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Supermarkt: Preissenkungen bei Lidl sind laut Experte "Quatsch"

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Lidl wirbt aktuell mit großen Preisänderungen. Bild: imago images / Steinsiek.ch
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Supermarkt-Experte zerlegt Lidl-Versprechen: "Das ist Quatsch"

Lidl wirbt aktuell mit nie dagewesenen Preissenkungen in ganz Deutschland. Die Discounter-Konkurrenz bei Aldi zieht nach. Schaut man genauer hin, steckt dahinter eine klare Strategie.
05.06.2025, 14:1205.06.2025, 14:12
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Es gibt für deutsche Durchschnittsverbraucher:innen kaum etwas Wichtigeres als Sparen. Akribisch durchforsten viele die immer seltener ausgelieferten Supermarkt-Prospekte, um beim Wocheneinkauf wirklich bei jedem Artikel ein paar Cent weniger zu zahlen.

Die aktuelle Marketingstrategie von Aldi und Lidl dürfte damit auf durchaus fruchtbaren Boden treffen. Durch bombastische Wörter wie "Billig-Offensive", "Discounter-Duell" oder "Super-Preiskampf" machen sich die beiden Unternehmen aktuell einen Namen und reduzieren Dutzende Artikel dauerhaft.

Aber wie viel profitieren Verbraucher:innen von den Preissenkungen tatsächlich?

Laut eigenen Angaben will Lidl mit seiner Rabattaktion die inflationsbedingte Belastung deutscher Haushalte bekämpfen. In der offiziellen Pressemitteilung ist daher die Rede von "über 500 Artikeln", die im Preis gesenkt werden.

Preissturz bei Lidl: Experte bewertet Rabatt-Aktion

"Ich habe die Artikel nachgezählt und bin nur auf 300 reduzierte Artikel gekommen", kritisiert hierzu allerdings Stephan Rüschen im "Spiegel". Er ist Professor für Lebensmittelhandel in Heilbronn. Lidls Preisoffensive hält er für intransparent.

"Solche Aktionen beeinflussen eher das Preisimage. Darum geht es", unterstreicht der Experte. Tatsächlich seien vor allem viele Eigenmarken-Produkte von den Preissenkungen betroffen. Mitunter sind diese nur regional verfügbar und werden gar nicht bundesweit vertrieben.

Rüschen weist im Gespräch mit dem "Spiegel" darauf hin, dass die Discounter-Aktion keineswegs so altruistisch ist, wie sie scheint. "Das ist Quatsch. Es geht nicht um gesellschaftspolitische Verantwortung, es geht um die Preisführerschaft", sagt er.

Für die Kund:innen ergibt sich auf den gesamten Einkauf gerechnet am Ende ihm zufolge gerade einmal eine Ersparnis von zwei bis drei Prozent.

Seit der Corona-Pandemie waren die Lebensmittelpreise in Deutschland konsequent angestiegen. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs lag die Inflationsrate im Jahr 2022 zwischenzeitlich bei etwa 10 Prozent.

Supermarkt: Preise bleiben stabil

Aktuell ist die Inflationsrate zwar wieder auf gut zwei Prozent gesunken. Dennoch bleiben die Verbraucherpreise noch immer auf einem höheren Niveau als vor etwa fünf Jahren. Stephan Rüschen erklärt, dass auch die aktuellen Preissenkungen bei Lidl und Aldi daran nichts ändern werden.

Dennoch wird der Preiskampf wohl für alle Verbraucher:innen einen spürbaren Effekt haben: Expert:innen gehen davon aus, dass letztlich auch die großen Supermarktketten bei der Preissenkung mitziehen werden.

Zudem dürfte vorerst zumindest kein Jo-Jo-Effekt zu erwarten sein. Denn eine baldige Preissteigerung hält Rüschen für unwahrscheinlich. "Da die Unternehmen jetzt stark unter Beobachtung stehen, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie die Preise klammheimlich erhöhen. Dann würden sie an Glaubwürdigkeit verlieren", sagt er.

Auch tatsächliche Verfeindungen unter den Discounter-Riesen Aldi und Lidl sieht der Experte nicht am Horizont aufziehen. Die großen Worte zur neuen Preisstrategie bewertet er als Marketingcoup.

Urlaub auf Mallorca: Hunderte Millionen Touristensteuer sind versandet
Seit 2016 zahlen Urlauber:innen auf Mallorca die sogenannte Touristensteuer. Eigentlich für Umwelt- und Infrastrukturprojekte. Tatsächlich für fast gar nichts.

"Impuesto del Turismo Sostenible" heißt der schöne Begriff, mit dem Urlauber:innen seit 2016 auf Mallorca für die Kosten ihrer Existenz aufkommen müssen. Ein Urlauber kommt schließlich selten allein, und nicht wenige von ihnen fristen ihr Dasein auf den Balearen mit der Beschäftigung, neongrüne Getränke eimerweise in sich hineinzuschütten. Daher die "Steuer für nachhaltigen Tourismus", wie es im weniger klangvollen Deutsch heißt.

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