die Branche" sein kann.

Umfrage KI Künstliche Intelligenz
bild: Civey

Wie könnte man den Bedenken entgegenwirken? Arbeitsforscher Terstegen hält es für sinnvoll, Kenntnisse über die Funktionsweise von KI zu haben. Allein schon aus dem Grund, dass "ich dann zum Beispiel nicht blind den Entscheidungen der KI folge, sondern auch mal hinterfrage: Warum ist das System zu diesem oder jenem Analyseergebnis gekommen? Dazu muss ich aber auch wissen, wie überhaupt so ein KI-System funktioniert. Wenn ich Grundkenntnisse habe, habe ich schon eine gute Voraussetzung dafür, solche Systeme in meiner Berufspraxis gut zu nutzen." KI-Wissen kann sich so als Vorteil für die eigene berufliche Zukunft erweisen.

Umfrage KI Künstliche Intelligenz
null / Civey

Zeit, sich dieses Grundwissen anzueignen, scheint noch gegeben: Mit 55 Prozent sagt über die Hälfte der Erwerbstätigen, dass KI noch keine Auswirkungen auf ihre Branche hat und nur 27 Prozent geben an, dass ein Einfluss von KI in ihrer Branche bereits spürbar sei.

Für die Civey-Umfrage im Auftrag von watson wurden von 24. bis 26. April 2023 rund 2500 Erwerbstätige ab 18 Jahren befragt.

Phishing: Verbraucherschutz warnt vor mieser Masche mit Klarna

Fast jeder Mensch mit einer E-Mail-Adresse hatte schon mit Phishing zu tun. Mit Phishing sind Maschen gemeint, bei denen Betrüger versuchen, von ihren Opfern persönliche Daten abzugreifen, um beispielsweise auf das Bankkonto zuzugreifen.

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