Neue Liebe, neues Glück? In der Theorie klingt das so einfach, doch häufig zeigt die neue Liebe schon nach kurzer Zeit verblüffend viel Ähnlichkeit mit Ex-Partner:innen. Manche fühlen sich von extrovertiert-lauten Frauen wie magisch angezogen, andere landen immer wieder beim stur Schweigsamen, auch wenn es sie auf die Palme bringt.
Unserem Beuteschema scheinen wir selten gänzlich entfliehen zu können, selbst wenn es offensichtlich nicht für uns funktioniert. Woran macht sich unser Dating-Muster fest? Und wie kann es gebrochen werden?
Wir fragten Ulrike Scheuermann. Sie ist Diplom-Psychologin, Emotionscoach und Buchautorin. Nach ihrem Medizin- und Psychologiestudium hat sie vor 25 Jahren den Berliner Krisendienst mit aufgebaut und dort zehn Jahre gearbeitet.
Für die Expertin ist das zumindest kein überraschendes Phänomen. Sehr oft suchen sich Menschen bei der Partner:innenwahl etwas Vertrautes, selbst wenn es in der Vergangenheit nicht geklappt hat. Das zeigte auch eine Studie aus Toronto, die sich 2019 mit Daten der Langzeitstudie des deutschen Beziehungs- und Familienpanels "pairfam" beschäftigte.
12.000 Menschen wurden anhand ihrer Persönlichkeitsfragebögen analysiert, dabei stellten die Forscher heraus: Die aktuellen und verflossenen Partner:innen einer Person waren sich auffallend ähnlich. Sie waren einander in ihren Persönlichkeitsmerkmalen sowohl "ähnlicher als im Vergleich mit Durchschnittspersonen" als auch "ähnlicher als im Vergleich zum Partner", wie die Forscher angeben. Die Erhebungen gingen über einen Neun-Jahres-Zeitraum.
Die meisten Menschen haben also tatsächlich ein Beuteschema, dem sie folgen, selbst wenn das unbewusst ist. Denn dabei geht es nicht in erster Linie um Augenfarbe oder Körperstatur, sondern grundlegende Charaktereigenschaften, wie Extraversion oder Gewissenhaftigkeit. Anders gesagt: Nur, weil ein:e Partner:in blond, der oder die nächste brünett war, ist man nicht frei von einem "Typen".
Die Attraktivität des Altbekannten ist nicht unbedingt schlimm. Problematisch ist es nur, wenn dieses Muster einen unglücklich macht. Gerät man wiederholt an denselben Knackpunkt, der zum Bruch der Liebe führt, "sollte man herausfinden, was man von diesem Typ und dieser Art Beziehung hat", rät Ulrike Scheuermann. Sie nennt ein typisches Beispiel aus der Praxis:
Das Festhalten am Beuteschema dient in einem solchen Fall dem reinen Selbstschutz. Oder anders gesagt: Eine Beziehung wird nicht tiefer, weil man selbst nicht tiefer gehen möchte.
Allein schon, es zu erkennen, sei der erste Schritt hinaus aus dem Muster. "Oder man kann sich fragen, auf welche Lernpotenziale einen die andere Person aufmerksam macht", sagt die Psychologin weiter.
Tappt man nämlich in die immergleiche Reaktion, die im Fiasko endet, lohnt es sich, hinzuschauen, womit das zusammenhängt und woran man eigentlich arbeiten sollte. Ein weiteres Beispiel von Scheuermann:
Warum lasse ich das mit mir machen? Wie vertrete ich meine Haltung stärker? Das sind Fragen, die eine solche Beziehung aufwerfen und einen damit persönlich voranbringen kann.
Denn: Selbst wenn man immer dem "gleichen" Gegenüber beim Dating begegnet, steht es einem theoretisch ja jederzeit frei, sich selbst nächstes Mal anders zu verhalten, als gelernt.
"Dann kann die Lernaufgabe sein, den eigenen Selbstwert zu stabilisieren – und nicht mehr auf Typen zu reagieren, die sich selbst auf Kosten anderer aufwerten", erklärt Scheuermann abschließend. Allgemein gesprochen: Wenn das Muster erst erkannt wurde und es einem gelingt, das eigene Verhalten zu verändern, kann man dem Beuteschema entkommen.
Das klingt leichter als gesagt und manch eine:r benötigt vielleicht professionelle Hilfe auf dem Weg. Aber es lohnt sich. Denn wie schon Albert Einstein gesagt haben soll: "Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Und das gilt in der Quantenphsyik genauso wie in der Datingwelt.