Die künstlichen Intelligenzen (KI) ziehen immer größere Aufmerksamkeit auf sich. Nicht zuletzt ist das neue Dialogsystem ChatGPT seit Kurzem in aller Munde. Dieses wird nicht nur ausgiebig genutzt, sondern stellt die Menschen des Öfteren vor existenzielle Fragen. Eine davon lautet: Was ist mit den Berufen, die in Zukunft KI-gesteuert werden könnten?
Diese Frage hat ein chinesisches Unternehmen namens "Netdragon Websoft" nun auf die Spitze getrieben. Dabei handelt es sich um einen Konzern, der sich auf Software-Entwicklung fokussiert hat. Spezieller: auf Gaming. In dessen Tochtergesellschaft "Fujian Netdragon Websoft" wurde eine KI-basierte Software zur Chefin befördert.
Sie bietet ihre Dienste bereits seit August 2022 an. Neu ist jedoch, dass der führende Aktienindex in Hong Kong, der Hang-Seng-Index, zuletzt um drei Prozent gesunken ist. Und: Ausgerechnet "Netdragon Websoft" stieg seit Februar um ganze 18 Prozent. So schlecht kann die KI-gesteuerte Führungskraft ihren Job also nicht machen. Auf Twitter machte dieser Umstand bereits die Runde:
Als Chefin braucht die Künstliche Intelligenz natürlich auch einen Namen: Sie heißt "Tang Yu" und gilt als höchst engagierte Mitarbeiterin. Natürlich: Schließlich arbeitet sie 24 Stunden am Tag, hat kein Bedürfnis nach Schlaf und benötigt außerdem kein Gehalt. Und das, obwohl sie verantwortungsbewusste Aufgabenbereiche übernimmt. Unter anderem:
Vor allem die Tatsache des ausbleibenden Gehalts dürfte für den Vorsitzenden des Unternehmens, Dr. Dejian Liu, ein enormer Pluspunkt sein. Gerade in einem Unternehmen, das laut dem Wirtschafts-Magazin "t3n" einen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden US-Dollar macht, wird das nicht anfallende Gehalt einer entsprechend teuren Führungsposition eine Menge einsparen.
Der Vorsitzende selbst stellt diesen Punkt nach außen hin aber nicht in den Vordergrund. Stattdessen hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens:
Für Dr. Dejian Liu, das betont der Vorsitzende, stellt Tang Yu die "Zukunft der Unternehmensführung" dar. Für Menschen, die ihre Berufe durch KI potenziell gefährdet sehen, mag das eine beunruhigende Nachricht sein. Der "Stern" hingegen kommt zu dem Schluss, dass das Beispiel von "Netdragon Websoft" noch kein Grund zur Panik sei.
In dem Bericht wird (via "The Hustle") die Ökonomin Marguerita Lane zitiert, die etwa sagte, KI sei generell noch nicht imstande, alle Komponenten einer Führungsposition in vollem Umfang zu leisten. Im Falle von "Tang Yu" ist etwa noch unklar, wie oft und wie gründlich ihre Leistung kontrolliert werden müsse.
"t3n" erklärt zudem, dass bisher noch nicht ersichtlich sei, welchen genauen Einfluss die CEO-KI auf die Umsätze des Unternehmens hätte. Allerdings: Die Jahresbilanz für 2022 steht bereits für den 28. März 2023 an. Möglicherweise könnte dies eine Antwort auf ausstehende Fragen liefern.