Eigentlich sollte der Dienst ein Riesenerfolg werden. Google wollte Großes erreichen und sich dem schwierigen Gaming-Cloud-Thema widmen. Das Ziel: sich am Videospiel-Markt ernsthaft zu etablieren. Der Dienst sollte darüber hinaus Milliarden Nutzer für sich gewinnen und sogar mit Xbox und Playstation konkurrieren. Aber: falsch gedacht.
Wie Google am Donnerstagabend verkündete, stellt der Tech-Riese den Cloudgaming-Dienst Stadia ein. Das kam so überraschend, dass Kund:innen, Entwickler und sogar einige Mitarbeitende erst aus den Medien davon erfuhren. Phil Harrison, Chef des Dienstes, der die fürs Spielen nötige Rechenleistung vom Wohnzimmer in die Cloud verpflanzen sollte, machte Stadias Gameover öffentlich.
Nutzer:innen können demnach nur noch bis zum 18. Januar 2023 auf den Dienst zugreifen, danach soll er eingestellt und alle Käufe rückerstattet werden. Das Tragische für einige Gamer:innen: Offenbar ist es bis dahin nicht einmal mehr möglich, Spielstände zu sichern. So gehen mit dem Tod Stadias auch diese einfach verloren. Einkäufe sind im Store übrigens schon jetzt nicht mehr möglich.
Online überrascht das Stadia-Ende viele angeblich nicht. Von Anfang an war der Dienst teils spöttischer Kritik ausgesetzt. Trotzdem kommt das Scheitern plötzlich. Denn das Timing für Stadias Launch war optimal: Seit Jahren steigen die Preise für Grafikkarten immens, die aktuelle Konsolengeneration hat Jahre nach dem Start noch immer Lieferprobleme. Zocken ohne schwache Leistung und Ruckeln ist also ein teures Hobby.
Kein Wunder, dass Google mit Stadia zumindest einen Erfolg erzielt hat: Der Dienst hat einen Beitrag dazu geleistet, Cloud-Gaming zu etablieren. Es ist ein wichtiger Trend geworden und wird in den kommenden Jahren immer mehr die fürs Spielen nötige Rechenleistung vom Wohnzimmer in die Cloud verpflanzen. So haben nach Microsoft und nVidia inzwischen auch Nintendo und Sony ähnliche Plattformen angekündigt und teilweise bereits gestartet. Sie sollen in Zukunft Spiele direkt aus dem Internet auf Fernseher, Tablets, Handys und andere Geräte liefern.
Im Playstation-Plus-Abonnement ist das Cloud-Gaming etwa seit Kurzem ein Bonus für treue Kunden. Und auch Microsoft hat das ehemals Streaming mittlerweile in den Game Pass integriert.
Die Stadia-Technik könnte in diesen Angeboten weiterleben, wie "Bild" schreibt. Phil Harrison kündigt an, Stadias Technologie nicht sterben lassen zu wollen: "Die Technologie-Plattform, die Stadia zugrunde liegt, ist bewährt und nicht nur fürs Gaming geeignet. Wir können sie in anderen Google-Angeboten wie YouTube, Play und in unseren Augmented-Reality-Plänen nutzen – und sie Industrie-Partnern anbieten."