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RTLs Hartz-IV-Experiment "Zahltag! Ein Koffer voller Chancen" geht am Dienstagabend in eine neue Runde. Auch in der zweiten Staffel bekommen wieder mehrere Familien, die von Hartz IV leben, einen Koffer voller Geld vom Sender gestellt.
In dem Koffer befindet sich der Hartz-IV-Satz für ein ganzes Jahr, also etwa 30.000 Euro. Ziel der Aktion: Die Familien sollen sich mit dem Geld selbstständig machen und so aus Hartz IV herauskommen.
"Zahltag! Ein Koffer voller Chancen" ist eine der vielen TV-Shows, die das Leben von armen Menschen in ein Unterhaltungsformat pressen wollen. Mittlerweile gibt es "Armes Deutschland", "Hartz und Herzlich", "Promis auf Hartz IV", "Vera unterwegs – Zwischen Mut und Armut", "Plötzlich arm, plötzlich reich" und noch viele andere.
Die Hartz-IV-Empfänger bekommen bei "Zahltag" prominente Hilfe:
Moderatorin Ilka Bessin ("Cindy aus Marzahn"), der Gründer und Unternehmer Felix Thönnessen und der ehemalige Bürgermeister Neuköllns, Heinz Buschkowsky, sollen die Teilnehmer beraten.
Ob den Hartz-IV-Empfängern hier aber wirklich geholfen wird, bleibt offen. Denn ein Koffer voller Geld löst nicht alle Probleme der Hartz-IV-Empfänger. Das macht auch Heinz Buschkowsky in einem Interview klar.
In dem Gespräch mit RTL, dem Sender der Show, sagt Buschkowsky: Ihn habe bei den Hartz-IV-Empfängern am allermeisten schockiert, "dass viele Familien einfach in den Tag hineinleben und sich gar keine Gedanken machen, wie sie ihre persönliche prekäre Situation verändern könnten". Erst, wenn sie dann den Koffer voller Geld erhielten, hätten sie anfangen, zu überlegen.
Nur wenig später fügt er hinzu: Menschen, die zehn bis fünfzehn Jahre arbeitslos seien, hätten meist nicht die innovativsten Ideen, was sie mit dem Geld anfangen sollen. Sie blieben eher bei ihren Vorlieben.
Das große Problem der Hartz-IV-Empfänger in "Zahltag"
Das ist wenig überraschend. Um überhaupt in Hartz IV zu landen, müssen die Menschen in der Regel ja schon länger arbeitslos sein. Wer nur kurzfristig arbeitslos ist, erhält Arbeitslosengeld I.
Wer also, wie Buschkowsky beschreibt, schon seit über 10 Jahren arbeitslos ist, hat eher weniger Erfahrung mit innovativen Business-Ideen.
Buschkowsky selbst sagt in dem Interview weiter: "Das Geld allein bringt selten die Kehrtwende."
Wie hilfreich ist die Hilfe für die Hartz-IV-Empfänger
Gut, könnte man jetzt denken, in "Zahltag" gibt es ja gute Beratung von einem Team mit einem Unternehmer, einer Moderatorin und einem ehemaligen Bürgermeister. Zusammen mit dem Geld könnte ja schon helfen.
Buschkowsky sagt dazu in dem RTL-Interview, er habe in den Familien erlebt, dass eine 1:1-Betreuung helfe, da die Menschen dann anfangen, sich zu bewegen. Ilka Bessin mache da eher die emotionale Betreuung, Thönnessen das wirtschaftliche und er die allgemeine Lebensberatung. Doch prompt relativiert er seine Aussage wieder und sagt, er und die beiden anderen seien nur ein Hilfsangebot für die Hartz-IV-Empfänger.
Buschkowsky meint:
"Wir können die Menschen nicht davon abhalten, Blödsinn zu machen. Sie sind selbstständig. Sie können mit dem Geld machen, was sie wollen."
quelle: rtl
So gebe es auch Fälle, denen so nicht geholfen werden kann.
Oft unterschätzen die Hartz-IV-Empfänger, was alles dazugehöre, sich selbstständig zu machen. Als Beispiel nennt er die Idee, eine Würstchenbude zu eröffnen. Da sei vergessen worden, dass Hygiene-Vorschriften zu erfüllen seien, bevor die erste Wurst auf die Grill kommen dürfe.
Die richtig hoffnungslosen Fälle seien allerdings andere. "Wenn einer sich nicht bewegen will, können sie sich den Mund fusselig reden und es wird nichts helfen."
Hartz IV ist komplexer, als eine Dienstagabendshow
Arbeitslosigkeit ist eben ein komplexes Problem, man muss Buschkowsky zugutehalten: Er hat erkannt, dass es nicht die eine Lösung gibt, die allen hilft. Auch nicht ein Koffer voller Geld.
Am Ende ist die Show nur eine Show. Nur die Hartz-IV-Empfänger mit der richtigen Einstellung und der richtigen Idee werden es schaffen. Und wie bei jeder Gründung, gehört wahrscheinlich noch ein wenig Glück dazu. Lässt sich für die Teilnehmer also nur hoffen, dass sie gut gecastet wurden.
(tb)
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