Es gibt viele Wege, wie man dazu beitragen kann, die Welt noch vor dem Klima-Kollaps zu bewahren. Zum Beispiel durch einen Job im Umweltsektor. Da gibt es einige.
Bei watson wollen wir ein paar davon vorstellen und Menschen zu Wort kommen lassen, die sich aktiv für mehr Umwelt- und Klimaschutz einsetzen.
Einer von ihnen ist Linus Weiß. Er ist Photovoltaik-Referent bei dem Ökostrom- und Gasanbieter EnBW. Als Berufseinsteiger hat er Ausbildung und Studium gerade erst hinter sich gebracht – und will jetzt mit seinem Job dazu beitragen, dass Deutschland mehr nachhaltigen Strom produziert.
Im Interview mit watson erzählt er, was seinen Job ausmacht, wie er ihn bekommen hat und wie und warum er dazu beiträgt, die Klimakrise zu bekämpfen.
watson: Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Linus Weiß: In meinem Job akquiriere ich neue Projektansätze für Solarparks und entwickle diese gemeinsam mit der Gemeinde und allen Beteiligten bis zum Bau der Anlage. Mein Arbeitsalltag besteht zu 70 Prozent aus Homeoffice oder Bürotagen und zu 30 Prozent aus Außendienst. Sowohl im Büro als auch im Außendienst bin ich in Kontakt mit Flächeneigentümer:innen, Gemeinden und öffentlichen Verwaltungsämtern.
Und wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus?
Um Projekte im erneuerbaren Bereich nachhaltig zu entwickeln und auf die Bedürfnisse vor Ort einzugehen, ist ein enger Austausch mit den Bürger:innen und der Gemeinde notwendig. Hierbei spielen zum Beispiel finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten, wie eine direkte Beteiligung am Park oder über ein Darlehen, regionale Wertschöpfung sowie der Natur- und Artenschutz eine große Rolle.
Wie bist du zu dem Job gekommen?
Zuerst habe ich eine Ausbildung zum technischen Systemplaner in der Baubranche durchlaufen, im Bereich technischer Gebäudeausrüstung. Da kam ich zum ersten Mal mit dem Thema Nachhaltigkeit in Kontakt.
Nach der Ausbildung habe ich dann Landschaftsarchitektur im Bachelor studiert und war parallel schon als Werkstudent bei der EnBW im Bereich der Windenergie tätig. Da mich die Energieerzeugung- und Versorgung im Kontext der erneuerbaren Energien besonders interessiert, habe ich im Anschluss den Master "Erneuerbare Energien Management" gemacht. Weil der Studiengang sehr interdisziplinär aufgebaut war, konnte ich in alle Bereiche der Erneuerbaren Energien hineinschauen.
Und wie bist du dann im Bereich der Photovoltaik-Anlagen gelandet?
Durch ein Forschungsprojekt der ThEGA (Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur) zum Thema Wasserstoffproduktion durch die Versorgung einer PV-Anlage im Thüringer Raum. Weil die Photovoltaik- neben der Windenergie für die Energiewende eine essenzielle Rolle spielt, war für mich klar, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte. Die EnBW hat sich als großer Energiekonzern sehr früh den Erneuerbaren verschrieben und baut das Feld stetig weiter aus, deswegen habe ich meine Masterarbeit im Konzern zum Thema Photovoltaik geschrieben und bin direkt danach in den Job eingestiegen.
Was hättest du nach deinem Studium noch machen können? Welche Chancen hattest du?
Es gibt sehr viele Angebote für die Projektentwicklung der erneuerbaren Energien. Neben der Photovoltaik wären da beispielsweise noch Windenergie- und Biogasanlagen. Nicht nur große Konzerne setzen solche Projekte um, sondern auch viele neue Firmen, die sich gerade gründen. Der deutsche Markt boomt in diesem Bereich, es herrscht eine ziemlich große Nachfrage.
Ich hätte aber auch eine andere Richtung wählen können, zum Beispiel hätte ich zu kleineren Stadtwerken oder Gemeinden gehen können. In der Kommunalberatung kann man beispielsweise Gemeinden beratend zur Seite stehen, die sich nachhaltig ausrichten und autark gestalten wollen. Außerdem hätte ich auch bei Netzbetreibern beruflich einsteigen können.
Und wo sind die anderen, mit denen du studiert hast, so gelandet?
Einige meiner Kommiliton:innen sind jetzt in der Gebäudetechnik tätig – das ist auch ein spannender Fachbereich. Das Studium war wirklich breit gefächert, sodass mir danach viele Möglichkeiten offenstanden. Gleichzeitig entstehen momentan immer neue Berufe mit dem Fokus Erneuerbare Energien. Den perfekten Studiengang für einen bestimmten Job gibt es in diesem Bereich also gar nicht.
Welche Eigenschaften braucht man, um deinen Job zu machen?
Eine gute Mischung aus allem, ist, denke ich, wichtig: Also ein technisches, wirtschaftliches sowie politisches Verständnis. Außerdem braucht man ein selbstsicheres Auftreten und gute Kommunikationsfähigkeiten für den Umgang mit allen Beteiligten. Zudem sollte man Interesse an Bundes- und Regionalpolitik mitbringen, denn sie beeinflussen die Arbeit in dem Bereich enorm. Und zuletzt würde ich sagen, dass Leidenschaft und Durchhaltevermögen auch von Vorteil sind, da die Praxis vor Ort sich meist komplexer darstellt als die Theorie auf dem Papier.
Was kann man mit deinem Job im Sinne der Klimakrise bewegen?
Die direkten Auswirkungen durch meinen Job auf die Umwelt sind in erster Linie die Reduzierung des CO₂-Ausstoßes in Deutschland beziehungsweise Europa: Durch das Wachstum der erneuerbaren Energien am Strommix etwa, um nicht mehr auf fossile Energieerzeugung angewiesen zu sein.
Ich möchte in meinem Job auf regionaler Ebene aufzeigen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien nachhaltig und mit wenig Einfluss auf das Landschaftsbild und Flora und Fauna realisiert werden kann. Von den Solarparks profitiert nicht nur die Gesellschaft allgemein, sondern auch die Gemeinde vor Ort – zum Beispiel durch regionale Wertschöpfung und Gewerbeeinnahmen sowie Beteiligungsmöglichkeiten.