
Streit in der Beziehung kommt meist nicht gut. Sich zu vertragen aber manchmal auch.Bild: Pexels / timur weber
Psychologie
Obwohl du gute Argumente hattest, verlässt du das Gespräch mit Schuldgefühlen – und fragst dich, ob du überreagiert hast. Dieses Gefühl kommt nicht von ungefähr. Dass du dich oft schlecht fühlst, muss nicht zwingend mit dir zu tun haben.
01.08.2025, 07:3401.08.2025, 07:34
watson-Redaktion
Ihr habt euch eigentlich gerade wieder vertragen und trotzdem fühlst du dich nach einer Auseinandersetzung oft wie der letzte Mensch? Nun, das könnte einen Grund haben.
Ob Ex-Freund:in, Situationship, Kolleg:in oder sogar die eigene Mutter – Menschen mit narzisstischen Zügen sind nicht selten, aber sie hinterlassen regelmäßig ein riesiges Fragezeichen im Kopf ihrer Mitmenschen.
Denn sie haben eine Superkraft: Nach einem Streit mit ihnen fühlst du dich schuldig. Egal, wie es angefangen hat, egal, wie es ausgegangen ist – du bist am Ende böse, hysterisch oder übertreibst. Und das ist vielleicht kein Zufall, sondern kann auch ein ziemlich fieses psychologisches Muster sein.
Warum Selbstdiagnosen problematisch sind
Dieser Text beschäftigt sich mit Symptomen psychischer Krankheiten. Er kann hilfreich sein, da im Alltag oft nicht offen genug darüber gesprochen wird: um das Thema zu enttabuisieren und Menschen dazu zu ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen.Aber dieser Artikel soll nicht zu einer Selbstdiagnose verleiten. Er ersetzt keine professionelle Diagnose und Behandlung. Nur ausgebildete Ärzt:innen oder Therapeut:innen haben auch Kenntnis über weitere Umstände, die das Abgrenzen von Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ermöglichen.
Gaslighting: wenn die Realität wackelt
Der vielleicht wichtigste Grund, warum du dich nach einem Streit mit Narzisst:innen schuldig fühlst, ist eine Form psychologischer Manipulation namens Gaslighting. Hier wird deine Wahrnehmung in Frage gestellt.
Sätze wie: "Du übertreibst total", "Das hast du dir eingebildet" und "Ich hab das nie so gesagt" sind klassische Werkzeuge. Sie sorgen dafür, dass du an dir selbst zweifelst. Wenn du lang genug mit einer Person diskutierst, die die Realität ständig uminterpretiert, fängst du irgendwann an zu denken, du seist wirklich zu sensibel, zu emotional oder zu kritisch. Spoiler: Bist du nicht.
Schuldumkehr statt Einsicht
Narzisst:innen sind wahre Meister:innen darin, Schuld wie ein heißes Kartoffelspiel weiterzugeben – nur dass du am Ende immer diejenige bist, die sich die Finger verbrennt.
Ein typisches Muster: Du: "Ich fand es nicht okay, wie du gestern vor anderen über mich gesprochen hast." Narzisst:in: "Aha. Und du meinst, du behandelst mich immer wie einen König oder eine Königin? Du bist auch nicht perfekt."
Plötzlich geht es nicht mehr um dein Gefühl, sondern um deine angeblichen Verfehlungen. Du wirst vom Opfer zur Täterin erklärt. Klassischer Move – unverschämt effektiv.
Emotionale Abwertung: "Du bist zu empfindlich"
Narzisst:innen haben oft ein Problem mit der emotionalen Tiefe anderer. Gefühle sind für sie keine Einladung zum Mitfühlen, sondern eine Schwäche, die man ausnutzen kann.
Wenn du verletzt bist, bekommst du eher ein genervtes Augenrollen als eine ehrliche Entschuldigung. Und wenn du auf deine Bedürfnisse bestehst? Dann heißt es: "Du bist so anstrengend" oder "Mit dir kann man einfach nicht normal reden". Und schon wieder bist du die Böse, weil du wagst, Gefühle zu zeigen und dich abzugrenzen.
Das Märchen vom perfekten Opfer
Narzisst:innen stilisieren sich in Konflikten gerne selbst zum Opfer – völlig unabhängig davon, wie viel emotionale Verwüstung sie gerade angerichtet haben.
Wenn sie dich klein und schuldig fühlen lassen, hast du weniger Kraft, dich zu wehren. Es geht also nicht darum, wer recht hat, sondern wer sich besser inszenieren kann. Und Narzisst:innen sind da leider Oscar-verdächtig.
Die Beziehung als Spiegelkabinett
Das Perfide an narzisstischen Beziehungen ist: Sie machen dich nicht sofort kaputt, sondern peu à peu. Mit jedem Streit, in dem du dich falsch fühlst, schmilzt dein Selbstwert ein kleines bisschen.
Irgendwann stellst du nicht mehr nur infrage, was passiert ist – sondern wer du eigentlich bist. Und genau das ist der Punkt: Wenn du dich nach einem Streit immer wieder wie die Böse fühlst, obwohl du eigentlich nur ehrlich oder verletzt warst, ist das kein Zufall. Es ist ein System. Und in diesem System darfst du auch aussteigen.
Fazit:
Du bist nicht zu emotional. Du bist nicht die Dramaqueen. Du bist nicht böse. Du bist jemand, der klare Grenzen und gesunde Kommunikation verdient. Wenn du dich also wieder dabei ertappst, wie du nach einem Streit stundenlang über dein Verhalten grübelst, während dein Gegenüber längst zufrieden weiterscrollt: Vielleicht ist es Zeit, nicht dich selbst zu hinterfragen – sondern die Beziehung.
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