Die Zeiten, in denen Veganer:innen beim Grillen verspottet wurden, weil sie nur mickrig eingeölte Maiskolben auf ihren Tellern liegen hatten, sind vorbei. Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte boomen, innerhalb eines Jahres werden in Deutschland mittlerweile knapp 100.000 Tonnen davon produziert.
Umso erfreulicher war es für viele Verbraucher:innen Ende vergangenen Jahres, als Discounter-Riese Lidl auch die Preise für die veganen Alternativen senkte. Jetzt hat das aber offenbar drastische Folgen für das Sortiment.
In einer großen Aktion passte Lidl im Oktober 2023 den Preis für alle veganen Eigenmarkenprodukte auf den Kilopreis des jeweiligen Fleischproduktes an. Durch diese Änderung verkauft der Discounter die Ersatzprodukte aber in vielen Fällen zum Einkaufspreis und zahlt die Marge somit aus eigener Tasche.
Entsprechend muss Lidl jetzt offenbar bei den ersten zwei Produkten die Reißleine ziehen. Nach Berichten der "Lebensmittelzeitung" streicht der Discounter das rohe Veggie-Hack und die veganen Burger-Patties ab sofort vollständig aus dem deutschen Sortiment.
Die konkrete Begründung liegt demnach in dem eingeschränkten Handlungsspielraum, den Lidl nun für weitere Preissenkungen hat. Senken etwa die Hersteller ihre Preise für Fleisch oder Käse, fehlen dem Discounter die finanziellen Spielräume, um mitzuziehen und die Preise an die Verbraucher:innen weiterzugeben.
Als vegane Hack-Alternative bietet Lidl daher künftig nur noch die Variante an, die bereits vorgebraten und länger haltbar ist. Ob dessen Preis noch einmal angepasst wird, bleibt unklar.
Generell zieht Lidl aber eine positive Bilanz aus der Vegan-Aktion im Herbst. "Wir können einen deutlichen Anstieg bei pflanzlichen Produkten bestätigen, der sich konstant hält", heißt es gegenüber der "Lebensmittel-Zeitung".
Demnach habe sich der Umsatz durch Fleischersatzprodukte in der ersten Woche der Aktion verdoppelt, auch heute liege dieser noch 50 Prozent über dem vorherigen Wert. Problematisch sei jedoch laut dem Händler die Planung, da im veganen Sortiment noch immer keine konkreten Absatzmuster erkennbar wären.
Das dürfte auch daran liegen, dass die vegane Preispolitik bei Lidl weiter undurchsichtig bleibt. Standen die Ersatzprodukte zu Beginn der Aktion direkt neben ihrem tierischen Äquivalent, ist für Kund:innen mittlerweile schwer erkennbar, woran sich der Preis tatsächlich orientiert.
Auf dem Vegan-Markt bleibt Lidl unter den deutschen Supermärkten trotzdem ein Vorreiter. Mit insgesamt 50 Ersatzprodukten der Eigenmarke und wechselndem Aktionsangebot finden Veganer:innen, aber auch Neugierige fürs nächste Grillen mindestens eine Alternative.