Es sind die kleinen Dinge, die bei Werbung hängen bleiben. Oft sind es nicht die dramaturgisch ausgeklügelten Szenerien oder besonders hochgestochene Sprache, sondern einfach der Grad an Absurdität.
Erwähnt seien hier etwa die aktuellsten Clips des Essenslieferanten Uber Eats (Nura trällert mit Howard Carpendale) oder beinahe jede Werbung des Vergleichsportals Check24 (unter anderem mit Lukas Podolski, der in einer fiktiven Late-Night-Show hockt und schlechte Wortwitze macht).
Fakt ist allerdings: Durch eben diese Aufreger schafft es Werbung, in den Köpfen der Menschen zu bleiben. Und wenn man den nächsten Urlaub buchen will, hat man dann vielleicht wirklich Poldi im Kopf und "will einfach mal schauen", was Check24 denn eigentlich für Angebote hat.
Für Aufregung sorgen die entsprechenden Clips trotzdem immer wieder. Aktuell debattieren vor allem die Keksfans der Nation, was Werbung eigentlich darf und was nicht.
Auf dem Youtube-Kanal der Keksfirma DeBeukelaer wurde vor zwei Monaten ein Clip hochgeladen, der offensichtlich anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der beliebten Doppelkekse "Prinzenrolle" entstanden ist. "Auf Prinzenrolle kannst du immer zählen", heißt es dort zu Beginn des Videos.
Es folgen kurze Aufnahmen von Kindern und Erwachsenen in verschiedenen Szenen, in jeder ist dazu eine Packung Prinzenkekse abgebildet. Bei genauerem Hinsehen lässt sich jedoch erkennen, dass die Aufnahmen keine echten Menschen zeigen, sondern KI-generiert sind.
"Mit dem TV-Spot übersetzen wir den Markenkern der Prinzen Rolle in Alltagsszenen und inszenieren die Prinzen-Qualität, auf die sich die Konsumenten seit 70 Jahren verlassen können", sagte Sibyl Faylor, Leiterin im Bereich von Griesson DeBeukelaer, dem österreichischen Handelsmagazin "Cash". Demnach wurde der Clip in Zusammenarbeit mit der Foodagentur "Taste" erstellt.
Die KI-Inhalte scheinen den Nutzer:innen auf Youtube allerdings gar nicht zu gefallen. "Danke für diese Werbung. Jetzt weiß ich, wie viel euch euer Produkt wert ist und so kann ich getrost zur No-Name-Alternative greifen", heißt es in einem Kommentar.
"Gruselig. Die Vorstellung, dass Werber mit einem in drei Minuten generierten Clip Geld verdienen: witzig", schreibt ein anderer User.
Laut Expert:innen könnte die beliebte Keksmarke DeBeukelaer sich mit dem neuen Clip selbst schaden. "Für Kinder mag die KI-Ästhetik reizvoll und modern wirken, für Eltern hingegen kann die fehlende Authentizität – gerade wenn sie als Täuschung empfunden wird – das Vertrauen in die Marke untergraben", sagt Christoph Maerz, Experte für generative KI, der "Frankfurter Rundschau".
Vor allem durch sehr offensichtliche KI-Elemente könnte schnell Skepsis entstehen.
DeBeukelaer bestätigte auf Nachfrage der "Frankfurter Rundschau", in dem Clip neue Technologien ausprobiert zu haben. "Inwieweit wir weiterhin KI-generierte Szenen nutzen werden, prüfen wir gerade", erklärte eine Sprecherin.
Wenn es nach den Konsument:innen geht, herrscht jedenfalls Einigkeit. "Niemand mag diese Werbung. Bitte noch einmal mit echten Menschen", schreibt ein Nutzer auf Youtube. Im Kopf geblieben ist die Werbung aber sicher bei den meisten.