
In den vergangenen zehn Jahren sind Erdbeeren in Deutschland immer teurer geworden.Bild: dpa / Armin Weigel
Supermarkt
Die Lust auf Erdbeeren hierzulande ist ungebrochen, doch das Geschäft mit den Früchten wird für die Betriebe immer komplizierter. Jetzt warnt ein deutscher Großbauer vor dem Durchbrechen der Preisschallmauer.
03.06.2025, 14:1603.06.2025, 14:16
Ob Bärlauch, Spargel, Kürbis oder Erdbeeren – die Menschen in Deutschland lieben Saisonales. Und viele sind gerne bereit, dafür auch mal tiefer in die Tasche zu greifen. Doch nur bis zu einem gewissen Preis. Darüber hinaus wird's unverschämt, so häufig der Impuls.
Aber wo liegt diese magische Grenze? Natürlich wird sie sehr individuell gezogen – die Kund:innen haben das Geld schließlich unterschiedlich locker sitzen –, dennoch meint einer der größten Erdbeerbauern in Deutschland ausgemacht zu haben, ab wann es den meisten von uns reicht.
"Jedes Produkt hat eine Preisschwelle", erklärt Enno Glantz vom gleichnamigen Erdbeerhof in Dellingsdorf in Schleswig-Holstein. Er ist Landwirt in siebter Generation und betreibt rund 250 Erdbeerverkaufsstände, was ihn zu einem der größten Erzeuger in Norddeutschland macht.
Der Mann kennt sich also aus mit Erdbeeren und ihren Preisen. Er ist besorgt angesichts der jüngsten Entwicklungen auf dem Markt – und warnt, dass ein gewisser Preis für heimische Produkte nicht überschritten werden sollte.
Dieser liege bei Erdbeeren zwischen neun und zehn Euro pro Kilogramm. Bei allem darüber hinaus würden viele Verbraucher:innen sonst lieber zu günstiger Ware aus Importländern wie Spanien oder Marokko greifen. Für die Landwirt:innen in Deutschland könne die Lage dann schnell "existenzbedrohend" werden, sagt Enno Glantz dem "Spiegel".
Erdbeeren: Preise haben sich seit 2014 fast verdoppelt
Schon heute müssen Kund:innen hierzulande teilweise bis zu zehn Euro zahlen. Im Schnitt liegt der Verkaufspreis für deutsche Erdbeeren aktuell zwar bei etwa sechs Euro pro Kilo, die Tendenz ist allerdings klar: 2024 waren es durchschnittlich 6,70 Euro, 2014 noch etwa 3,60 Euro – eine Preissteigerung von 86 Prozent in zehn Jahren.
Importierte Erdbeeren aus Spanien oder Marokko sind dagegen durch die Bank günstiger zu haben. Sie kosteten 2024 im Schnitt rund fünf Euro pro Kilogramm.
Fragt man deutsche Landwirt:innen, geben sie mehrere Gründe an, die ihnen und den empfindlichen Früchten das Leben schwer machen. Sie klagen über teure Saisonarbeitskräfte, zu viel Bürokratie und die Folgen der Klimakrise.
Erdbeeren: Bauern kämpfen mit Klimakrise und Mindestlohn
So schaden Starkregen sowie hohe und schwankende Temperaturen der Ernte. "Der Trend geht zur geschützten Produktion", erklärt Eva Würtenberger, Marktexpertin bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, gegenüber dem "Spiegel". Die entsprechenden Investitionen können sich viele Betriebe aber nicht leisten und müssen aufgeben. In den vergangenen zehn Jahren sind die Anbauflächen für Erdbeeren in Deutschland um fast 30 Prozent geschrumpft.
Landwirt:innen hierzulande graust es außerdem vor einer weiteren Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns von heute 12,82 auf 15 Euro pro Stunde, wie sie aktuell für 2026 im Raum steht. "Ich habe Verständnis für den Mindestlohn, aber es wird nicht diskutiert, was das für Folgen für die Branche hat", sagt Glantz. Länder wie Italien oder Österreich hätten einen Wettbewerbsvorteil, weil es dort keine Mindestlöhne gibt.

Erdbeeren pflücken ist nach wie vor weitgehend Handarbeit. Bild: dpa / Hendrik Schmidt
Glantz beschäftigt in der Erntesaison rund 1500 Helfer:innen, vorwiegend aus Polen und der Ukraine und würde sich wünschen, dass beim Mindestlohn stärker zwischen dauerhaft Angestellten und Saisonarbeitskräften unterschieden wird. Obstbäuer:innen fordern, die Zeit der Sozialversicherungsfreiheit für Erntehelfer:innen auf 120 Arbeitstage zu verlängern. Und generell solle ihr Mindestlohn um die Sozialabgaben gekürzt werden.
Doch dass der Mindestlohn nicht das einzige Problem sein kann, zeigt ein Blick in die Niederlande, wo dieser für Erntehelfer:innen schon jetzt mindestens 14,06 Euro pro Stunde beträgt. Mit modernen Gewächshäusern, automatischen Prozessen und effizienter Logistik schaffte das Land ein Hektarertrag bei Erdbeeren, der zuletzt fast fünfmal höher als in Deutschland war.
Immer wieder versuchen Kriminelle, Kund:innen von Banken, Streaming-Diensten oder anderen Unternehmen hinters Licht zu führen. Aktuell sollten sich vor allem Nutzer:innen des Streaming-Anbieters Disney+ in Acht nehmen.
Wie viele Mails tagtäglich im persönlichen Postfach landen, darüber verlieren manche schnell den Überblick. Manchmal flattert ein Newsletter nach der nächsten Versandbenachrichtigung und der übernächsten Zahlungserinnerung herein.