Ob Mundgeruch, Käsefüße oder Schweißwolke: Wenn der oder die Partner:in anfängt zu müffeln, will man ihm oder ihr oft nicht mehr nahe kommen. Die Folge: Das Sexleben leidet. Das Problem ist nur, dass viele sich kaum trauen, dieses sensible Thema anzusprechen, denn natürlich will man den Lieblings-Menschen auch nicht verletzen.
Wie löst man dieses Dilemma? Gibt es einen liebevollen Weg, dem anderen zu sagen, dass man sich ekelt? Wir haben Vera Matt gefragt. Sie ist Paartherapeutin und hat eine psychotherapeutische Praxis in Brandenburg.
Das Thema muss auf den Tisch, denn einander nie wieder zu berühren (und riechen zu können) ist nun mal keine gute Lösung. Gleichzeitig ist auch klar, dass kaum etwas so verletzen kann, wie gesagt zu bekommen, man sei eklig. Das wäre den meisten Menschen wohl wahnsinnig peinlich.
"Deswegen ist es wichtig, dass man es in einer ruhigen Minute macht, in der Ich-Form und nicht, wenn irgendwelche Gäste da sind, die Kinder, Eltern, Nachbarn oder Freunde", sagt Vera Matt. "Auch nicht im Streit, sondern zugewandt und ruhig. So nach dem Motto: 'Du, mir ist aufgefallen...'"
Der beste Weg ist es dann, nicht mit Vorwürfen um sich zu schmeißen, sondern auf Ursachenforschung zu gehen. Das sei oft die beste Lösung, wie die Therapeutin ausführt:
Kurzum: Zwischen Kennenlernen und heute ist also etwas passiert, dass zu dem körperlichen Ekel, zumeist geht es dabei um strenge Gerüche, geführt hat. Nur was? Das gelte es herauszufinden, sagt Vera Matt und zeigt auf, wie viele unterschiedliche Ursachen es dafür geben kann.
"Riecht man vielleicht schlecht, weil man Medikamente nimmt? Hat sich der Körpergeruch hormonell verändert? Oder liegt eine Depression vor? Eine Suchtkrankheit? Extremer Stress? Gibt es Magenprobleme? Sind vielleicht die Zähne schlecht oder isst der Andere seit neuestem mehr Knoblauch?", zählt sie zahlreiche Beispiele auf.
Es gäbe tausend Gründe und daher sei es "wichtig, ganz individuell herauszufinden, woran es liegt." Oft bestehe plötzlich ein veränderter Hygienebedarf, weil sich auch im Körper oder Verhalten eines Menschen etwas verändert hat. In der Übergangsphase weiß man vielleicht noch nicht, damit adäquat umzugehen oder merkt es selbst nicht.
Es kann aber auch psychische Ursachen für eine gewisse Verwahrlosung geben, mahnt die Paartherapeutin: "Manchmal steckt dahinter tatsächlich eine depressive Episode." Dann sei es umso wichtiger für die Liebesbeziehung, das Thema gemeinsam anzugehen.
Doch auch ganz lapidare Gründe können dahinterstecken, die "gar nichts mit mangelnder Hygiene an sich zu tun haben", sagt Vera Matt. Die gute Nachricht ist: Diese lassen sich unmittelbar beheben. Zum Beispiel, in dem man Polyester-Kleidung durch Naturfasern austauscht.
Der erste Schritt zu einem solchen Gespräch über Körperhygiene sollte daher laut der Therapeutin immer sein, "zu überlegen, wann genau der Geruch mich stört. Nach dem Essen? Immer, wenn sie dieses Kleid trägt? Ist das Problem wirklich seltenes Duschen oder liegt vielleicht eine Krankheit vor?"
Sie rät ausdrücklich dazu, sensibel, aber ehrlich an das Thema heranzugehen. "In Ich-Form und im Vieraugengespräch kann man gemeinsam nach Lösungen gucken, ohne dass es verletzend wird", sagt Vera Matt deutlich und mahnt davor, allzu rabiat zu kritisieren:
Sie ergänzt: "Es ist liebevoller – und zielführender – zu sagen: 'Mir ist aufgefallen, dass deine Füße in letzter Zeit strenger riechen. Sind das die neuen Schuhe?'", schließt sie das Thema anhand dieses Beispiels ab. Das könnte in vielen Fällen übrigens auch schon reichen, um den oder die Liebste:n daran zu erinnern, dass ein regelmäßiges Fußbad vielleicht angebracht wäre...