Meist erkennen die besten Freund:innen die Alarmzeichen schon Wochen bevor man selbst darauf kommt: Der Schwarm ist super. Dass er permanent aufs Handy starrt? Liegt nur daran, dass es seiner besten Freundin gerade nicht gut geht. Dass er nur nachts spontan vorbeikommt? Ist nun mal so, wenn man lange Arbeitszeiten hat. Dass er den Geburtstag vergessen hat? Nun ja, ist ja eigentlich auch albern, Daten so viel Wert beizumessen.
Und während sich keiner traut zu sagen, dass dieser Mensch einen wohl nicht zu schätzen weiß, sitzt die rosarote Brille felsenfest auf der Nase, bis sie irgendwann mit Wucht und unter Tränen herunter geschubst wird.
Wäre es nicht schöner, wenn man typische Warnsignale eher und auch selbst erkennt? Watson sprach mit Ulrike Scheuermann darüber. Nach ihrem Medizin- und Psychologiestudium baute sie den Berliner Krisendienst mit auf und arbeitet nun als Diplom-Psychologin und Emotionscoach.
Auf ihrer Arbeit machte sie besonders drei Faktoren aus, die meist in einer Liebes-Enttäuschung enden und bereits ein warnender Hinweis darauf sind, dass dieser Mensch sich nicht für eine Beziehung mit dir interessiert.
Alarmiert sollte man sein, "wenn jemand stark eifersüchtig ist", so die Therapeutin. Besitzergreifendes Verhalten ist unangenehm, noch unangenehmer wird es natürlich, wenn die Liebelei mit extremem Misstrauen, Streitereien und Machtkämpfen einhergeht, die einen erschöpfen.
Nicht immer lässt sich im Eifer des Gefechts so klar erkennen, warum man sich so unwohl fühlt, das muss es aber auch gar nicht. Dass es nicht passt, merkt man aus dem Bauch heraus. Ein klares Warnzeichen ist laut Ulrike Scheuermann daher: "Wenn man ständig genervt von der anderen Person ist."
Wer sich verliebt hat, möchte meist von ganz alleine dem Anderen etwas Gutes tun, ihm entgegenkommen, ihn sehen. Im Umkehrschluss sollte man daher stutzig werden, wenn das Gegenüber "sich nicht auf die andere Person mit ihren Wünschen einstellen und Kompromisse im Zusammenleben finden will oder kann", sagt die Psychologin.
Aber selbst wenn man sich verabredet und nebeneinander auf der Couch sitzt, stellt sich die Frage: Ist der Andere eigentlich wirklich bei mir? Es sei ein Warnsignal, "wenn die andere Person nie richtig präsent, sondern vor allem mit dem Handy oder anderen Geräten beschäftigt ist", sagt Scheuermann. Denn die nonverbale Message dahinter ist deutlich: Dieser Mensch findet es anderswo gerade spannender.
Eine Sache schickt die Psychologin voraus. "Es muss nicht sofort alles in einer beginnenden Paarbeziehung verbindlich und sicher sein", sagt Scheuermann. Jeder, der schon einmal eine Beziehung begonnen hat, weiß: Menschen haben unterschiedliche Empfinden darüber, was verbindlich bedeutet.
Wie oft muss man sich beim anderen melden? Wann das Tinder-Profil löschen? Wie schnell die Freunde und Familie kennenlernen? Und: Ist es Flirten, wenn die Beiträge Fremder in sozialen Netzwerken mit Feuer-Emojis kommentiert werden? Das Aushandeln all dieser kleinen und großen Grenzen der Exklusivität und des Respekts entwickelt sich erst im Dialog miteinander und das dauert seine Zeit.
Ein bisschen Gezanke über unterschiedliche Ansichten und versehentlich verletzte Gefühle sind also besonders zu Beginn nicht unnormal. Problematisch wird es aber, "wenn jemand sich längerfristig nicht wirklich auf die Beziehung einlassen will", warnt die Therapeutin, "wenn es also keine Entwicklung gibt, keine Kompromisse, sondern sich das Gegenüber weiter "alles offen hält und unverbindlich bleibt."
Das wäre ein Warnsignal, denn "so wird das voraussichtlich irgendwann schwierig für die andere Person werden", sagt Scheuermann.