Der Unmut der Bauern ist derzeit groß – deutschlandweit protestieren sie und blockieren mit ihren Traktoren Straßen, Brücken und Autobahnzufahrten. Der Grund dafür ist seit Wochen der gleiche: Mit ihren Protesten wollen die Landwirt:innen die Bundesregierung dazu bringen, angekündigte Streichungen von Subventionen zurückzunehmen.
Teilweise ist die Ampel-Regierung den Landwirt:innen schon entgegengekommen, doch das reicht ihnen nicht. Sie wollen, dass die Regierung alle Subventionsstreichungen zurücknimmt.
Doch nicht nur in Deutschland gehen die in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen auf die Barrikaden. Auch in Frankreich machen sie bei Protesten ihrem Unmut Luft: Sie besprühen Gebäude mit Gülle, blockieren Straßen und Autobahnen mit mobilen Toiletten, Stromgeneratoren, Strohballen und Traktoren. Das könnte Auswirkungen auf die Supermarkt-Regale in Deutschland haben, wie ein Unternehmer aus der Branche gegenüber watson verrät.
Auch in Frankreich ist der Ärger groß: Bauern und Bäuerinnen beklagen die immer strengeren EU-Vorgaben zum Umweltschutz, wie beispielsweise neue Verbote von Pestiziden. Die wachsende Anzahl an Umweltauflagen, die zu immer mehr Bürokratie und Mehrkosten führt, verunsichert die Landwirt:innen ebenso. Dazu kommen steigende Energiekosten und – wie in Deutschland auch – Unmut aufgrund steigender Kosten für den Agrardiesel.
Am Donnerstag und Freitag erreichen ihre Proteste einen neuen Peak, der auch Auswirkungen für uns in Deutschland haben wird.
Denn in den vergangenen Tagen haben LKWs neben den bereits seit Tagen laufenden Protest-Blockaden teilweise auch noch ihre Transportgüter auf Straßen und Autobahnen ausgekippt: Paprika, Zucchini, Salat und Gurken liegen seitdem bergeweise samt der Paletten auf den Autobahnen. Sie blockieren den Verkehr und damit auch Spediteure, die deutsche Supermärkte beliefern.
"Es kann bei einzelnen Produkten kurzfristig Ware fehlen", sagt Alberto Hoffmann gegenüber watson. Er ist Geschäftsführer von Kölla – The Fruit Company, die Obst und Gemüse vermarktet, anbaut und liefert. Grund dafür ist hauptsächlich, dass die Transportwege der LKWs blockiert sind und das Unternehmen daher Umwege von bis zu 400 Kilometern in Kauf nehmen muss. Doch weil viele Transporteure auf alternative Autobahnen ausweichen, kann es vermehrt zu Stau – und somit zu noch mehr Verspätung kommen.
Das Problem laut Hoffmann:
Die Folge: Verzögert sich der Transport zu stark, müssen Obst und Gemüse entsorgt werden. Hoffmann ergänzt: "Zudem erwarten natürlich unsere Kunden, dass wir die Ware pünktlich liefern, damit die Regale entsprechend nicht leer bleiben."
Trotzdem müsse sich zunächst einmal keine:r Sorgen machen, dass frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse bald knapp werden in Deutschland: Zum einen käme nicht alles Obst und Gemüse aus Spanien oder Frankreich, wo es durch die Proteste zu Verzögerungen kommt. Zum anderen gäbe es noch regional verfügbares Gemüse, wie etwa Kartoffeln. "Oder es handelt sich um Produkte, die sowieso aus anderen Ländern wie Italien oder Übersee kommen", sagt Hoffmann gegenüber watson und ergänzt:
Zwar betont Hoffmann, dass er grundsätzlich dafür sei, dass die französische Politik die Landwirt:innen unterstütze, aber es brauche "friedliche Demonstrationen". Es helfe niemandem, wenn die Produkte "unserer Produzenten umgeworfen werden und entsorgt werden müssen. In diesem Fall werden leider die Falschen von den Protesten getroffen."