Der Tiktok-Trend #GirlMath kann witzig sein – wenn er nicht zu ernst genommen wird. Bild: iStockphoto / Jose carlos Cerdeno
Digital
Tiktok ist dafür bekannt, in regelmäßigen Abständen seltsame Trends zu kreieren. Jüngst trendete auf der Social-Media-Plattform etwa das Phänomen #GirlDinner. Dabei zeigten Frauen ihr Abendessen, das aus verschiedenen Snacks wie Gewürzgurken, Käsewürfeln und Oliven statt einer "richtigen" Mahlzeit bestand.
Nun gibt es einen neuen Trend bei Tiktok, #GirlMath. Expert:innen warnen jedoch vor dem Phänomen, das hauptsächlich aus kruden Rechnungen besteht.
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Während auch der #GirlDinner-Trend zunächst humorvoll angefangen hatte und viele Frauen sich damit identifizieren konnten, abends kein ganzes Essen mehr zu kochen, wiesen nach kurzer Zeit andere Nutzer:innen auf die versteckten Gefahren des Trends hin. Es folgten Tiktok-Videos, in denen User:innen erklärten, dass manche #GirlDinner-Essenskombinationen auch ungesund sein können, wenn sie nicht alle wichtigen Nährstoffe enthalten und im schlimmsten Fall sogar auf eine Essstörung hinweisen könnten.
Das ist der Ursprung von #GirlMath
Diese Entwicklung sieht nun auch der Hashtag #GirlMath. Angefangen hat dieses "Rechensystem" in dem neuseeländischen Podcast "Fletch, Vaughan & Hayley". Die Moderator:innen haben eine Rubrik, in der Hörer:innen anrufen, um ihre Shopping-Ausgaben rechtfertigen zu lassen.
Das läuft dann beispielsweise so ab: Eine Hörerin hat sich für rund 700 Dollar einen Multi-Haarstyler gekauft. Eine enorme Summe. Doch die Hosts bekommen diese Summe schnell kleingeredet. Denn die Anruferin würde mit ihrer neuen Anschaffung die Kosten von Styling-Produkten einsparen, die sich monatlich sicher auf 50 bis 100 Dollar belaufen würden. Auch ein Friseurbesuch kostet schnell einmal 70 Dollar, rechnen die Moderator:innen aus. So hätte die Hörerin das Geld ihrer Investition bereits nach wenigen Monaten und ein paar gesparten Friseurbesuchen wieder raus.
Offenbar ist #GirlMath mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Jede:r kennt wohl diese Gedankengänge vor der Anschaffung eines teuren Handys oder Kleidungsstücks. "Dafür hält es auch länger", oder "das habe ich mir mal verdient" haben vermutlich die meisten bereits gedacht, als sie finanziell etwas über die Stränge geschlagen haben.
Und obwohl der Trend #GirlMath heißt, kennen auch Männer die eigentlich unsinnigen Rechnungen, mit denen man seine Einkäufe vor allem vor sich selbst rechtfertigt. "So argumentiere ich meine Ausgaben für Werkzeuge und Fahrräder", schreibt beispielsweise ein Mann unter einem #GirlMath-Video.
Finanzexperten warnen vor "Mädchen-Mathe"
Einige Finanzexpert:innen halten den Trend aber für gefährlich. Brad Klontz, Psychologe und Finanzexperte, erklärte gegenüber dem US-amerikanischen TV-Sender CNBC: "#GirlMath ist nur die jüngste Variante, mit der wir versuchen, finanzielle Verhaltensweisen zu rationalisieren, von denen wir wissen, dass wir sie nicht tun sollten."
Das Erwerben von Luxus-Artikeln, das der Trend verherrlicht, kann besonders junge Mädchen in Schulden stürzen. Zudem reproduziere der Trend schädliche Rollenbilder. Frauen hätten demnach keine Ahnung von Finanzen und gehen verantwortungslos mit Geld um.
Andererseits gibt Finanzexperte Klontz dem Trend auch teilweise recht: "Manchmal ist Girl Math die perfekte Mathematik." Denn kostspieligere beziehungsweise qualitative Produkte sind tatsächlich oft langlebiger. So kann sich eine Investition letztendlich doch lohnen.
Das letzte Mal gesehen haben wir uns in einem schummrigen Proberaum in Düsseldorf. Simon Horn versuchte damals mit seiner Indieband Alex Amsterdam durchzustarten, ich wollte für das Lippstädter Stadtmagazin "Blicker" einen Artikel darüber schreiben und habe ihn besucht. Das ist jetzt 15 Jahre her.