Amazon ist für seinen Umgang mit Mitarbeitenden erneut in die Kritik geraten. Bild: AP / Michael Sohn
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Immer wieder stehen die Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende bei Amazon in der Kritik. Die Pakete sollen schließlich möglichst schnell zu den Kund:innen gelangen, zum Nachteil der Ausliefernden. Eine Doku zeigt nun, dass die Fahrer:innen des US-amerikanischen Unternehmens oft unter so großem Stress stehen, dass sie keine Zeit haben, während ihrer Schicht auf die Toilette zu gehen. Stattdessen pinkeln manche in Flaschen.
Der Reporter Oobah Butler der "Channel 4"-Doku hat sich nun einen ganz besonderen Plan überlegt, um auf die Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen: Er hat den Urin einiger Fahrer:innen bei Amazon verkauft. Das funktionierte offenbar ganz problemlos.
Journalist verkauft Urin von Amazon-Fahrern auf Amazon
Manche Fahrer:innen urinieren nicht nur in Flaschen. Sie werden offenbar auch noch dafür bestraft, falls diese dann im Wagen gefunden werden. Das fiel Butler während seiner Recherche auf. An manchen Standorten soll etwa sogar eine Kündigung drohen. Die Konsequenz: Mitarbeitende werfen die Flaschen kurz vor der Rückkehr ins Lager aus dem Fenster.
In der "Channel 4"-Doku nimmt Butler seine Zuschauenden in der Nähe eines Amazon-Zentrums mit auf die Suche nach solchen Flaschen. Dabei wird er schnell fündig.
Dann kreiert er ein Logo und eine Verpackung für den Amazon-Urin. Alles unter dem vermeintlichen Markennamen "Release Energy". Den Urin füllt er um, deklariert bei den Inhaltsstoffen ganz offen, worum es sich bei dem gelben Inhalt der Flasche handelt. Trotzdem stuft Amazon dies im Shop als Getränk ein.
Bei seiner Aktion geht der Reporter dann sogar noch weiter: Er lässt Freund:innen offiziell den Urin bestellen und positive Bewertungen schreiben. Sie bekommen aber natürlich keine dieser Flaschen geliefert. Zwölf Stunden nach dem Start landet "Release Energy" für die Kategorie Bitter Lemon sogar auf dem ersten Platz der Amazon-Charts. Als auch von anderen Leuten Bestellungen eingehen, bricht er das Experiment ab.
Minderjährige Nichten konnten Messer bestellen
Butler zeigt in der Doku außerdem weitere Missstände auf. Etwa, dass seine vier- und sechsjährigen Nichten unter anderem Messer und Rattengift über den Sprachassistenten Alexa bestellen konnten. Die Altersbeschränkung ist dabei offenbar nicht überprüft worden.
Amazon selbst dementiert die Darstellungen in der Doku. Sie zeichne ein stark verzerrtes Bild des Konzerns, sagte ein Amazon-Sprecher gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Das Wohlergehen der Fahrer:innen liege Amazon am Herzen. Und: Sicherheit genieße höchste Priorität.
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Amazon steht immer wieder wegen der Arbeitsbedingungen in der Kritik, zum Beispiel wegen Überwachung der Arbeitsgeschwindigkeit von Mitarbeitenden. Dass Fahrer:innen Flaschen für ihren Toilettengang benutzen, ist schon länger bekannt. Auch Amazon hatte das eingeräumt und sich dafür entschuldigt.
Der Journalist Butler, der sich nun Amazon vorgenommen hat, ist schon zuvor mit ungewöhnlichen Aktionen aufgefallen. Er schaffte es etwa, seinen Schuppen in einem Garten in London in das am besten bewertete Restaurant auf Tripadvisor zu verwandeln.
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