Die Sonne brutzelt auf der Haut, Wellen gluckern um die Hüfte und weit und breit ist niemand in Sicht. Nur ein paar Bässe wummern aus der Strandbar weit entfernt herüber. In dieser Atmosphäre kann ein Liebespaar auf die Idee kommen, es im Meer zu treiben sich im Meer treiben zu lassen.
Naheliegend. Schließlich ist man bereits halbnackt, fühlt sich schwerelos, erhält unter der Wasseroberfläche natürlichen Sichtschutz. Sollte man es wagen? Was muss dabei beachtet werden?
Wir haben Lea Holzfurtner gefragt. Sie ist klinische Sexologin und Autorin des Buches "Dein Orgasmus". Sie coacht Menschen in ihrer Praxis in Berlin.
"Sex im Wasser klingt nach einem heißen Sommertagtraum und ist wie andere Outdoor-Fantasien bei vielen Menschen ganz oben auf der Wunschliste", weiß die Expertin aus der Praxis. "Ich vermute, das liegt vor allem daran, dass wir es wieder und wieder in Romcoms gezeigt bekommen – weniger daran, dass wir alle aquaphil sind."
Doch wie so oft: Was auf der Leinwand reizvoll aussieht, ist in der Realität eine ernüchternde Angelegenheit. Denn das Wasser mache, "viele Bewegungen schwieriger als gedacht. Der Widerstand ist hoch, die Reibung unangenehm", mahnt Holzfurtner.
Wer dennoch darauf besteht, die Fantasie von der heißen Nummer im kalten Nass Realität werden zu lassen, muss ein bisschen kreativ werden. Oder sich an "ein paar halbwegs taugliche Stellungen" halten, die Lea Holzfurtner für watson aufzählt:
Diese drei Varianten können (verhältnismäßig!) viel Spaß bei (verhältnismäßig!) wenig Unfallgefahr machen. Unter Vorbehalt. Die Sexologin sagt: "Wenn's anstrengend, unsicher und unbequem ist, ist es vermutlich nicht sexy."
Egal, wie wunderbar das Szenario im Kopfkino noch aussah: äußere Umstände, von Quallen bis zu spitzen Steinen, und ungemütliche Stellungen können abturnen. Dann wird es mitunter "schwer, die Erregung so hochzubekommen, dass ein Orgasmus möglich ist", mahnt die Expertin.
Stellt ihr fest, dass bei euch unter Wasser eher Wadenkrampf und Kälteschock drohen als multiple Höhepunkte, quält euch nicht weiter und macht im Hotelzimmer weiter. Es wäre vielleicht auch schon heiß, "gemeinsam darüber zu fantasieren", tröstet Holzfurtner.
Denn nicht zuletzt gibt es ein paar praktische Dinge in Chlor und Salzwasser zu bedenken. Zum Beispiel: "Wasser ist kein Gleitmittel", wie die Expertin mahnt:
Silikonbasiertes Gleitmittel könnte zwar Abhilfe schaffen, erklärt sie weiter, aber "das ist im Meer oder Pool nicht immer praktikabel" und außerdem "nicht umweltfreundlich." Plus: Wer ist schon so gut vorbereitet, dass er neben dem Fläschchen mit dem LSF 50 auch noch eine Tube Gleitmittel in der Strandtasche hat?
Zudem bestünde beim Sex im Wasser ein erhöhtes Infektionsrisiko, mahnt Holzfurtner weiter: "Chlor, Bakterien oder Sandpartikel können Blasenentzündungen, Pilzinfektionen oder Reizungen fördern, vor allem, wenn die Schleimhäute schon strapaziert sind."
Wer jetzt noch nicht die Lust verloren hat, dem sagt der Sex-Coach noch ein weiteres Wort: "Rutschgefahr!" Mitten im Akt abzusaufen und mit blauen Flecken, fiesen Kratzern oder drei Litern Salzwasser in Nase und Mund den erotischen Moment zu beenden, ist ein durchaus mögliches Finale beim erotischen Aqua-Sport.
Wer sich dennoch nicht halten kann: Go for it. Sofern ihr nicht in einem Land Urlaub macht, in dem eure Lust euch ins Gefängnis befördern könnte oder mit teuren Strafen belegt ist, wie Holzfurtner abschließend mahnt: "Bitte bedenken: Sex im Freien ist oft rechtlich heikel, je nach Land sogar strafbar."
Das gilt zum Beispiel in den Urlaubsländern Türkei, Italien, Kroatien, Spanien und Griechenland. Zuweilen werden homosexuelle Handlungen noch deutlich strenger verfolgt, wie zum Beispiel auf Jamaika, den Malediven oder in einigen nordafrikanischen Ländern.
Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt die Lust lieber in der Badehose und spart sich den Stress. Manchmal reicht schon ein salziger Kuss zwischen Wellen, um den Urlaubssex heißer zu machen.
"Vielleicht geht es eher um die Atmosphäre als um den Akt selbst?", gibt Holzfurtner einen Gedankenanstoß. "Streicheln, küssen, treiben lassen – das kann unglaublich intim sein." Der penetrative Sex könne ja später "an Land stattfinden", rät sie, "mit einem weichen Handtuch, gutem Gleitmittel und zwei ausgetobten Körpern." All inclusive eben.