Bio-Lebensmittel sind bei Verbraucher:innen beliebt. Dass sie oft über die Kasse gehen, zeigt sich auch im Umsatz, den der Lebensmittel-Handel mit den Bio-Produkten macht: Nachdem die Einnahmen 2022 zunächst zurückgegangen waren, sind sie im vergangenen Jahr wieder angestiegen. Besonders Lidl, Aldi und Co. haben dabei vom Bio-Sortiment profitiert. 40 Prozent des Umsatzes fiel auf Discounter – der größte Teil.
Verbraucher:innen achten beim Einkaufen aber nicht nur auf Qualität und Bio, sondern nicht zuletzt auch auf den Preis, den sie für Lebensmittel ausgeben müssen.
Insbesondere Discounter senken die Preise für ihre Bio-Lebensmittel, um Kund:innen anzuziehen. Eine Strategie, die auch für Kritik sorgt.
Für gewöhnlich sind Bio-Lebensmittel regelmäßig teurer als andere Produkte. Beim Discounter-Einkauf müssen Kund:innen für die Bio-Waren aber mittlerweile offenbar weniger tief in die Tasche greifen. Mit Aktionen zwischen 10 und mehr als 40 Prozent locken die Supermärkte ihre Kundschaft auf ihre Bio-Eigenmarken, berichtet die "Lebensmittel Zeitung" ("LZ"). Neue Preisschwellen würden damit ausgereizt, heißt es.
Besonders weit vorne dabei sind demnach Lidl, Aldi und Netto. Mehr als 50 Produkte aus dem Bio-Eigenmarken-Sortiment haben Lidl und Kaufland seit dem vergangenen Montag reduziert. Die Unternehmen begründen das laut "LZ" mit niedrigeren Preisen für die Rohwaren.
Als die Inflation in den vergangenen Jahren stark angestiegen war, hat sich das auch bei den Lebensmitteln bemerkbar gemacht. Verbraucher:innen mussten im Supermarkt deutlich mehr ausgeben als zuvor. Für viele sind die Lebensmittel-Preise durch die Inflation zur Herausforderung geworden.
Unter anderem Discounter haben seither ihre Bio-Produkte vorangetrieben, weil Kund:innen zu Eigenmarken und Produkten im Preiseinstieg greifen, berichtet die "LZ".
Nicht alle sehen die derzeitige Entwicklung positiv. Kritik gibt es zum Beispiel von Landwirt:innen. Es gelinge nicht, den Lebensmittelhandel zu überzeugen, "dass er Kunden mit ständigen Aktionen zu noch niedrigeren Preiserwartungen erzieht", sagt ein Manager eines Anbauverbandes. "Das ist das falsche Signal."
Clemens Fischer, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Akademie Schloss Kirchberg, fordert vom Handel eine intelligentere Preisgestaltung. Die Preiseinstiegsschwellen sollen nicht weiter nach unten gesetzt werden, fordert Fischer, der bis 2018 auch Vorstand des Premium-Anbauverbandes Demeter war, im Interview mit der "LZ".
Seiner Meinung nach wäre es stattdessen intelligenter, Rabatte auf Premium-Ware anzubieten. Bei teureren Produkten würden sich solche Aktionen weniger stark bei Lanwirt:innen bemerkbar machen.