Wer im Freundeskreis von einer Sexflaute in der Partnerschaft berichtet, wird oft mit freundlichen Tipps übersät: "Habt ihr schon mal versucht, einander einfach zu überraschen? Mit einem tollen Sextoy? Oder heißer Unterwäsche? Dann kommt die Lust vielleicht wieder."
Ist es wirklich so leicht, dass ein paar Dessous das Feuer wieder entfachen können? Oder sind diese naheliegenden Ratschläge – pardon our French – selten dämlich?
Wir haben darüber mit Mignon Kowollik gesprochen. Sie arbeitet als Sexual-Coach für Paare und Singles in Hamburg.
Zuerst einmal gilt: übergestülpte Vorschläge von außen müssen nicht zu euch als Paar passen. Sexy ist, was ihr sexy findet. Daher nützt es wenig, sich an Stimuli zu versuchen, die sich für euch in erster Linie unangenehm oder fremd anfühlen. "Jede Beziehung ist anders", sagt Kowollik. "In der einen geht es wilder zu, in der anderen eher nicht." Kein Grund, sich verrückt machen zu lassen.
Es könne trotzdem toll sein, sich inspirieren zu lassen, aber wenn man nun mal zu den weniger experimentellen Paaren gehört, nimmt man sich dann vielleicht eher softe Reizverstärker vor. "Es gibt viele Wege, das eigene Sexleben aufzupeppen", erklärt die Expertin weiter.
Unterwäsche, Sextoys und auch Pornos "können Schwung ins Liebesleben bringen", in vielen "verschiedenen Stufen und Versionen". Wenn sich ein Paar zum Beispiel für SM interessiert, muss es ja nicht gleich "die Lederpeitsche" sein, sagt sie. Auch "Plüsch-Handschellen können bereits aufregend sein".
Allerdings sei es eben die Frage, ob es wirklich lediglich um eine kleine Auffrischung des langweiligen Sexlebens geht, oder "ob die Beziehung an sich kleine oder große Probleme aufweist, die es zu lösen gilt, um auch im Bett wieder aufzublühen", mahnt die Sexualberaterin.
Sie führt aus:
Viele Menschen vermissen also gar nicht eine gewisse Aufregung beim Sex, sondern sind eher frustriert über die Tatsache, dass es überhaupt nicht mehr oder sehr selten zum Geschlechtsverkehr kommt.
Dahinter liegt dann oft ein Problem, das rein gar nichts mit Langeweile zu tun hat. Viel öfter steckt dahinter mangelndes Vertrauen, zu viel Nähe oder andere Faktoren, die paartherapeutisch ausgearbeitet werden können und etwas vielschichtiger daherkommen als ein Set Dessous.
Wenn es aber wirklich nur um ein eingeschlafenes Bettgeflüster geht, können "äußere Stimuli wie heiße Unterwäsche, Sextoys oder Pornos durchaus positive Effekte auf die sexuelle Intimität haben", ist Mignon Kowollik überzeugt.
"Sie können neue Reize bieten und die Lust wieder anregen oder eine gewisse Abwechslung ins Bett bringen", sagt sie. Mit dem veränderten Setting ist dann vielleicht auch die Tür weit offen für Gespräche über Fantasien, die man vielleicht noch hat oder Zärtlichkeiten, die im Alltag fehlen. Schaden kann es also nicht, soweit das Fazit.
Und spätestens, wenn man dann in Strapsen, Korsage und Augenbinde vor dem anderen steht und abgelehnt wird, weiß man eines sicher: Es lag nicht an Accessoires. Ich glaube, wir müssen reden ...