Natürlich wollen wir alle Ehrlichkeit von unseren Dates. Mit Einschränkungen. Bestes Beispiel: die Ex-Beziehung.
"Wir haben uns vor zwei Jahren getrennt und ich freue mich, dass er jetzt jemanden gefunden hat, der besser passt." Klingt angemessen. "Er war ein Meister des Cunnilingus. Ich dachte oft unter Freudentränen, ich höre die Götter singen!" Wäre wohl ein bisschen viel.
Doch dazwischen gibt es eine Grauzone, in der es schwierig wird. Wie viel sollte man Dates überhaupt von Ex-Beziehungen erzählen? Wir sprachen darüber mit Ulrike Scheuermann. Sie ist Diplom-Psychologin, Autorin und Emotionscoach.
Sie gibt erst einmal Entwarnung. Denn dass die ehemalige Beziehung thematisiert wird, ist nicht automatisch eine Red Flag beim Dating. Schließlich will man sich ja kennenlernen und dazu gehört auch ein wenig – ähem – Lebenskontext.
"Es gehört sicherlich dazu, dass man auch in einer neuen Beziehung über die Vergangenheit spricht", sagt die Psychologin daher. Mit einem entscheidenden Hinweis: "Auf das wie kommt es an."
Wird der Ex in den Himmel gehoben? Die Ex verteufelt? Nimmt die vergangene Beziehung unverhältnismäßig viel Platz in der Unterhaltung ein, sodass man meint, diese Person stünde direkt im Raum?
Es gibt ein paar Fauxpas, die man beim Gesprächsthema Ex nicht begehen sollte, wenn man sich auf den Single-Markt wirft, erklärt Scheuermann: "Man sollte zum Beispiel nicht vergleichen."
Das Date hat dieselben süßen Grübchen wie sie damals? Glück gehabt, aber behalte so etwas lieber für dich, denn das sendet die falschen Signale. Die Expertin: "Schließlich hat sich ja keiner umsonst getrennt."
Krampfiges Verschweigen ist zwar nicht nötig, doch beim Date sollte es schon noch über die Personen gehen, die am Tisch sitzen, nicht über die Verflossenen. Nimmt das Ex-Thema überhand, mahnt die Psychologin zur Vorsicht: "Wenn der andere immer wieder auf die Ex zu sprechen kommt, ist er vielleicht noch nicht über sie hinweg."
Was zu viel Information ist, bleibt natürlich Ansichtssache. Aber ein Date gibt schon einen Ausblick darauf, wie emotional involviert das Gegenüber noch in Ex-Verstrickungen ist.
Ulrike Scheuermann führt aus:
Kann sein, dass das Rendezvous damit auch schon endet und es zu keinem zweiten Date kommt. Wenn es weitergehen soll, sollten die Zweifel mindestens zur Sprache gebracht werden, à la: "Kann es sein, dass die Geschichte noch nicht ganz abgeschlossen ist für dich?"
Denn wer sich wirklich auf eine neue Liebe einlassen möchte, braucht auch Platz für die neue Person in seinem Herzen. "Eine neue Beziehung hat nur eine Chance, gut zu werden, wenn die Alte einen Abschluss gefunden hat", fasst Ulrike Scheuermann es zusammen.