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Mogelpackungen im Supermarkt: Mehrheit der deutschen mit klarer Forderung

Teenager choosing frozen food from a supermarket freezer
Wer Mogelpackungen erkennen will, muss zuweilen Kopfrechnen.Bild: iStockphoto / VLG
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Versteckte Preiserhöhungen: Mehrheit der Deutschen fordert Kennzeichnung

17.11.2023, 07:5017.11.2023, 07:58
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Werden die Packungen eigentlich immer größer, aber die Mengen darin immer kleiner? Diese Frage hat sich wohl schon so manche:r vor dem Supermarktregal gestellt. Zu Recht! Denn: Anstatt ein beliebtes Produkt teurer zu machen, greifen viele Hersteller:innen in die Trickkiste und praktizieren verstecktes Preiserhöhen.

Typisch ist zum Beispiel, weniger Inhalt für den gleichen Preis anzubieten. Oft fällt das der Kundschaft nicht sofort auf, weil kaum jemand im Alltag auf Gramm-Angaben achtet, besonders wenn es sich um ein Produkt handelt, das regelmäßig im Einkaufskorb landet. Dennoch hat diese Trickserei Auswirkungen auf den Geldbeutel. Denn faktisch handelt es sich hier um eine Verteuerung von Lebensmitteln.

Verbraucherzentrale und Foodwatch fordern Kennzeichnung

Weil diese Schummelei die Verbraucher:innen zwar bares Geld kostet, aber (mit Absicht!) so schwer zu erkennen ist, fordert die Verbraucherzentrale zusammen mit der Organisation Foodwatch jetzt, versteckte Preiserhöhungen in Zukunft zu kennzeichnen.

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Für Verbraucher:innen sei diese sogenannte "Shrinkflation" nicht nur eine ärgerliche Täuschung, sondern in Zeiten steigender Lebensunterhaltungskosten auch eine finanzielle Belastung, so die Organisationen in einer Pressemitteilung Anfang November. Eine entsprechende Petition gewann bereits 39.000 Unterstützer:innen.

"Weniger Inhalt zum gleichen Preis – Lebensmittelkonzerne und Handelsketten nutzen die Inflation aus, um ihre Profite zu steigern und Verbraucher:innen hinters Licht zu führen. Umweltministerin Lemke muss dieser Praxis einen Riegel vorschieben und die Menschen vor der geheimen Preis-Abzocke schützen", erklärt Manuel Wiemann von foodwatch dazu.

Wären die Menschen in Deutschland dafür? Wie groß ist die Wut über Mogelpackungen im Supermarkt? Um das herauszufinden, startete watson zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey eine exklusive Umfrage – mit eindeutigem Ergebnis.

Große Mehrheit unterstützt die Forderung der Verbraucherzentrale

Die große Mehrheit der Bundesbürger:innen bewerten die Forderung der Verbraucherzentrale und Foodwatch, versteckte Preiserhöhungen auf Produkten kenntlich machen zu müssen als richtig, das zeigt die Umfrage auf.

Satte 90 Prozent unterstützen demnach eine Kennzeichnung solcher Mogelpackungen. Nur vier Prozent hielten die entsprechende Forderung der Verbraucherzentrale für falsch, sechs Prozent waren unentschieden.

Civey Versteckte Preiserhöhung

Insbesondere Personen aus Regionen mit sehr niedriger Kaufkraft (93 Prozent) bewerten die Forderung als richtig. Aber auch Personen aus Regionen mit sehr hoher Kaufkraft fänden eine Kennzeichnung offenbar gut (88 Prozent).

Interessant: Jüngere Personen zwischen 18 und 29 Jahren (81 Prozent) bewerten die Forderung etwas seltener als richtig, als Personen ab 40 Jahren und aufwärts (93 Prozent). Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Jüngeren das Thema nicht ganz so wichtig erscheint, oder sie meinen, die Tricksereien auch selbst erkennen zu können (was ein Trugschluss wäre, wie die folgende Frage aufzeigt).

Civey Versteckte Preiserhöhung

Über 80 Prozent haben schon mal eine Mogelpackung bemerkt

Auf die Frage "Ist Ihnen eine versteckte Preiserhöhung (z.B. gleicher Preis, weniger Inhalt) bei einem Produkt schon einmal selber aufgefallen?" gab erneut eine große Mehrheit (87 Prozent) der Bundesbürger:innen an, dass ihnen eine versteckte Preiserhöhung bei einem Produkt schon einmal selbst aufgefallen ist. Neun Prozent geben an, dass ihnen eine versteckte Preiserhöhung selbst noch nicht aufgefallen ist.

Civey Versteckte Preiserhöhung

Bei dieser Frage gibt es keine großen Unterschiede nach regionaler Kaufkraft, aber eine Differenz in den Altersgruppen. Eine versteckte Preiserhöhung ist vor allem Personen zwischen 40 und 64 Jahren aufgefallen, nämlich rund 90 Prozent.

Den jüngeren Bürger:innen zwischen 18 und 29 Jahren fallen die Schummeleien laut Eigenangaben am seltensten auf (78 Prozent). Das mag auch daran liegen, dass sie schlichtweg noch nicht so häufig Einkaufen waren, wie Ältere, die schon seit Jahrzehnten im Supermarkt unterwegs sind.

Civey Versteckte Preiserhöhung

Eine sogenannte "Mogelpackungsliste" der Verbraucherzentrale, in der auffällige Produkte von veganen Schokokeksen bis zu Mundwasser zusammengetragen werden, findest du übrigens hier.

71 Prozent würde solche Schummelei vom Kauf abhalten

Die letzten beiden Fragen zielen darauf ab, welche Konsequenzen Kund:innen aus der Mogelei für sich ziehen. Zuerst, was zu erwarten war: Fast alle, nämlich 95 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich über eine versteckte Preiserhöhung ärgern würden. Als Kunden zum Narren gehalten zu werden, stört demnach nur drei Prozent gar nicht, zwei Prozent sind über diese Frage unentschieden.

Die Kaufkraft spielt hierbei keine Rolle, das Alter ebenfalls kaum. Am wenigsten würden sich im Vergleich noch 30- bis 39-Jährige ärgern (91 Prozent).

Civey Versteckte Preiserhöhung

Würden Sie im Ergebnis aufhören, das "Schummel"-Produkt zu kaufen? Die Mehrheit sagt "Ja", allerdings nicht mit einer so eindeutigen Gewichtung wie bei den Fragen zuvor. 71 Prozent aller Befragten gaben an, ein Produkt nicht mehr zu kaufen, wenn ihnen klar wäre, dass es eine versteckte Preiserhöhung enthält. 12 Prozent würden die Hersteller:innen dafür nicht abstrafen, sondern es weiter kaufen. 17 Prozent waren darüber unentschieden.

Civey Versteckte Preiserhöhung

Interessanterweise macht auch hier das Alter einen Unterschied. Je älter die Befragten, desto eher würden sie nach einer versteckten Preiserhöhung auf den Kauf des betroffenen Produktes verzichten (64 Prozent der 18- bis 29-Jährigen im Vergleich zu 75 Prozent der Über-65-Jährigen).

Kurios: Es sind nicht in erster Linie die "ärmeren" Regionen Deutschlands, die sich weigern, Mogelpackungen hinzunehmen. Ganz im Gegenteil gaben besonders Personen aus Regionen mit einer hohen Kaufkraft an, Produkte nicht mehr kaufen zu wollen, sofern es eine versteckte Preiserhöhung gäbe (74 Prozent).

Civey Versteckte Preiserhöhung

Insgesamt bietet sich jedoch ein recht einheitliches Bild, ganz gleich über welche Region und Altersgruppe hinweg, welches zeigt: Kund:innen ärgert es, wenn sie im Supermarkt ausgetrickst werden. Sie möchten Preiserhöhungen transparent kommuniziert bekommen und würden im Zweifelsfall auch entsprechende Mogelpackungen boykottieren.

Civey hat für Watson vom 13. bis 15. November 2023 online rund 5000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis).

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