Der Sommer bringt ein paar Begleiterscheinungen mit sich: Mückenstiche, Sonnenbrand und Debatten um Gewalt im Schwimmbad. Gleich mehrere Massenschlägereien wanderten auch 2023 vom Beckenrand in den Newsfeed. Das zog weitere Diskussionen nach sich: Kann man sich im Freibad noch sicher fühlen? Wie kann man Gewalt in Schwimmbädern verhindern?
Um die Stimmung in der Bevölkerung zum Thema herauszufinden, hat watson im Sommer eine exklusive Civey-Umfrage durchführen lassen – mit einem Ergebnis, das Schwimmbad-Betreiber:innen beunruhigen könnte: Offensichtlich wollen besonders jüngere Menschen das Freibad nämlich in Zukunft meiden, sollten Übergriffe dort anhalten.
Watson hat euch zum Ende der Freibadsaison die Ergebnisse der Umfragen zusammengefasst.
Das Wichtigste aber zuerst: Die Debatte betrifft eigentlich nur einen Bruchteil der Bevölkerung, denn offensichtlich gehen gar nicht so viele Deutsche ins Schwimmbad. Zumindest geben nur 18 Prozent der Befragten an, diesen Sommer bereits im Freibad gewesen zu sein, das ist nicht einmal jede:r Fünfte.
Am seltensten gehen junge Menschen ins Freibad. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen waren gerade einmal neun Prozent diesen Sommer im Freibad.
Nicht einmal jede:r Zehnte.
Über 90 Prozent der jüngeren Befragten betrifft die Debatte im Alltag also kaum.
Die Spitzenreiter unter den Freibad-Nutzer:innen sind Menschen mittleren Alters. Bei den 30- bis 39-Jährigen war ungefähr jede:r Vierte diesen Sommer im Freibad (26 Prozent), bei den 40- bis 49-Jährigen sogar 28 Prozent.
Die Altersgruppen der größten Schwimmbad-Fans ist dann auch diejenige, die sich von den Nachrichten am wenigsten beeindrucken lässt. Auf die Frage: "Werden Sie zukünftig auf den Besuch von Freibädern verzichten, wenn das Ausmaß von Vorfällen körperlicher Übergriffe anhält?" antworteten 55 Prozent der 40- bis 49-Jährigen mit "Ja".
Im Vergleich: Gerade die jüngste Befragungsgruppe möchte nicht mehr ins Schwimmbad, sollte die Gewalt dort weiter anhalten. 65 Prozent, also eine Mehrheit der 19- bis 29-Jährigen, gibt an, in diesem Fall lieber ganz auf das Freibad zu verzichten. Damit liegen sie auch über dem Durchschnitt. Insgesamt geben nämlich 60 Prozent aller Befragten an, nicht mehr ins Freibad zu wollen, sollten körperliche Übergriffe nicht seltener werden.
Wie aber könnte gegen dieses Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung vorgegangen werden? Die Mehrheit der Befragten fände ein aktives Eingreifen offenbar nötig. Bei der Frage "Welche dieser Maßnahmen sollten Ihrer Meinung nach ergriffen werden, um körperliche Übergriffe in Freibädern zu verhindern?" waren Mehrfachnennungen möglich.
Mindestens eine Maßnahme wünschten sich ganze 90 Prozent der Befragten. Besonders beliebt waren die Forderungen nach gerichtlichen Schnellverfahren (55 Prozent), Ausweiskontrollen beim Einlass (51 Prozent) und stärkere Begrenzung der Besucherzahl (49 Prozent). Die Top-Forderung? Sicherheitskräfte in Freibädern – insgesamt 61 Prozent der Befragten, also eine Mehrheit, wünscht sich diese.
Polizeipräsenz hingegen war den Befragten dann wohl doch zu viel. Nur jede:r Fünfte fordert Polizeischutz im Freibad. Dabei stach eine Altersgruppe allerdings heraus: Unter den 30- bis 39-Jährigen wären ganze 27 Prozent pro Polizeipräsenz in Freibädern. Am wenigsten wünschten sich das die älteren Befragten über 65 Jahre (18 Prozent).
Interessant: Obwohl sie aus Sorge vor Übergriffen am ehesten auf einen Freibad-Besuch verzichten würden, fordert die jüngste Befragungsgruppe dennoch am wenigsten Sicherheitsmaßnahmen. Vor allem die Begrenzung der Besucherzahl (38 Prozent) scheint bei den 18- bis 29-Jährigen weniger Zustimmung zu finden, als zum Beispiel in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen (54 Prozent).
Abschließend bleibt also festzuhalten: Es sind vor allem Menschen mittleren Alters, die das Freibad nutzen. Sie lassen sich von potenzieller Gewalt am wenigsten abschrecken, fordern aber auch am häufigsten Sicherheitsmaßnahmen.
Die jüngere Bevölkerungsgruppe fordert hingegen die wenigsten Sicherheitsmaßnahmen. Sie haben offenbar eine andere Methode gefunden, um Konflikten im Freibad zu entgehen: Gar nicht erst hingehen.
Civey hat für Watson vom 21. bis 24. Juli 2023 online rund 5.000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozent.