Vor allem im Angesicht der Klimakrise achten immer mehr Menschen auf die konkreten Auswirkungen ihrer persönlichen Ernährung auf die Umwelt. Während sich in Deutschland mittlerweile etwa acht Millionen Menschen komplett vegetarisch oder vegan ernähren, ist für viele vor allem der bewusste Umgang mit tierischen Lebensmitteln wichtig.
In diesem Zusammenhang versuchen auch immer mehr Händler, mit konkreten Vorgaben für die Produktion auf mehr Tierwohl zu setzen. Bei Aldi findet das nun offenbar so viel Anklang, dass niedrigere Haltungsformen früher aus dem Sortiment verschwinden als geplant.
Ab sofort bietet Aldi Süd laut einer Pressemitteilung nur noch Rindfrischfleisch der Haltungsformen 3 und 4 an. Insgesamt verfolgt das Unternehmen das Ziel, bis 2030 alle Produkte im Frischfleisch-Sortiment nur noch aus den höheren Standards zu beziehen.
Bereits Anfang März konnte hierbei ein erster Erfolg verzeichnet werden, nachdem Aldi das gesamte Sortiment von Putenfrischfleisch auf die Haltungsformen 3 und 4 umstellen konnte. Als Grund wurden hier die Bedürfnisse der Verbraucher:innen genannt, die in den meisten Regionen auf mehr Tierwohl setzen würden und ohnehin kaum Produkte der anderen Haltungsformen kaufen würden.
"Jetzt gilt es, dass andere Akteure nachziehen, denn der Weg zu mehr Tierwohl geht nur gemeinsam", unterstreicht Julia Adou, Nachhaltigkeitsdirektorin bei Aldi Süd. Beim Rindfrischfleisch aus Haltungsform 3 gibt der Discounter an, dass mittlerweile alle Angebote aus deutscher Landwirtschaft bezogen werden und damit auch einem Wunsch nach mehr Regionalität nachgegangen werde.
Unter dem Hashtag Haltungswechsel plant Aldi bis 2030 die komplette Umstrukturierung des gesamten Fleisch- und Milchsortiments auf die Haltungsformen 3 und 4. Beim Trinkmilchsortiment gelang die Umstellung bereits im Februar 2024. Bis 2025 will Aldi Süd im gesamten Frischfleisch- und Wurstwaren-Bereich vorerst auf Haltungsform 1 verzichten.
Mit der Initiative motiviert der Konzern offenbar auch die Konkurrenz beim Lidl-Discounter zum Einsatz für mehr Tierwohl. Bis 2026 plant das Unternehmen der Schwarz-Gruppe, mindestens 33 Prozent seines Frischfleisch-Sortiments der Eigenmarke auf die höheren Haltungsformen anzuheben.
Konkret stehen die Haltungsklassen 3 und 4 für die Formen "Außenklima" und "Premium". Zwingenden Auslauf im Freien haben die Tiere allerdings nur bei Haltungsform 4, die auch den Vorgaben des EU-Bio-Siegels entspricht.
Bei den Haltungsformen 1 und 2 hingegen werden die Tiere ausschließlich im Stall gehalten. Bei der höheren Klasse ist es unter anderem verboten, die Rinder oder Kühe festzubinden. Formen, die unter den entsprechenden Standards der Klasse 1 liegen, gelten in Deutschland als illegal.
Tierschutzorganisationen kritisieren an dem Konzept der Haltungsformen zudem, dass verarbeitete Fleischprodukte von der Kennzeichnung ausgenommen sind. Tierhaltung unter fragwürdigen Bedingungen wäre hierfür entsprechend weiterhin möglich.