Du bist auf einer Party, es läuft ein Song und du liebst ihn. Du startest Shazam, öffnest ihn in Spotify und speicherst ihn direkt für den Heimweg in deiner Lieblingsplaylist. Was noch vor wenigen Jahren wie eine Utopie wirkte, gehört im Zeitalter von Streamingdiensten zur alltäglichen Realität.
Denn im Normalfall haben wir heute zumindest in Europa die Freiheit, jeden Song der Welt jederzeit anhören zu können. Mehr und mehr versuchen Musikstreamingdienste allerdings, diese Freiheit hinter Bezahl-Abos zu verstecken. Mit einer ganz bestimmten Einschränkung will Spotify jetzt offenbar noch mehr User:innen hin zu seinem Premium-Angebot locken.
So berichteten in den vergangenen Tagen mehrere Nutzer:innen ohne Premium-Abo von einer Fehlermeldung, sobald sie sich den Songtext eines Liedes ansehen wollten. "Genießen Sie Liedtexte auf Spotify Premium", sei in der App zu lesen gewesen sein.
Seit 2021 bietet Spotify allen Nutzer:innen in Kooperation mit dem Unternehmen Musixmatch die Funktion an, parallel zum gehörten Song die Lyrics lesen zu dürfen. Seitdem wurde der Dienst erweitert, sodass zumindest bei aktuellen Charts flächendeckend Songtexte verfügbar sind, laut Spotify werden fortlaufend mehr Texte ins Repertoire aufgenommen.
Bei der aktuellen Einschränkung für User:innen ohne Premium-Account handelt es sich laut PR-Manager CJ Stanley lediglich um einen Test, der nur in einigen Märkten stichprobenartig durchgeführt werde. Zu einer potenziell dauerhaften Einschränkungen äußerte sich der Konzern vorerst nicht.
Spotify-Nutzer:innen ohne Premium-Account müssen seit jeher mit einem eingeschränkten Musikgenuss leben. Neben Werbung nach etwa jedem dritten Song muss man ertragen, dass keine Playlists oder Lieder offline gehört werden können. Auch die Anzahl persönlich erstellter Playlists ist beschränkt, nur 15 Stück können ohne Premium-Abo erstellt werden.
Für eine Nutzung ohne Einschränkungen zahlt man in Deutschland aktuell monatlich 9,99 Euro. Wegen Preissteigerungen, wie etwa in Österreich, fürchten viele einen Anstieg der Kosten für einen Premium-Account in naher Zukunft.
Mit einer potenziellen Einschränkung der kostenlosen Accounts könnte Spotify in Deutschland auf andere Weise auf die eigene finanzielle Situation reagieren. Im vergangenen Quartal verdiente das schwedische Unternehmen laut eigenen Angaben 2,7 Milliarden Euro mit den Abos, aber nur 404 Millionen Euro mit dem werbefinanzierten Spektrum.
Der Streamingdienst stand zuletzt immer wieder in der Kritik. Zum einen wird dem Unternehmen seit jeher vorgeworfen, zu wenig Abgaben an die Künstler:innen zu leisten.
Auf der anderen Seite soll Spotify mit speziellen Verträgen sogenannte Geistermusiker:innen vermarkten, die in den vom Unternehmen erstellten Playlists auftauchen und weniger Ausgaben kosten.
Weltweit hat Spotify rund 550 Millionen Hörer:innen. Davon bezahlt etwa die Hälfte für ein Premium-Abonnement. Am meisten aktive Nutzer:innen verzeichnet die App in Europa.