Die Journalistin und Autorin Anne Dittmann ahnte nichts Böses, als sie mit ihren Kindern im Zug in den Urlaub zum Bodensee fuhr. Bis da plötzlich diese Nachricht bei AirDrop aufploppte: "Iphone13 will ein Foto mit dir teilen."
Aus Neugier und ohne Argwöhn öffnete sie die Datei und sah: ein Penisbild von einem Fremden.
AirDrop ist eine Apple Funktion, die es Nutzern ermöglicht, Bilder schnell und in hoher Auflösung zwischen zwei Smartphones, die sich nahe beieinander befinden, zu versenden. Viele Apple-Nutzer nutzen diese Funktion gerne untereinander, um Daten auszutauschen. Aktuell wird AirDrop aber scheinbar vermehrt dazu benutzt, Fremde mit schockierenden Bildern, zum Beispiel Dick Pics, zu erschrecken. Denn der Absender bleibt beim Versender mit dieser Apple-Funktion meist anonym.
"Ich habe keine Ahnung, wer die Bilder geschickt haben könnte. Zwar habe ich mich umgesehen, aber die Leute im Zug schienen alle in ihre Handys, Bücher und Tagträume vertieft", erzählt Anne Dittmann watson über ihre eigene Erfahrung mit dem ungewollten Dick Pic.
Sie hätte das erste Mal das Bild angenommen, weil sie noch nie davon gehört habe, dass Leute die AirDrop-Funktion missbrauchen und sie hätte auch sonst nie schlechte Erfahrungen damit gemacht. "Klar haben leise ein paar Alarmglocken geläutet, aber ich dachte: Vielleicht ist es doch etwas Wichtiges oder Hilfreiches", sagt sie.
Ein Fremder in unmittelbarer Nähe, der anzügliche Bilder schickt – nicht gerade ein angenehmes Gefühl, wie Anne Dittmann berichtet: "Ich habe mich bedroht und angegriffen gefühlt. Und das auf eine andere Art als, wenn mir jemand ein anonymes Dick Pic auf Social Media schickt", erzählt sie weiter. Sie wusste ja genau, dass die Person in der Nähe ist und sie vielleicht sogar beobachtet. Das sei ein unglaublich gruseliger Gedanke für die Mutter gewesen. "Und dann wurde ich wütend, weil manche Männer sich einfach so dreist und bewusst widerlich verhalten."
Die Journalistin ist nicht die einzige Betroffene: Scheinbar ist das Teilen von lustigen oder anstößigen Bildern mit Fremden im Zug oder auch im Flugzeug eine neue Masche unter Übeltätern und -täterinnen.
Als sie ihre Erfahrung bei Instagram teilte, hätten sich viele weiblich gelesene Personen gemeldet, die von genau solchen Erfahrungen berichtet haben. "Eine Person kennt auch eine Flugbegleiterin, die ständig solche Erfahrungen gemacht hat und mittlerweile vor jedem Flug ihr AirDrop checkt, um sicherzugehen, dass die Funktion ausgeschaltet ist."
Für Aufsehen sorge kürzlich ein Vorfall in Amerika Ende Juni: Ein amerikanischer Passagier verschickte auf einem Kurzstreckenflug per AirDrop an mehrere Fluggäste Bilder seines Penis.
Ertappt wurde er dabei von einer TikTokerin: Sie berichtete ihren Followern, dass ihr während des Flugs ein Dick Pic via AirDrop zugesendet wurde. Da sie während des Flugs nur wenige Meter vom Täter entfernt saß, entdeckte sie den Übeltäter. Allerdings mehr aus einem glücklichen Zufall heraus: Die junge Frau konnte sehen, dass der Mann auf seinem iPad AirDrop geöffnet hatte und Dateien verschickte.
Die Passagierin filmte das weitere Geschehen: Auf dem Video kann man sehen, wie der Mann von ihr und einer Flugbegleiterin zurechtgewiesen wird. "Warum machst du das?", fragte die Flugbegleiterin den Mann, nachdem sie ihn darauf hingewiesen hatte, dass er "unangemessene" Bilder teilte.
"Ich habe nur ein bisschen Spaß", sagte dieser als Erklärung. Trotz der Beschwerde verhielt er sich aber weiterhin auffällig: Nach Angaben der TikTokerin sah sich der Täter danach pornografische Inhalte an, die ihn und eine Frau beim Oralsex zeigten.
Für den Passagier hatte sein kleiner Spaß allerdings ernste Folgen: Am Zielflughafen meldeten mehrere Passagiere ihn bei einer Sicherheitsbehörde, die den Täter aus dem Flugzeug begleiteten.
Sehr oft bleiben die Täter und Täterinnen bei dieser neuen Masche aber unerkannt. Der erste Schritt sich zu wehren, besteht also darin, fremde Dateien über AirDrop nicht anzunehmen. Denn viele Apple-Nutzer wissen nicht, dass diese Funktion an ihrem Handy meist als Standard aktiviert ist und ihr iPhone für alle, die sich in der Nähe aufhalten, sichtbar ist.
Wer gar nicht erst seltsamen Anfragen auf dem Handy haben will, kann seinen Namen anonymisieren – am besten genderneutral, da scheinbar vor allem weiblich gelesene Frauen Opfer sind. Eine weitere Möglichkeit ist auch, die Funktion auszuschalten, dass Fremde Dateien über AirDrop mit einem selbst teilen können. Wie das geht, zeigt der Insta-Account cyberkriminologe in seiner Story zu Dick Pics.
Außerdem solltest du die oder den Übeltäter auf jeden Fall bei der Polizei melden. Denn das Versenden von Geschlechtsteilen an Fremde gilt als Verbreitung pornografischen Materials und ist laut Paragraf 184 im Strafgesetzbuch strafbar. Als Strafe droht eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe.
Schnell und unkompliziert geht das über Websites wie dickstinction. Dort kannst in nur wenigen Klicks online eine Strafanzeige erstellen und an die Polizei schicken. Mehr Infos dazu, wie du dich wehren kannst, haben wir in diesem Artikel für dich zusammengefasst.