Leben
Digital

KI-Pornos fluten Schulen in Südkorea über Telegram: Lehrer und Schüler im Visier

PRODUKTION - 19.10.2023, Hamburg: ILLUSTRATION - Ein Mann schaut sich auf einem Smartphone eine Porno-Internetseite an (gestellte Szene). (zu dpa-Korr
In Südkorea macht ein Deepfake-Skandal Schlagzeilen. Über Telegram wurden Tausende pornografische Inhalte junger Mädchen verbreitet.Bild: dpa / Marcus Brandt
Digital

Deepfake-Alarm in Südkorea: Telegram löst Flut von KI-Pornos in Schulen aus

03.09.2024, 15:5903.09.2024, 16:29
Mehr «Leben»

In Südkorea sorgt aktuell ein Phänomen für Alarmstimmung. Eine "digitale Sexualkriminalitäts-Epidemie" überflutet vor allem die Schulen des Landes. Ins Visier geraten dabei immer wieder minderjährige Schülerinnen sowie Lehrerinnen.

Als Hauptverantwortliche bei der Erstellung und Verbreitung der kriminellen Pornofälschungen gelten dabei Tausende von Schülern. Oppositionspolitiker:innen fordern die Ausrufung eines nationalen Notstands. Das offenbar landesweit agierende Netzwerk operierte hauptsächlich über den Messenger Telegram.

Schüler lösen Porno-Skandal in Südkorea aus

Rund 200 Schulen und Universitäten in Südkorea sollen mit dem Skandal in Verbindung stehen. Das Netzwerk soll es Schülern ermöglicht haben, Anfragen auf dem Messenger zu stellen. Deren Ziel: Bilder von Mitschülerinnen mittels Künstlicher Intelligenz auf die Körper von Pornodarstellerinnen zu schneiden. Für die KI-basierten Montagen sollen internationalen Medienberichten zufolge ebenfalls Jugendliche verantwortlich sein.

Unter dem wachsenden Druck rief Staatschef Yoon Suk-yeol am Dienstag die Untersuchungsbehörden dazu auf, mehr zu unternehmen, die Deepfake-Kriminalität "auszurotten". Yoon erklärte in einer Kabinettsitzung in Seoul: "Die Opfer sind oft Minderjährige und bei den Tätern handelt es sich zumeist um Teenager."

Alarm schlägt auch die koreanische Lehrergewerkschaft. Ihren Angaben zufolge sollen mehr als 200 Schulen von der KI-Porno-Welle betroffen sein. Angaben des koranischen Bildungsministeriums zufolge sind in den vergangenen Jahren immer mehr Lehrerinnen Opfer der Masche geworden.

Nach Verhaftung von Telegram-Chef: Netzwerk aufgedeckt

Auch die Zahl angezeigter Fälle ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Angaben der nationalen Polizei zufolge wurden in den ersten sieben Monaten dieses Jahres bereits 297 Fälle zur Anzeige gebracht, eine Steigerung um 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In zwei Drittel der Fälle aus den vergangenen drei Jahren seien Teenager für die Bild- und Videomontagen verantwortlich gewesen.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Journalist:innen und Aktivist:innen hatten in den vergangenen Wochen einen wachsenden Berg an Beweisen zusammengetragen. Die Aufdeckung erfolgte im Zuge der Verhaftung des russischen Telegram-Gründers Pawel Durow in Paris. Französische Behörden bringen Telegram mit der Verbreitung von Kinderpornografie, Drogenhandel und Betrugsmaschen in Verbindung.

Der Glaube an eine lückenlose Aufklärung des Skandals ist bei Oppositionellen offenbar nicht groß. Grund dafür ist die Haltung der Regierungspartei gegenüber Frauen. Der Medienagentur AFP sagte die Frauenrechtsaktivistin und Politikerin Bae Bok-joo: "Ich glaube nicht, dass die Regierung, die strukturelle Geschlechterdiskriminierung für persönliche Konflikte hält, das Thema angemessen angehen kann."

Präsident Yoon hatte in seiner Wahlkampfkampagne bestritten, dass es im Land systematische Diskriminierung gegen Frauen gebe. Dabei hat Südkorea, mit rund einem Drittel Minderverdienst für Frauen, den größten Gender-Pay-Gap unter den wohlhabenden Industriestaaten.

Für Südkorea ist es nicht der erste nationale Skandal digitaler Sexualkriminalität. 2019 hatte die Aufdeckung eines kriminellen Netzwerks Schlagzeilen gemacht, das Mädchen und Frauen mittels Erpressung zur Produktion von pornografischen Inhalten zwang.

Microsoft killt mit neuem Windows-Update Kult-Programm WordPad

Wenn auch nicht immer so präsent, war Microsofts Wordpad doch stets fester Bestandteil der Windows-DNA. 1995 tapste das Textverarbeitungsprogramm in die Öffentlichkeit. Nicht viele Funktionen bot es, hielt es eher pragmatisch. Für die meisten Computer-Nutzer:innen war es damals aber herrlich, zum Beispiel, um erste literarische Gehversuche zu unternehmen, oder um Bürokram zu verschriftlichen.

Zur Story