Welche Mama hat ihn nicht? Den Traum, eine intakte Familie zu haben. Den Kindern dadurch ein sicheres und stabiles Umfeld zu bieten. Eltern und Kinder unter einem Dach, mit viel Liebe und Respekt.
Leider sieht die Realität in sehr vielen Familien anders aus.
Wenn es ständig kracht, einer fremdgegangen ist oder Respektlosigkeiten zunehmend an der Tagesordnung stehen, ist das vor allem eines: extrem traurig. Wenn die Trennung einfach nur noch unausweichlich ist oder ein Partner sich überraschend trennt, tut das unglaublich weh.
Damit ist er aus: Der Traum von der glücklichen Familie und vom geborgenen Umfeld der Kinder. Zumindest vorerst. Denn obwohl es sich vor allem für viele Mamas wie das Ende der Welt anfühlt, stecken in der Trennung auch viele Chancen.
Dennoch: Eine Trennung kann so weh tun, dass man wochen- oder sogar monatelang nur ein Schatten seiner selbst ist. Wenn der Schmerz über allem steht, macht das Leben plötzlich gar keinen Spaß mehr. Mit und ohne Kinder.
Ist aber Nachwuchs involviert, tut das alles noch einmal mehr weh. Schließlich muss man irgendwie weiter funktionieren. Mit Kindern kann man sich nicht den ganzen Tag über in Selbstmitleid suhlen oder sich sofort ins Nachtleben stürzen.
Meist bedeutet eine Trennung zwischen Eltern auch, dass die Kinder möglicherweise schmerzhafte Fragen stellen und selbst unter der Situation leiden. Ich weiß noch genau, wie mein Kind mich abends einmal fragte, wann wir wieder mit Papa kuscheln können. Danach hab ich mich erstmal heulend im Bad verkrochen.
Was es noch schwieriger macht, ist, dass man nicht einfach den Kontakt abbrechen kann. Wohl oder übel muss man sich weiter mit dem ehemaligen Partner über die Kinder austauschen, ihn womöglich sogar sehen. So wirkt die Trennung am Anfang wie eine unüberwindbare Situation. Und ganz bestimmt wird man nie wieder glücklich! Das zumindest denken viele frische Single-Mamas und -Papas.
Allerdings bringt so eine Trennung nicht nur negative Dinge mit sich. Ganz im Gegenteil, es gibt auch viele Vorteile daran.
Die neue Situation bietet nämlich die Chance, eine völlig neue Art von Lebensglück zu finden. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Also, es wird alles wieder gut, versprochen!
Auch, wenn es zunächst schwerfällt, bringt der Schlussstrich auf lange Frist ganz viel Farbe ins Leben. Schließlich hat etwas zwischen den Partnern einfach nicht gepasst. Egal, wie sehr du glaubst, dass er der einzig Wahre war. Egal, wie gut der Sex angeblich war oder wie einzigartig schön seine Eigenschaften in deinem Kopf sind. Manchmal muss man der völlig übertriebenen Idealisierung des Ex-Partners den Kampf ansagen.
Jetzt enden die vielen Streitereien. Einschränkungen wegen des Partners muss man auch keine mehr machen. Und das Beste: Plötzlich muss man allein klarkommen und ist gezwungen, in sich hineinzuhorchen. Sich zu fragen, wer man wirklich ist und was einem wichtig im Leben ist. Denn eine Trennung als Mama bedeutet immer auch ein zwangsläufiges Raus aus der Komfortzone. Und das ist immer gut. Zeit für mehr Sport, Freunde und Unternehmungen.
Überwindet man sich zu neuen Dingen, merkt man plötzlich, dass das Leben viel mehr zu bieten hat, als man dachte. Schließlich hat man mit der Trennung meist auch so etwas wie einen Gratis-Babysitter dazubekommen. Wenn man sich die Betreuung aufteilt, gibt es etwa plötzlich wieder die Möglichkeit, ganz allein auf der Couch zu chillen, Yoga zu machen oder auch mal abends auf die Piste zu gehen. Man muss nach der berechtigten Heulphase nur anfangen, das Schritt für Schritt zu genießen, statt im Selbstmitleid zu baden.
Als ich selbst damals nach meiner Trennung vom Vater meines Kindes völlig am Boden war, hab ich mich zum Beispiel dazu gezwungen, jeden Tag spazieren zu gehen. Obwohl ich gar keine Lust hatte und lieber so viel wie möglich im Bett herumgelegen hätte. Mit jedem Mal fühlte ich mich dabei etwas besser.
Später habe ich dann Tennis und Volleyball für mich entdeckt und dabei mehrere neue Herzensmenschen im Leben dazugewonnen, die ich heute nicht mehr missen möchte. Und obwohl ich zuerst gedacht hatte, ganz bestimmt nie wieder glücklich werden zu können, nahm der Schmerz Tag für Tag ab. Ein paar Monate danach war ich sogar so glücklich wie noch nie zuvor.
Und auch, dass Kinder zwangsläufig schrecklich unter der Trennung leiden müssen, ist absolut nicht wahr. Natürlich ist es für den Nachwuchs, je nach Alter, zunächst schwierig. War es auch für meinen Sohn.
Allerdings darf man die Fähigkeit der Kinder, sich anzupassen, nicht unterschätzen. Solange man offen mit ihnen über das Geschehene spricht, ohne einen Rosenkrieg auszutragen, werden sie die Trennung gut verkraften. Auch für sie ist es besser, wenn sie zu Hause die schlechte Stimmung und Spannungen zwischen den Eltern nicht mehr mitbekommen.
Und: Am Ende kann es die Kinder stärken, sich umzustellen. Sie haben von nun an zwei zu Hause und erweitern damit ihr Umfeld. Gegebenenfalls finden sie damit neue Freunde. Und wenn alles gut läuft, gewinnen sie später mit eventuellen neuen Partnern oder deren Kindern sogar Familienmitglieder dazu, auf die sie sich verlassen können.
Ganz sicher aber lernen auch sie durch das Vorbild der Eltern eine der wohl wichtigsten Lektionen des Lebens: Loslassen, wenn es Zeit dafür ist und sich selbst sowie andere wertschätzend zu behandeln.