Aufgrund der Inflation und verschiedener weiterer Faktoren mussten Verbraucher:innen in den vergangenen eineinhalb Jahren bei Lebensmitteln und Getränken tiefer in die Tasche greifen als gewöhnlich. Erst die Corona-Pandemie und später der Angriffskrieg auf die Ukraine hatten zu Lieferengpässen geführt. Auch Wetterextreme wie Dürren hatten im Einzelhandel zu einer preislichen Anspannung gesorgt.
Viele Produkte sind dadurch in den vergangenen Monaten deutlich teurer geworden – auch Bier. Die deutsche Brauwirtschaft hat nun mitgeteilt, dass die bisherige Preiserhöhung nicht genug ist. Das berichtet die "Lebensmittelzeitung".
Die Brauereibranche hat nun mahnende Worte an den Handel gerichtet. Der Kostendruck sei nach wie vor massiv. Für die Brauereien seien dringende Preiserhöhungen von den Einzelhändlern nicht umgesetzt worden.
In jüngster Zeit habe es weniger Lieferengpässe gegeben. Und auch wenn die Energiepreise sich mittlerweile wieder stabilisiert hätten und teils sogar wieder rückläufig seien, "stellen die Kosten eine immense Belastung dar". Das erklärte der Deutsche Brauer-Bund (DBB) in einer aktuellen Mitteilung. Weiter teilte der DBB mit:
Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des DBB, erklärt, dass sich die Brauereien durch "anhaltend hohe und steigende Kosten weiterhin massiven Belastungen ausgesetzt" sehen. Aus diesem Grund reagiere der DBB mit "Unverständnis auf Verlautbarungen einzelner Handelskonzern, die gegenüber Lieferanten behaupten, die Kosten für Rohstoffe in der Lebensmittelproduktion seien mittlerweile stark gesunken".
Der Deutsche Brauer-Bund hält Preiserhöhungen beim Bier für dringend notwendig. Bier ist im Handel zwischen Brauereien und Einzelhandel beziehungsweise Gastronomien laut dem Statistischen Bundesamt seit April 2022 um 7,3 Prozent teurer geworden. Die Erzeugerpreise bei anderen Lebensmitteln und Getränken sind demgegenüber um 12,9 Prozent gestiegen.
Seit Mai dieses Jahres sind immer wieder Rufe nach niedrigeren Einkaufspreisen vonseiten des Handels laut geworden: Die gesunkenen Kosten von Energie und Rohstoffen müssten an die Verbraucher:innen weitergegeben werden. Die Chefs von Edeka und Rewe hatten sich mehrfach direkt an die Hersteller gewandt und günstigere Preise verlangt, da sich die Lage entspannt habe.
Laut DBB habe sich die Lage jedoch noch nicht entspannt. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie sonstigen Vorleistungen seien weiterhin von steigenden Preisen betroffen. Glasflaschen sind bis zu 140 Prozent teurer im Vergleich zu April 2022, Braumalz um bis zu 150 Prozent. Auch die Preise für Kronkorken und Etiketten seien gestiegen. Die steigenden Lohnkosten tragen auch zu erhöhten Preisen bei.
Laut DBB-Vorstand Eichele leide die Brauereibranche auch immer noch unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie, als Fassbier monatelang unverkäuflich war. Am Donnerstag findet in Berlin der Deutsche Brauertag 2023 statt. Ob es in naher Zukunft zu Preiserhöhungen bei Bier kommen wird, bleibt abzuwarten.