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Fragen der Liebe

Sex im Freien ist strafbar – aber warum stehen wir auf dieses Tabu?

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Geil oder grenzwertig? Gerade der Sommer verführt zu Sex im Freien.Bild: pexels / Summer Stock
Fragen der Liebe

Sex im Freien ist strafbar – aber warum stehen wir auf dieses Tabu?

28.07.2024, 10:20
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Kaum klettern die Temperaturen in die oberen Bereiche des Thermometers und die Kleidung wird luftiger, kommen bei Verliebten mitunter unanständige Ideen auf, à la: "Wäre es nicht toll, hier mitten auf der Waldlichtung einen oralen Boxenstopp mit Aussicht einzulegen?!"

Wenn die Antwort darauf aber nicht: "Au ja!", lautet, sondern eher: "Sag mal, bist du doof?!" – dann steckt man schon mittendrin im Dilemma. Denn Sex im Freien ist für manche das Nonplusultra, für andere nur unvorstellbar unangenehm. Was jetzt?

"Eine neue Fantasie muss nicht immer in ihrem vollen Umfang ausgelebt werden, um den erotischen Effekt zu bekommen."
Sex-Coach Lea Holzfurtner

Lea Holzfurtner ist klinische Sexologin und Autorin des Ratgebers "Dein Orgasmus". Sie coacht Menschen in ihrer Praxis in Berlin und im Podcast "Berlin Intim".

Lea Holzfurtner Sexologin
"Sexpertin" Lea Holzfurtner.Bild: privat

Zuerst einmal sagt sie, dass die Fantasie vom Sex im Freien "gar nicht so ungewöhnlich" sei. Knapp zwei Drittel der Menschen teilen sie laut einer Studie von Joyal, Cossette und Lapierre aus dem Jahr 2015.

Der Reiz liegt im Tabu-Bruch, dem Risiko, erwischt zu werden

Der Stimulus dahinter sei eben, dass es verboten ist, im Freien zu verkehren. "Illegal und daher tabu", wie Holzfurtner sagt. "Die Idee eines Tabus reizt viele von uns. Neues steigert aber auch unser sexuelles Verlangen."

Es gäbe noch weitere Faktoren, die den Freikörper-Teamsport außerhalb geschlossener Räume zum Aphrodisiakum für manche Menschen machen. Holzfurtner führt ein paar Gründe aus:

"Manche sind auf der Suche nach Aufmerksamkeit, andere werden durch Sex in der Öffentlichkeit wirklich erregt, das nennt sich Agoraphilie. Manche genießen das Risiko, erwischt zu werden. Und dann gibt es diejenigen, die es wirklich genießen, beim Sex beobachtet zu werden. Für wieder andere geht es nur darum, einen Punkt auf der Bucketlist abzuhaken."

Wenn der Wunsch aufkommt und man dem selbst so gar nicht freudig entgegenfiebert, sondern eher in Schockstarre und Horror-Szenarien versinkt, kann es schon helfen, das Motiv hinter der Sex-Fantasie zu verstehen.

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"Besprecht, was euch an der Fantasie genau anturnt, und warum ihr vielleicht Bedenken habt, sie umzusetzen", rät die Expertin.

Unterschiedliche Vorlieben können in der Mitte einen Kompromiss finden

Wenn klar ist, worum es eigentlich geht – Tabubruch, beobachtet werden – und was die Ängste sind – peinliche Momente, Knast – könne man gemeinsam Kompromisse finden, ist die Sexologin überzeugt.

"Was ich beim Thema 'nicht zusammenpassende Fantasien' Paaren in meiner Praxis immer vorschlage, sind zum einen 'Baby Steps' und zum anderen 'Verhandeln'", erklärt sie. Baby Steps? Wie ist das gemeint?

Sex Outdoor
Sex im Zelt wäre zum Beispiel eine Option. Bild: pexels / cottonbro studio

Es gäbe immer zwei Arten von Fantasien, schildert Holzfurtner weiter. Die, die wir gerne ausleben wollen und die, die wir (nur) im Kopfkino genießen. Darauf aufbauend könne man die umstrittene Fantasie "auf viele Arten ausleben". Die Expertin: "Ihr könnt euch gemeinsam erregen, indem ihr euch Geschichten dazu erzählt oder Pornos anseht, die das Thema featuren."

Erst dann gehe es in die "Verhandlung": Soll es dabei bleiben, dass die Idee von Sex im Freien in Gesprächen und Bildern anturnt oder soll der Wunsch ausprobiert werden – und wenn ja, in welchem Umfang?

Baby Steps einer Fantasie können auch schon erregend sein

"Eine neue Fantasie muss nicht immer in ihrem vollen Umfang ausgelebt werden, um den erotischen Effekt zu bekommen", gibt die Sexualberaterin zu Bedenken.

Es könne zum Beispiel "schon unglaublich spannend sein, unter dem Tisch im Restaurant deine Hand einfach über der Kleidung des Partners über seinen Penis gleiten zu lassen, während du deine Bestellung mit dem Kellner besprichst." Weitere Vorschläge der Podcasterin:

"Oder könnte es erregend sein, einen Plug, Nippelklammern oder einen Auflegevibrator in der Öffentlichkeit zu tragen? Sind das Optionen, die für beide Partner spannend sein könnten, da das Risiko hier viel geringer ist?"

Es gibt zahlreiche Nuancen zwischen Missionarsstellung im heimischen Bett und Orgie im Stadtpark. "Verhandelt, hört euch zu und findet Win-Win Kompromisse, die sich für alle richtig gut anfühlen", rät Holzfurtner daher abschließend. Damit es für alle Beteiligten ein heißer Sommer werden kann.

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