Seit Monaten streiten sich deutsche Supermarktketten mit den Herstellern von Lebensmitteln um die Preise. Wegen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Inflation stiegen die Produktionskosten für die Hersteller, die diese wiederum an die Märkte weitergaben.
Infolgedessen ist zwischen mehreren Supermarktkonzernen und verschiedenen Herstellern Streit entbrannt. Es geht um die generelle Preisentwicklung, aber auch um einzelne Produkte, von denen dann einige nicht mehr in allen Märkten angeboten wurden.
Im September etwa nahm Rewe nach einem Streit mit Ritter Sport die Kult-Schokotafeln aus den Regalen vieler Filialen. Es gibt aber in letzter Zeit auch gute Nachrichten von verbannten Produkten, die ihren Weg zurück in die Supermärkte finden.
Nun hat Kaufland eine allgemeine Forderung an die Hersteller gestellt, ihre Produktpreise aufgrund aktueller Entwicklungen anzupassen.
Der Supermarktkonzern fordert die Hersteller laut Informationen der "Lebensmittelzeitung" in den Jahresendverhandlungen dazu auf, ihre Produktpreise um 1,3 bis 2 Prozent zu senken. Demnach begründe Kaufland die Forderung damit, dass die Hochinflation vorbei sei und infolgedessen die Kosten für Rohstoffe und Energie wieder sinken würden.
Die rapide gestiegenen Energiepreise und Rohstoffpreise waren eine Reaktion des internationalen Markts auf den Angriff Russlands auf die Ukraine und unter anderem die damit verbundenen Embargos auf den Handel mit Russland. Dieser Effekt lässt in letzter Zeit wieder etwas nach – die Preise werden günstiger.
Dementsprechend fordert Kaufland nun eine Weitergabe der gesunkenen Herstellerkosten an die Supermärkte. Und laut "Lebensmittelzeitung" eckt der Händler mit seiner Forderung auch nicht sonderlich an, sondern ruft bei den Herstellern Verständnis für seine differenzierten Forderungen hervor.
Darüber hinaus beharrt Kaufland auf einer weiteren Forderung, für die sich Supermarktketten schon länger einsetzen: einheitliche Einkaufspreise in Europa. Das heißt, dass Kaufland bei einem Lieferanten für das gleiche Produkt für seine Filialen in Deutschland den gleichen Preis bezahlt wie für seine Filialen in Polen.
Hersteller berichteten der Lebensmittelzeitung, Kaufland ziehe in der Sache "die Daumenschrauben an". Der Supermarktkonzern wolle notfalls mit Bestellstopps reagieren, wenn die Lieferanten ihre Forderung nicht durchsetzen.
Bleibt noch offen, was das nun für die Endverbraucher:innen bedeutet. Einkaufspreissenkungen und eine Vereinheitlichung der Einkaufspreise auf das jeweils niedrigste Niveau der europäischen Länder lassen natürlich Hoffnung aufflammen: Vielleicht sinken die Preise in deutschen Supermärkten in nächster Zeit ebenfalls wieder.
Nach all den Preissteigerungen der vergangenen Monate wäre das natürlich wünschenswert. Dennoch sollten sich Einkäufer:innen bei Kaufland und anderen Händlern noch nicht zu früh freuen: So mächtig die Supermarktkonzerne auch sein mögen, so mächtig ist ebenfalls die Herstellerbranche. Nur weil Kaufland also "die Daumenschrauben anzieht", heißt das noch lange nicht, dass die Lieferanten nachgeben.
Zudem könnten natürlich auch die Supermärkte selbst mehr Nutzen aus möglichen Preissenkungen ziehen, indem sie diese Senkungen nur unverhältnismäßig an die Verbraucher:innen weitergeben.